2. Mehr Vielfalt, dafür weniger Nummer-1-Alben in den Charts Das erfolgreichste Album der Musikgeschichte, „Thriller“ von Michael Jackson, belegte 1982 nicht nur den Spitzenplatz in den deutschen Charts, sondern hielt sich auch ganze 164 Wochen in der Hitliste. Dass Musikern ein solcher Erfolg noch heute gelingen könnte, glauben die Physiker Claudius Gros und Lukas Schneider von der Goethe-Universität Frankfurt allerdings nicht. Kulturelle Prozesse liefen nämlich deutlich schneller ab als noch vor wenigen Jahrzehnten. Und das wirkt sich auch auf die amerikanischen, britischen, niederländischen und deutschen Hitparaden aus. Zu diesem Ergebnis kommen die Forscher, nachdem sie Musikcharts aus 50 Jahren untersucht haben. Demnach gibt es aktuell deutlich mehr Alben, die es in einem Jahr unter die Top 100 beziehungsweise die Top 40 schaffen. Der Sprung an die Chartspitze muss den Werken allerdings gleich gelingen, ansonsten klettern sie in der Regel nicht bis auf Platz eins. In den sechziger bis achtziger Jahren hingegen benötigten erfolgreiche Platten bis zu sechs Wochen, um sich hochzuarbeiten – Michael Jackson ausgenommen. Die veränderte Dynamik erkläre sich dadurch, dass Menschen heute mehr Musik in kürzerer Zeit konsumierten. Ähnliches könne man nach Meinung der Wissenschaftler auch im Hinblick auf die politische Meinungsbildung, die die dynamische Stabilität liberaler Demokratien beeinflusst, beobachten.
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