Wie erkläre ich es meinem Kind?
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Rheinische Post

Morgenausgabe

Stimme
des Westens

Christian Sieben

01. März 2022

Liebe Frau Do,

250.000 Menschen auf der Straße, weiße Tauben, gemeinsames Singen mit Tränen in den Augen – die Friedensdemo am Rosenmontag in Köln war für Teilnehmer und Zuschauer ein bewegendes Ereignis. Das war gestern, heute führt Russland weiter Krieg in der Ukraine. Die erste Runde der Friedensverhandlungen brachte erwartungsgemäß keinen Durchbruch. Jetzt wird in Moskau und Kiew getrennt beraten, ein zweites Treffen soll es in einigen Tagen geben. Russland steht weltweit immer isolierter da, der Rubel fällt und fällt. Der Krieg in Osteuropa ist auch heute leider das bestimmende Thema Ihrer „Stimme des Westens“.

Heute wichtig:

Vormarsch auf Kiew: Russische Truppen bewegen sich nach ukrainischen Angaben weiter auf die Hauptstadt Kiew zu. Satellitenbilder, die die Nachrichtenagentur Unian veröffentlichte, zeigen einen russischen Konvoi aus Panzern und anderen militärischen Fahrzeugen, der rund 64 Kilometer lang sein soll. Die Lage sei angespannt, so der Generalstab. Die Russen setzten zudem ihre Angriffe auf andere Städte fort. Im Liveblog halten wir Sie über die Lage auf dem Laufenden.

Wehrpflicht: 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr sind eine energische Ansage. Aber eine einsatzfähige Truppe braucht auch Soldaten und Soldatinnen. Die Wehrpflicht wurde 2011 ausgesetzt. Jetzt wird über eine Wiedereinführung unter dem Dach einer allgemeinen Dienstpflicht diskutiert. Hagen Strauß schildert den Stand der Dinge.

Gespräch mit Kindern: Wie erkläre ich meinen Kindern, was gerade in der Welt los ist? Vor dieser Frage stehen in diesen Tagen viele Eltern. Denn dass etwas nicht stimmt, bekommen auch kleine Kinder mit. Hagen Strauß hat einen Pädagogen um Rat gefragt. Die wichtigste Botschaft: Ehrlichkeit! Das Interview lesen Sie hier.

Meinung am Morgen:

Schalke 04: Der Fußball-Zweitligist Schalke 04 trennt sich von seinem Hauptsponsor Gazprom. Kommt diese Einsicht zu spät? Stefan Klüttermann blickt in seinem Kommentar aber vor allem nach vorne: Die gesamte Sportwelt wird künftig viel kritischer prüfen müssen, von wem sie Geld annimmt.

EU-Beitritt: Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach eigenen Angaben gestern einen Antrag auf Mitgliedschaft in der Europäischen Union gestellt. Das Schreiben sei bereits auf dem Weg nach Brüssel. Warum die Ukraine die Perspektive auf Beitritt verdient, argumentiert Gregor Mayntz in seinem Kommentar.

Alarmbereitschaft: Russlands Präsident Putin hat mit seiner Anweisung zur erhöhten Alarmbereitschaft die Angst vor einem Atomkrieg bei vielen Menschen wachsen lassen. Doch wie sehr ist die tatsächliche Bedrohung gewachsen? Ebenfalls Gregor Mayntz erläutert die genauen Hintergründe und beantwortet die zehn wichtigsten Fragen.

So gesehen:

So unerlässlich es ist, in unruhigen und bedrohlichen Zeiten gut informiert zu sein – die ständige Verfügbarkeit von Internet und Smartphone hat auch problematische Seiten. „Doomscrolling“ nennt man neudeutsch dieses Verhalten, bei dem man stundenlang durch die sozialen Netzwerke surft und mit jedem Wisch des Daumens bei einem neuen beängstigenden, deprimierenden Beitrag landet. Dabei fehlen Einordnungen, Erklärungen, Hintergründe. Gelesen werden oft nur Überschriften und ein paar Sätze, einen Wisch weiter wartet ja schon der nächste Beitrag. Die sozialen Medien werden so zu einer Angstmaschine. Die Folgen für die Psyche können gravierend sein. Einen gesunden Umgang zu finden, wird zur Herausforderung für jeden Einzelnen. Mein Tipp für diesen Dienstag: Ein langer Spaziergang ohne Smartphone in der Tasche. Machen Sie es gut!

Herzlich,

Ihr

Christian Sieben

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