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Liebe/r Leser/in,

wenn ich in diesen Tagen Menschen „frohe Weihnachten“ oder ein „gutes neues Jahr“ wünsche, werde ich oft verblüfft angeschaut. Einige atmen erst mal schwer durch, bevor sie Danke sagen, viele stöhnen einfach nur ein „Mal-schauen-wie-schlimm-es-wird“ heraus.

Okay, Gründe für Verdruss und Zukunftsängste gibt es auch genug: Krieg ohne Ende in Sicht in der Ukraine, zu wenig Gas oder zu teuer, eine große Rezession droht, bei der Fußball-WM politisch und sportlich schmachvoll gescheitert, unser Puma-Panzer ein Totalausfall. Es gibt nicht einmal mehr genug Medikamente in dem Land, das einst die „Apotheke der Welt“ war.

Das alles ist wahr, und doch ist es nicht die ganze Wirklichkeit. Millionen Deutsche haben das Interview mit dem gerade aus britischer Haft entlassenen Boris Becker verfolgt. Unser abgestürzter Held, einer, der einst auf dem Center-Court mehr zustande brachte als jeder andere auf der Welt, schilderte die Abgründe, in die er nicht nur geblickt hat.

In der Haft wurde aus Boris Becker eine Chiffre: „Mich als Namen gab es nicht mehr, sondern meine Nummer A-2923-EV. Und so wurde ich angesprochen.“ Und: „Ja, ich habe zum ersten Mal in meinem Leben Hunger gefühlt.“ Mitgefangene haben versucht, ihn zu erpressen oder ihn sogar umzubringen. Dennoch saß da kein gebrochener Mann vor den Fernsehkameras, der ein unverdientes Schicksal bejammerte. Ganz im Gegenteil! Freimütig gab er zu: „Natürlich war ich schuldig.“

Beeindruckt hat mich aber etwas anderes: Boris hat über all den Abstürzen seinen Angriffsgeist und seinen Erfolgshunger offenkundig nicht verloren. Nur wenige Tage nach der Entlassung aus achtmonatiger Haft schmiedet er Zukunftspläne für sich und die Seinen. Jetzt könne er zum ersten Mal darü­ber nachdenken, „was ich mit dem Rest meines Lebens mache“. Über seine Gemütsverfassung berichtete er: „Ich freue mich, ich bin motiviert.“ Über seine Vision für sein Leben in 20 Jahren verriet er: „Umringt von meinen Kindern.“ Und dann ein Wunsch, der einen umhaut: „Ich hoffe, es kommen noch ein paar (Kinder) dazu.“ Das sagt ein Mann, der hoffentlich genau weiß, dass für ihn die Altersgrenze von 67 nicht gilt. Der seinen Lebensstandard wieder neu erarbeiten muss, weil all die Millionen aus seiner Tennisgott-Zeit weg sind.

Die Becker-Rolle war das Symbol für Boris’ unbändigen Siegeswillen. Nie wieder hat sich ein Spieler so in den roten Sand geworfen, um auch unmögliche Bälle zu retournieren. Und darum geht es nach meiner festen Überzeugung im kommenden Jahr für unser Land: Vor dem Erfolg steht der Wille zum Erfolg.

Wir können uns doch nicht im Ernst damit abfinden, dass es wie bei der Autobahn A45 jahrelang nicht gelingt, eine marode Brücke zu ersetzen. Oder dass es keine Regierung in den vergangenen zehn Jahren geschafft hat, die selbst gesteckten Ziele bei den erneuerbaren Energien zu erfüllen. Von der Abwirtschaftung der Bundeswehr ganz zu schweigen.

Vor dem Erfolg steht der Wille zum Erfolg: Ich denke da auch an den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, der den Glauben an den Sieg seines Landes auch in den dunkelsten Stunden des Krieges nicht verliert. Und am Ende dieses Fußball-Jahres darf man sich auch wünschen, dass sich die Männer-Nationalmannschaft etwas von der Leidenschaft und dem Siegeswillen der Frauen abguckt, die im EM-Finale zwar an England scheiterten, in Wahrheit aber viel für den Fußball gewonnen haben.

2023 ist ein Jahr, das nach meiner Überzeugung genauso viele Chancen und Risiken bietet wie jedes andere Jahr auch. Für Schwarzmalerei und nationale Depression besteht kein Anlass, wenn es uns gelingt, den Glauben an uns selbst, an unsere Stärken und Fähigkeiten zurückzugewinnen.

Herzlich Ihr

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Robert Schneider,
Chefredakteur FOCUS-Magazin

PS: Eine Inspiration für „Die Welt in 2023“ bietet unser gleichnamiges Sonderheft. Ich wünsche viel Spaß und Erkenntnisfreude beim Lesen und selbstverständlich ein gesundes Neues!

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