Elektromobilität ist halt einfacher zu starten, wenn man wie Tesla oder BYD nicht schon Zehntausende von Menschen beschäftigt, die komplexere Verbrennermotoren bauen. Trotzdem haben die Deutschen den technischen Wechsel ganz gut hingekriegt. Manchmal fast zu gut wie VW, dessen E-Auto-Hype schneller war als die Begeisterung der Kundschaft. Klar wurden Managementfehler gemacht. Klar ist die Konkurrenz aus China rasanter gewachsen, als manche dachten. Aber es ist schon bizarr, dass ausgerechnet hier in Deutschland so viel über die „Fossil-Mafia“ geschimpft wird. VW und die anderen, ebenfalls leidenden Autoriesen wissen von je her, was Transformation bedeutet. Am heutigen Mittwoch werden die VW-Geschäftszahlen fürs dritte Quartal verkündet. Zugleich beginnt die zweite Verhandlungsrunde um den Haustarifvertrag für 120.000 Beschäftigte. Zuletzt hatte die IG Metall ein Lohnplus von sieben Prozent gefordert. Das klingt schon wie das Echo aus einer anderen Ära, als die Republik viel lieber über Work-Life-Balance und Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich diskutierte, während wir längst über unsere Verhältnisse lebten. Der VW-Vorstand hat selbst jenen, die nicht entlassen werden müssen, nur noch Lohnsenkungen von mindestens zehn Prozent zu bieten. Man müsse wieder wettbewerbsfähig werden, heißt es. Als Beispiel gern genannt: Der weltgrößte Autobauer Toyota produziert mit nur gut halb so viel Beschäftigten zwei Millionen Autos mehr als VW, das noch die Nummer zwei ist. Noch. Der Weckruf aus Wolfsburg gilt nicht nur dem eigenen Unternehmen, sondern uns allen, oder? feedback@focus-magazin.de |