Gibt es meinen Lieblings-Italiener, den beliebten Vietnamesen oder Burgerladen nach der Pandemie noch? Das habe ich mich oft gefragt in den letzten Monaten. Und während die ersten Lockdowns dank großflächiger Hilfen von den meisten Betrieben gut weggesteckt wurden, blicken jetzt immer mehr düster in die Zukunft. Jeder sechste Gastronom sieht sich von Insolvenz bedroht. Die Menschen gehen selten oder gar nicht aus, es kommen kaum Touristen, in Hamburg gilt dazu eine strikte Sperrstunde, während diese überall sonst aufgehoben wurde oder wird. Für Wirte ist das wirtschaftlich tödlich und für die Lebendigkeit der Hamburger Stadtteile eine echte Gefahr. Dazu kommt ein weiteres Problem: der Personalmangel bei denen, die die Krise überleben. Viele Köche und Kellner, die sich an lange Schichten am Abend und Wochenende bei mittelmäßiger Bezahlung gewöhnt hatten, haben sich im Lockdown umorientiert – und gemerkt, dass ein Bürojob viele Vorteile mit sich bringt. Zigtausende Kräfte hat die Gastro-Branche so verloren. Neues Personal wird es aber nur geben, wenn deutlich mehr gezahlt wird – und das werden wir dann alle zu spüren bekommen: bei der Rechnung. Das wird dann der nächste Inflationsschub. Die ganze Geschichte dazu lesen Sie hier (M+). +++ Hamburg ist so sicher wie seit Jahrzehnten nicht, besagt die neue Kriminalitätsstatistik der Polizei. Ein Grund ist die Pandemie, aber die Entwicklung ging schon vorher in diese Richtung. Wie sich der Blick auf Kriminalität verändert hat, sehen wir in der Redaktion immer bei einem Blick in ältere Ausgaben. Schwere, erschütternde Verbrechen wurden vor 30, 40 Jahren oft recht nebensächlich abgehandelt, sie waren offenbar nichts Besonderes. Neonazis verprügeln Menschen in der S-Bahn? War uns nur eine Meldung wert. Jugendbanden treffen sich zu Revierkämpfen? Wurde Achselzuckend zur Kenntnis genommen. Ein Mord? Stand klein auf einer der hinteren Seiten. Ein Beispiel: Vor 39 Jahren wurde eine 16-Jährige in Wilhelmsburg vergewaltigt und erschlagen aufgefunden. Heute wäre das eine Schlagzeile, Politiker würden sich äußern, in Sozialen Medien gäbe es riesige Debatten. Die MOPO berichtete damals nicht mal auf einer ganzen Seite über das Verbrechen, wie mir Kollege Thomas Hirschbiegel jetzt anhand einer Archivseite zeigte. Die Hintergründe des Falls hat er übrigens für unsere Wochenendausgabe aufgeschrieben – ab Samstagmorgen am Kiosk. Wie genau sich die Kriminalität entwickelt – und wo sie aktuell sogar ansteigt, hat Kollege Daniel Gözübüyük hier analysiert (M+). +++ Die Olympiade geht dieses Mal irgendwie komplett an mir vorbei. Nur Rodeln, das habe ich geguckt. Vielleicht auch, weil in dieser irren Sportart ständig Deutsche die gewinnen. „Seit den Spielen 1998 in Nagano hat stets eine Deutsche das olympische Rodelrennen gewonnen. Insgesamt sammelten deutsche und DDR-Rodler:innen in der Geschichte der Winterspiele fast dreimal so viele Goldmedaillen wie alle anderen Nationen zusammen“, schreibt meine Kollegin Miriam Khan in ihrer Analyse zu der wundersamen deutschen Dominanz im Bergab-Flitzen. (M+) Einen schönen Freitag wünscht: Mathis Neuburger chefredaktion@mopo.de PS: Falls er Ihnen gefällt, unser kleiner Newswecker, leiten Sie ihn gern an Freunde, Kollegen oder Ihre Familie weiter, das würde uns freuen. Wenn Sie diese Mail weitergeleitet bekommen haben: Hier können Sie kostenlos abonnieren. PPS: Unser Plus-Angebot kostet 99 Cent in den ersten vier Wochen, danach 7,90 Euro. Es ist jederzeit kündbar. Als Abonnentin und Abonnent helfen Sie uns dabei, Sie weiter mit wichtigem Lokaljournalismus versorgen zu können. Die Grundversorgung mit News bleibt für alle Nutzer weiter kostenfrei. Hier Probe-Abo bestellen. |