der Slogan „Alice für Deutschland“ klingt fast wie „Alles für Deutschland“, dieser Kampfruf der SA, für dessen Gebrauch der rechtsextreme Geschichtslehrer Björn Höcke neulich verurteilt wurde? Das verkniffen-wütende Timbre, mit dem Kanzlerkandidatin Alice Weidel beim Parteitag in Riesa ankündigte, die „Windmühlen der Schande“ abzureißen, und „Re-mi-gra-tion!“ versprach, erinnert im Sound an spezielle Großveranstaltungen längst vergangener Tage? Und im Gespräch mit Elon Musk ihr revisionistisches Gefasel von Hitler, der eigentlich ein Kommunist gewesen sei? Tja.
Gut ist: Inzwischen liegt alles auf dem Tisch. Die AfD, deren Chefin gestern Abend ihre Abrissbirnen-Thesen im Hamburger Rathaus unters Volk bringen wollte, gibt sich kaum noch Mühe zu verstecken, was sie inzwischen ist: eine rechtsradikale Partei. Warum auch? Ihre Wähler juckt es nicht. In Umfragen liegen sie bei stabilen 20 Prozent. Zweitstärkste Partei in Deutschland. Dass das beängstigend ist, liegt auf der Hand.
Uns Journalisten lässt das an Mails zurückdenken, in denen uns nach kritischer Berichterstattung ein „Tag der Abrechnung“ angekündigt wurde. Eltern unter uns beschäftigt die Frage, wohin uns eine derart starke Kraft in der Politik gesellschaftlich bringt, der Wahrhaftigkeit und Werte völlig wurscht sind. Und eines ist ganz klar: Es wird sehr wichtig sein, dass die „Alt-Parteien“ in den kommenden Jahren solide und verlässliche Politik liefern, um noch Schlimmeres zu verhindern.
Wilhelmsburg, Ottensen, Neuallermöhe, Blankenese – MOPO-Chefreporter Olaf Wunder hat Menschen an Orten in der Stadt getroffen, an denen die Partei besonders stark oder besonders schwach ist. Anhänger von Weidel und Co., Menschen, die sich der AfD entgegenstellen. Und solche, die fürchten, dass ihnen von ihr Gefahr droht. Seine Reportage können Sie in der druckfrischen Ausgabe der WochenMOPO lesen, die seit heute am Kiosk erhältlich ist.
Ich wünsche Ihnen einen wunderbaren Freitag!
Herzliche Grüße
Maik Koltermann
Chefredakteur
maik.koltermann@mopo.de