Glück haben und glücklich sein, sind bekanntlich zwei unterschiedliche Dinge. Glück haben ist oft eine Frage des Zufalls, ein flüchtiger Moment. Glücklich sein dagegen ist ein innerer und meist nachhaltiger Zustand, der durch Einstellung, Lebensweise und Beziehungen geprägt wird. 

Nehmen wir Juliane Koepcke. Die damals 17-Jährige sitzt am 24. Dezember 1971 gemeinsam mit ihrer Mutter in einem Flugzeug, das beide von Lima in die kleinere peruanische Stadt Pucallpa bringen soll. Über dem Amazonas wird die Maschine von einem Blitz getroffen und stürzt ab. Juliane Koepcke überlebt den freien Fall aus rund 3000 Metern Höhe – nicht unerheblich schwer verletzt und als einzige von insgesamt 92 Passagieren. Sie kämpft sich zehn Tage durch den dichten Amazonas-Dschungel und wird schließlich gerettet. Was für ein Glück! Und doch sagt Koepcke, die ihre dramatische Überlebens-Geschichte später im Buch „Als ich vom Himmel fiel“ verarbeitete: „Ich habe auch lange nicht gewusst, ob ich mich freuen oder trauern soll.“ Musste die spätere Biologin doch den tragischen Verlust ihrer Mutter verarbeiten und mit der Gewissheit leben, dass alle anderen Passagiere die gemeinsame Flugreise mit dem Tod bezahlten.