Die Aktie seines Investment-Konglomerats Berkshire Hathaway ist die teuerste Aktie der Welt und hat gerade erst ein neues Allzeithoch markiert – bei 350.000 US-Dollar. Als Buffett bei Berkshire einstieg, notierte sie weit unter 100 US-Dollar. Zwischen beiden Kursen liegen Welten und mehr als 50 Jahre, in denen Buffett aus dem maroden Textil-Fabrikanten die erfolgreichste Beteiligungs-Gesellschaft der Welt formte. Trotzdem sieht sich der über 90-jährige Buffett immer wieder Kritik ausgesetzt; ihm wird vorgeworfen, kein oder zu wenig Verständnis für junge, innovative Technologie-Firmen zu haben und so großartige Chancen zu verpassen. Ende der 1990er Jahre stiegen die Kurse der Technologie-Aktien massiv an und Buffett schaute nur zu. Nachdem die Internetblase im Frühjahr 2000 platzte und die Kurse der Technologie-Aktien weltweit ins Bodenlose abstürzten, wurde Buffett beklatscht, denn er hatte richtig gelegen und es wieder einmal allen gezeigt. Kaum hatten sich die Märkte etwas berappelt, stürzten sie 2008/09 im Zuge der Immobilien- und Finanzkrise wieder ab und auch die Technologie-Werte konnten sich dem neuerlichen Absturz nicht entziehen. Doch mit dem Tief im Jahr 2009 startete der längste Bullen-Markt der Geschichte, der 11 Jahre anhielt, bis zum Corona-Crash im Frühjahr 2020. Und seitdem ist alles anders. Bis dahin hatten sich Value-Aktien und Technologie-Werte regelmäßig abgewechselt und die einen die anderen jeweils für einige Jahren outperformt. Doch das gilt nicht mehr, denn seit 2009 schlagen die Technologie-Werte die Value-Aktien in jedem einzelnen Jahr. Und zwar deutlich. Dieses Mal ist alles anders?! Nun wissen wir seit Sir John Templetons Mahnung, dass „dieses Mal ist alles anders“ die 5 teuersten Worte an der Börse sind. Doch dieses Mal ist alles anders, wirklich. Denn die Zinsen sind als entscheidender Faktor aus der Gleichung herausgefallen. Sie liegen nahe der Null-Linie, manchmal sogar darunter. Das ist deshalb so wichtig, weil sie der Preis für Fremdkapital sind, die Prämie für Risiko. Und Nullzinsen bedeuten, dass Risiko nichts mehr kostet. Vereinfacht ausgedrückt sind Value-Titel Unternehmen, die langsam wachsen, aber schöne Gewinne abwerfen. Wachstums-Werte erzielen hingegen starke Umsatz-Zuwächse im prozentual zweistelligen Bereich und investieren ihr verdientes Geld gleich wieder in weiteres Wachstum. Gewinne findet man hier selten. Bei einem Zinsniveau von 0 Prozent können sich Unternehmen kostenlos Geld leihen. Bei einem Zinsniveau von 5 Prozent fallen entsprechend Zinsen an. Was an Geld hereinkommt, muss dann teilweise für Zinsen aufgewendet werden und steht nicht für Investitionen zur Verfügung. Je mehr Fremdkapital man aufnimmt, umso höher steigen die Zinslasten und umso niedriger wird der freie Finanzspielraum. Das Ende des Wachstums ist absehbar. In „zinsnormalen“ Zeiten können Wachstums-Unternehmen also immer nur eine begrenzte Zeit wachsen, bevor sie die Zinslast einschränkt und das Wachstum bremst. Dann sind die langweiligen Value-Unternehmen wieder attraktiv. In zinslosen Zeiten gibt es keine Wachstums-Hemmnisse durch die Zinslast. Daher bleiben Wachstums-Werte attraktiver als Value-Titel. Daher ist dieses Mal alles anders. Bis das Zinsniveau wieder eine Rolle spielt und Unternehmen 4, 5 oder mehr Prozent für Fremdkapital bezahlen müssen. Doch bis es soweit ist, haben Wachstums-Unternehmen einen Wettbewerbs-Vorteil. Buffett und Technologie 1.0: IBM Buffett investiert in Versicherungen und in Banken. Er kauft, was er kennt und versteht. Vor 10 Jahren hat er dann seine erste Technologie-Aktie gekauft: IBM. Er hielt dem Unternehmen jahrelang die Treue, trennte sich aber am Ende mit deutlichem Verlust. Dabei lag er bei IBM völlig richtig mit seinen Überlegungen. Und trotzdem voll daneben. Buffett sah, dass fast der Großteil der Unternehmen auf der Fortune 500-Liste Kunden von IBM waren. Er erkannte, dass hier ein gewaltiger Burggraben vorlag, denn mit seiner IT- und Netzwerk-Architektur zu einem anderen Anbieter zu wechseln, wäre eine Mammut-Aufgabe gewesen, so als würde man jemandem ein neues Rückgrat einsetzen wollen, während der einen Marathon läuft. Buffett setzte darauf, dass IBM „unverlassbar“ war und mit der Zeit immer mehr Geld an seinen Kunden verdienen würde, weil diese ständig wachsen und gleichzeitig IT für die Unternehmen immer wichtiger werden würde. Soweit, so richtig. Aber Buffett hatte nicht erkannt, dass die Fortune 500-Unternehmen die „alte Welt“ widerspiegelten. Es waren die klassischen Sektoren, Industrie, verarbeitendes Gewerbe, Banken, Versicherungen, Energie. Das Wachstum, die Transformation unserer Gesellschaft, fand aber woanders statt: Bei und durch Google, Facebook, Amazon, eBay, PayPal. Der Anteil der „alten“ Fortune 500-Unternehmen an der Gesamt-Wirtschaftsleistung schrumpfte zunehmend und damit auch der Kuchen, von dem sich IBM die Stücke abschnitt. Als Buffett dieses Dilemma mehrere fruchtlose Jahre nach seinem Einstieg bei IBM erkannte, warf er die Aktien kompromisslos aus seinem Depot. „Ich habe mich geirrt“, sagte Buffett. Nicht zum ersten Mal, nicht zum letzten Mal, aber definitiv. Buffett und Technologie 2.0: Apple Und dann stieg er kurze Zeit später bei Apple ein. Das war ursprünglich nicht seine Idee, sondern die eines seiner Investment-Leutnants. Aber nachdem Buffett das Geschäftsmodell von Apple (endlich) verstanden hatte, seinen Burggraben und sein Ökosystem, kaufte er für viele Milliarden Apple-Aktien in großem Stil. In der Spitze gehörten ihm mehr als 5 Prozent des Billionen-Dollar-Unternehmens. Und Apple ist eine wahre Erfolgsgeschichte, auch als Investment für Buffett. Die Gewinne steigen stark und der Aktienkurs gehört seit Jahren zu den am stärksten Steigenden. Zwei Jahre hintereinander stieg er um mehr als 70 Prozent an. Apple steht in Buffetts Depot inzwischen für mehr als die Hälfte des Gesamtwerts und die Dividenden lassen jedes Quartal Milliarden an zusätzlichem Cash in Berkshires Kassen fließen. Mit diesem einen Deal, mit Apple, auf die er so viel Geld gesetzt hat, hat Buffett die Performance seines Depots „gerettet“. Ohne Apple hatte Berkshire in den letzten Jahren viel schlechter abgeschnitten. Ein einzelner Glücksgriff, wenn auch ein verdienter. Ähnliche Erfolge hatte Buffett in früheren Zeiten mit Geico, mit Wells Fargo, mit Coca-Cola, mit American Express, mit Bank of America. Eben Old School-Werten, Value-Aktien. Viele Anleger stellen sich daher immer lauter die Frage, ob es nicht Alternativen zu Buffett gibt. Unternehmen, die nach ganz ähnlichen Prinzipien geführt werden, aber mit mehr Hang zu Technologie- und Wachstums-Werten. Und man braucht gar nicht so lange suchen, denn es gibt eine ganze Reihe interessanter Alternativen. Abseits der „üblichen Verdächtigen“ wie Danaher oder Fortive, schauen wir uns heute mal 3 weniger bekannte an. Markel Corp. – Die Baby-Berkshire! Am ehesten vergleichbar mit Berkshire ist der Versicherungs-Konzern Markel, ein 1930 gegründetes Versicherungs-Unternehmen aus Virginia, das Versicherungen für Privat-, Gewerbe- und Industrie-Kunden offeriert. Dabei bedient Markel eher kleine und mittelständische Unternehmen wie Tanzschulen, Campingplätze, Sportvereine, Weinkellereien oder Kunsthändler. Ein an sich ganz unspektakuläres Geschäft, aber Markel ist weitaus mehr als das. Wie Buffett auch, profitiert Markel vom stetigen „Flow“ aus dem Versicherungsgeschäft: Kunden zahlen Prämien und die Versicherung muss erst zu einem späteren Zeitpunkt die Gegenleistung erbringen. Wenn überhaupt. In der Zwischenzeit fließen dem Unternehmen die Versicherungsbeiträge zu und anstatt diese als Bankguthaben versauern zu lassen, investiert Markel diese Gelder seit Jahrzehnten in Aktien ausgewählter Unternehmen. Wie Buffett. So hält Markel Aktien-Pakete am britischen Spirituosen-Hersteller Diageo, Traktor-Hersteller Deere, Pharma-Riesen Johnson & Johnson, der Rating-Agentur Moody's, also große Unternehmen, in die auch Buffett investiert. Allerdings setzt Markel durchaus auch auf Technologie-Aktien und deshalb finden sich auch Aktien von Amazon, Oracle, Apple, Microsoft oder Facebook im Depot. Allerdings ist die mit Abstand größte Position Buffetts Berkshire Hathaway. Die A- und B-Aktien bringen es zusammen auf 11,5 Prozent Depotgewicht, während der nächstschwerste Wert dahinter Amazon ist, mit 5,25 Prozent Gewichtung. Irgendwie ein bisschen einfallslos, muss man leider sagen. Es folgen Brookfield Asset Management, Home Depot, Disney, die Google-Mutter Alphabet, Visa, Diageo, Deere, Apple und BlackRock. Ein breit diversifiziertes Aktien-Depot, das für den Versicherungs-Konzern den entscheidenden Unterschied macht. Denn anders als klassische Versicherer, die überwiegend in Immobilien und Anleihen investieren und daher von den niedrigen Zinsen erheblich belastet werden bei ihren Erträgen, erzielt Markel dank seiner Aktien-Pakete und der hieraus fließenden Dividenden-Einnahmen vergleichsweise attraktive Renditen. Und über die Jahre betrachtet hat Markel als Unternehmen seinen Wert immerhin um durchschnittlich 19 Prozent pro Jahr steigern können. Bei Markel trifft ein erfolgreiches operatives Versicherungs-Business auf ein immer wertvoller werdendes Aktien-Portfolio. Value-orientierte Langfrist-Anleger haben die „Baby-Berkshire“ Markel daher immer auf dem Schirm. Markel Corp. (ISIN: US5705351048) | | WKN / Kürzel | Börsenwert | KGV 20e/21e/22e | Kurs | 885036 / MKL | 13,5 Mrd. USD | 94 / 18 / 16 | 968,75 USD |
IAC InterActiveCorp. Gar nichts mit Versicherungen am Hut hat IAC, eine äußerst erfolgreiche Venture Capital- und Beteiligungs-Gesellschaft im Bereich von US-Internetwerten. 1986 als Silver King Broadcasting Company gegründet, hat man eine ganze Reihe von vielversprechenden Diensten aufgebaut und zusammengekauft. Zu den Eigengründungen gehören bekannte Unternehmen wie Expedia (2005), Home Shopping Network (2008), Ticketmaster Entertainment (2008), Tree.com (2008), TripAdvisor (2011), Match Group (2015), Trivago (2016) oder ANGI HomeServices (2017). Die Tinder-Mutter Match Group hat IAC erst vor wenigen Monaten als Spin-off seinen eigenen Aktionären geschenkt und ihnen die Aktien ins Depot gebucht. Nach dem Match-Spin-off verfügte die schuldenfreie IAC neben ihren Beteiligungen über ein Cash-Polster von 3,9 Milliarden US-Dollar. Und ging damit bereits auf Shoppingtour. Für 500 Millionen US-Dollar hat man Care.com übernommen, den weltweit größten Online-Marktplatz für die Vermittlung von Pflegepersonal im Bereich Altenpflege, Babysitter, Haushaltsdienste. Anschließend hat IAC dessen Börsennotierung eingestellt und führt Care.com seitdem als privates Unternehmen und entwickelt es unter einem neuen Management weiter. Vor einem halben Jahr kaufte IAC für 1 Milliarde US-Dollar einen Anteil von 12 Prozent an der börsennotierten MGM Resorts. Der Kaufpreis für die Aktien des Casino-Betreibers lag bei 17 US-Dollar und IAC bezeichnete dies als eine „einmalige“ Gelegenheit. Damals lagen die Aktien des Casino-Betreibers am Boden und haben sich seitdem prächtig erholt auf zuletzt 30 US-Dollar, so dass der Buchgewinn für IAC bereits die Marke von 750 Millionen US-Dollar überschreitet. IAC zielt bei dem Engagement nicht auf kurzfristige Kurszuwächse und will sich auch nicht als Casino-Betreiber versuchen, sondern wird MGM dabei unterstützen, sich im Bereich Online-Wetten und -Glücksspiele besser aufzustellen. Das ist ein stark wachsender Markt, nicht nur in Corona-Zeiten, aber in den USA vollzieht sich gerade eine „spielverändernde“ Entwicklung. Denn immer mehr Bundesstaaten legalisieren das Glücksspiel und vergeben auch Lizenzen für Online-Glücksspiele. Ein neues Eldorado und IAC ist nun milliardenschwer mittendrin. IAC hat keine Versicherungen im Depot und keine Industrie- oder Finanz-Werte. Der Cashflow kommt nicht aus Prämien-Einnahmen der konsolidierten Versicherungen, wie bei Berkshire, sondern aus Gewinn-Abführungen der profitablen Töchter und noch viel mehr aus den Erlösen, die Verkäufe der besten Beteiligungen einbringen. So lief es auch beim Match-Spin-off, bei dem Match einen Großteil der Schulden des Konzerns übernahm und gleichzeitig Milliarden als Barkomponente an IAC abführte. Der Preis für die Erlangung der wiedererlangten Freiheit. Und eine Win-Win-Situation für beide Unternehmen und ihre jeweiligen Aktionäre. Für das 2. Quartal strebt IAC nun die Trennung von seiner Video-Plattform Vimeo an. Vimeo bietet Tools an für Live-Streaming, Videoaufzeichnung, Videoerstellung, Archivierung und sogar die Monetarisierung von Video Channels über Subskriptionen. Dabei sind Partnerschaften mit Plattformen wie Shopify, die ihren Kunden Videolösungen via Vimeo anbieten, ein wichtiger Vertriebskanal. Corona sorgt für starken Rückenwind und die jüngste Finanzierungsrunde, die Vimeo weitere 300 Millionen US-Dollar in die Kasse spülte, bewertete das Unternehmen mit 5 bis 6 Milliarden US-Dollar. Bei der vorangegangenen Finanzierungsrunde im Oktober lag man noch bei 2,5 Milliarden US-Dollar. Und nach Vimeo wird es ANGI HomeServices „an den Kragen“ gehen; das ist zwar schon länger im Gespräch, aber der Boom bei Vimeo hat hier die Prioritäten verschoben. IAC hält 85,1 Prozent an ANGI HomeServices, einem Marktplatz für Handwerker-Dienstleistungen, zu dem auch das deutsche Handwerker-Portal MyHammer gehört. ANGI steuert rund 49 Prozent zum IAC-Konzernumsatz bei und die Trennung wird IAC daher nochmals signifikant schrumpfen lassen. Das muss Anleger nicht schrecken, denn dieses Vorgehen gehört zu IACs „Playbook“. Auch die Trennung von Expedia, damals die mit Abstand größte Tochter von IAC, entließ den Großteil des Umsatzes aus dem IAC-Konzern. Und IAC stellte sich danach neu auf und setzte stark auf sein neues Geschäftsfeld Online-Dating. Mit großem Erfolg, wie wir wissen, denn die Match Group hat heute eine Börsenkapitalisierung von 37 Milliarden US-Dollar. IAC wird mit dem Cash-Bestand und dem zu erwartenden weiteren Geldsegen neue Investments eingehen. Aber es dürften noch viele Milliarden übrig sein und da IAC bisher immer in kleine, neu entstehende Nischen investiert und daraus Marktführer aufgebaut hat, hat man keinen besonders großen Kapitalbedarf. Gut möglich, dass IAC wieder zum Mittel der Sonderausschüttung greift. Das tat IAC schon einmal und gab einen Großteil seines Geldes, das aus Beteiligungsverkäufen stammte, in Form einer Sonder-Dividende an die Aktionäre zurück. IAC ist quasi die Anti-Berkshire, ein völlig anderer Entwurf. Aber mindestens ebenso erfolgreich. Es werden Nischen erkannt und aus kleinen Branchenführern globale Marktführer entwickelt, die dann verkauft oder an die Aktionäre abgegeben werden. IAC ist ein Wachstums-Unternehmen, bei dem das regelmäßige Schrumpfen zum Geschäftsmodell gehört, um danach aus dem Kleinen heraus wieder Großes zu errichten. IAC/InterActiveCorp (ISIN: US44891N1090) | | WKN / Kürzel | Börsenwert | KGV 20e/21e/22e | Kurs | A2P75E / IAC | 18 Mrd. USD | neg. / neg. / neg. | 208,47 USD |
Roper Technologies Roper könnte man als Mittelweg zwischen Markel und IAC ansehen. Der US-amerikanische Misch-Konzern hält eine Vielzahl von Beteiligungen, die in den 4 Geschäftsfeldern Anwendungs-Software, Netzwerk-Software und -Systeme, Mess- und Analyselösungen sowie Prozess-Technologien tätig sind. Seit 1992 ist Roper an der Börse gelistet und wächst besonders durch Übernahmen von aussichtsreich positionierten Marktführern in Nischen-Märkten. Das Unternehmen bietet ein sehr breit gefächertes Angebotsspektrum, das von Software für Baufirmen, Kartensystemen und integrierten Sicherheits-, Maut- und Verkehrs-Systemen, Kartenlese-Geräten für Funkfrequenz-Ausweise, über Systeme für die automatische Zählerablesung, Diagnose- und Labor-Software bis hin zu Cloud-basierten Plattformen für Finanz-Analysen und Leistungs-Software sowie Produkten und Software für die digitale Bildverarbeitung reicht. Die Kunden stammen entsprechend aus dem Gesundheits- und Bauwesen, der Nahrungsmittel-Industrie oder dem Bildungsbereich. In den letzten Jahren erzielte Roper durchschnittliche Eigenkapitalrenditen von 12,5 Prozent und konnte seit der Finanzkrise 2008/09 in jedem Jahr Gewinne ausweisen und sein Eigenkapital erhöhen. Mit Eigenkapitalquoten von knapp unter 50 Prozent ist die Bilanz von Roper sehr solide. Zuletzt hat man für 5,35 Milliarden US-Dollar Vertafore übernommen, die für Assekuranzen cloudbasierte Versicherungs-Software für Agenturverwaltung, Compliance und Workflow anbieten. Roper ist nicht auf kapitalintensive Unternehmen mit großem Maschinenpark aus, sondern auf Nischen-Marktführer mit geringem Kapitalbedarf sowie robusten und wiederkehrenden Einnahmen, am besten mit hoher Kundenbindung. Mit dieser Auswahl wird Roper oft bei Software-Firmen und Dienstleistern fündig. Der zunehmende Fokus auf Software-Unternehmen veranlasste Roper dann 2015 auch, seinen Namen von Roper Industries in Roper Technologies zu ändern. Die erworbenen Unternehmen werden dann, wie bei Berkshire, mit einem hohen Maß an Autonomie geführt, erhalten jedoch Unterstützung und Coaching durch das Management von Roper. Die Entscheidungen über die Kapital-Allokation werden jedoch zentral bei der Mutter Roper getroffen. Diese verwendet den im Konzern generierten operativen Cashflow zur Tilgung von Schulden und für neue Akquisitionen. Und das ähnelt in gewisser Weise dem Float, den Buffett bei Berkshire aus seinen konsolidierten Versicherungs-Unternehmen zieht und der ihm so unverzinst für Investments zur Verfügung steht. Ropers Track Record bei Übernahmen spricht für sich und ist der Schlüssel für den nachhaltigen Erfolg des Unternehmens. Das größte Risiko liegt darin, dass Roper keine geeigneten Ziele mehr findet und dann seine Strategie anpasst. Doch danach sieht es bisher nicht aus. Mit einer Marktkapitalisierung von 45 Milliarden US-Dollar ist Roper auch noch klein und agil genug, um viele geeignete mittelständische Nischenplayer finden zu können. Die auch in den USA deutlich zunehmenden Schwierigkeiten für Unternehmer, geeignete Nachfolger zu finden, weil die Kinder oder Erben kein Interesse an der Unternehmensführung haben, spielt Unternehmens-Akquisitoren wie Roper in die Karten. Die schwierige Lage während der Corona-Pandemie dürfte hier noch für zusätzlichen Leidens- und Verkaufsdruck sorgen. Roper Industries Inc. (ISIN: US7766961061) | | WKN / Kürzel | Börsenwert | KGV 20e/21e/22e | Kurs | 883563 / ROP | 256 Mrd. USD | 47 / 39 / 37 | 395,40 USD |
Mein Fazit: Es muss nicht immer Berkshire sein. Auch andere Unternehmen haben schöne Töchter – im wahrsten Sinne des Wortes. Markel ist eine Miniaturausgabe von Berkshire und geht genau nach dem gleichen Playbook vor. Roper Technologies sammelt ebenfalls Unternehmen und gibt den Nischen-Marktführern eine langfristige neue Heimat. IAC hingegen ist der Gegenentwurf zu Berkshire, mehr Venture Capital- als Beteiligungsgesellschaft. IAC investiert in wachstumsstarke Technologie-Formen, die in aussichtsreichen und wachstumsstarken neuen Märkten zu globalen Leadern heranwachsen. Alle 3 Unternehmen sind auf ihre Weise seit vielen Jahren erfolgreich und eine Bereicherung fürs Depot. Und eine attraktive Ergänzung oder sogar Alternative zu Berkshire Hathaway...
Die heutige Ausgabe entstand wieder in Zusammenarbeit mit Michael C. Kissig, Value Investor und Betreiber des Blogs „iNTELLiGENT iNVESTiEREN“. | |
Hinweispflicht nach §34b WpHG: Der/die Verfasser ist/sind in ein oder mehreren der oben genannten Wertpapieren/Basiswerten zum Zeitpunkt des Publikmachens des Artikels investiert: Berkshire Hathaway, Danaher, Fortive, IAC/InterActiveCorp & Roper Tech. Es können daher Interessenskonflikte vorliegen. Die in diesem Artikel enthaltenen Angaben stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.
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