Liebe/r Leser/in, sie haben es tatsächlich getan: Bodo Ramelow von der Linkspartei und Mike Mohring von der CDU haben über eine politische Zusammenarbeit in Thüringen gesprochen. Bei einem Abendessen gestern in Erfurt, auf Einladung von Alt-Bundespräsident Joachim Gauck. Ist das der Tabubruch, vor dem die Bundes-CDU seit Wochen warnt? Oder ist es gelebter Realismus in einem Land, in dem Linkspartei und AfD die Mehrheit der Stimmen haben. Dazu zwei Gedanken:
- Sollte sich Mike Mohring auf eine wie auch immer geartete Zusammenarbeit mit der Linkspartei einlassen, bricht er damit das größtmögliche Tabu seiner Partei. Und es gäbe kaum noch Argumente, nicht auch mit der AfD zu sprechen. Das fordert bereits ein Teil seines Landesverbandes.
- Sollte der CDU-Politiker jegliche Zusammenarbeit mit der Linkspartei ablehnen, wird ihn Ramelow, der zum Regieren auf Stimmen der Opposition angewiesen ist, ständig darauf hinweisen, dass die CDU gemeinsam mit der AfD gegen die Interessen des Landes opponiere.
Mohring ist gefesselt. Entweder unterstützt er die falsche Regierung oder er paktiert mit der falschen Opposition. Der ehrgeizige Jurist muss mit ansehen, wie sich der Riss, der durch seinen thüringischen Landesverband geht, zwischen den Pragmatikern um Ex-Ministerpräsident Dieter Althaus, der eine „Projekt-Regierung“ mit der Linkspartei vorgeschlagen hatte, und den Kräften, die sich eine Zusammenarbeit mit der AfD wünschen, weiter vertieft. Eines darf bei dieser politischen Tragödie nicht vergessen werden: Mike Mohring selbst war es, der am Tabu gerüttelt hat: durch seinen Vorstoß am Tag nach der Wahl, auf Ramelow zugehen zu wollen. Vielleicht aus Weitsicht, vielleicht auch nur um der eigenen Karriere willen: Der Geist ist aus der Flasche.
Ich wünsche Ihnen einen guten Start in die neue Woche! |