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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Montag, 23.10.2023 | Teils bewölkt bei bis zu 15°C. | ||
+ Letzte Generation blockiert wieder – und ändert die Strategie + Propalästinensische Demos ohne große Zwischenfälle – Zehntausend Menschen auf Israel-Solidaritätsdemo + Zivilcourage, Menschlichkeit, Spenden: Wie man das jüdische Berlin unterstützen kann + |
von Margarethe Gallersdörfer |
Guten Morgen, nehmen Sie heute lieber die Öffis. Die Klimaaktivisten der Letzten Generation wollen erneut Berlins Autoverkehr lahmlegen, wo sie nur können – trotz der Bitten von SPD-Innensenatorin Iris Spranger um eine Klebepause. Diese Woche wird außerdem ein Strategiewechsel in die Tat umgesetzt: Ab 28. Oktober soll es immer sonnabends eine „massenhafte Straßenbesetzung“ zwischen Brandenburger Tor und Großem Stern geben. Vorbild: „Extinction Rebellion“ in den Niederlanden. Die Gruppe hatte seit Anfang September immer wieder die Stadtautobahn in Den Haag blockiert – mit einem Teilerfolg, wie mein Kollege Alexander Fröhlich erklärt. | |||
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Berlin startet in die erste Herbstferienwoche – nach einem unerwartet friedlichen Wochenende. Eine große propalästinensische Demonstration am Sonnabend verlief ohne größere Zwischenfälle, mit elf Festnahmen am Rande. Auch die Nacht zu Sonntag in Neukölln verlief ohne Ausschreitungen. Das lag auch an der dichten Präsenz und dem schnellen Eingreifen der Berliner Polizei, verstärkt von Bundespolizei und Kräften aus Brandenburg und Niedersachsen: 55 zumeist kurzzeitige Festnahmen meldeten die Sicherheitskräfte. Eine weitere große propalästinensische Kundgebung fand Sonntagabend auf dem Alexanderplatz statt – mit Schildern wie „We love Jews. We are just against Zionism“. Aber auch mit mindestens einem Redner, der zur islamistischen Israelhasser-Szene gehört. Bei einer Solidaritätsdemo für Israel am Sonntag nahmen je nach Angaben 10.000 bis 25.000 Menschen teil. Es sprachen unter anderem der israelische Botschafter Ron Prosor, Angehörige der von der Hamas entführten israelischen Geiseln, und der Bundespräsident. „Der Schutz jüdischen Lebens ist Staatsaufgabe – und er ist Bürgerpflicht“, sagte Frank-Walter Steinmeier am Brandenburger Tor. „Ich bitte alle Menschen in unserem Land, diese Bürgerpflicht anzunehmen.“ | |||
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Das jüdische Berlin braucht Zuwendung und Unterstützung in diesen Tagen. Team Checkpoint hat bei den Synagogen der Stadt nachgefragt, welche persönlichen Gesten den Menschen, die dort beten und arbeiten, zurzeit am meisten helfen würden. Und hat (neben sehr vielen Fehlermeldungen – liebe Gemeinden, die Kontaktmöglichkeiten könnten ein Update vertragen!) Antworten bekommen. +++ Die Gemeinde Adass Jisroel an der Tucholskystr. 40 in Mitte etwa wünscht sich Besucher:innen für ihr gemeinnütziges „Beth Café“: „Die antisemitische Hetze und der Terror der letzten Tage führten leider zu einer massiven Absage von Reservierungen und auch dazu, dass Touristinnen und Passanten vermutlich irrtümlich meinten, das ,Beth Café‘ sei gegenwärtig geschlossen oder wegen der bekannten Zustände in der Stadt sonstwie unzugänglich“, schreibt uns Gemeindevorstand Moshe Abraham Offenberg. „Das ist falsch. Richtig ist, das ,Beth Café‘ ist von Montag bis Donnerstag in der Zeit von zwölf bis 16 Uhr geöffnet und freut sich auf alle BesucherInnen.“ Die wiederum können sich freuen auf ein urgemütliches Ambiente, israelische und jüdische Spezialitäten, Tee, Kaffee und koschere Weine – alles in einem polizeigeschützten Haus. +++ Nina Peretz von der Synagoge Fraenkelufer in Kreuzberg schrieb uns eine lange Mail – vielen Dank! Sie bittet um Zivilcourage im Alltag („Es kann nicht sein, dass Jüdinnen und Juden auf der Straße beschimpft und angegriffen werden, während die Menschen stillschweigend zusehen.“) Außerdem wünscht sie sich rege Teilnahme an der Kampagne kidnappedfromisrael.com, um die Geschichten der Geiseln bekannt zu machen. Wichtig sei auch der Besuch von Demos und Mahnwachen, sagt Peretz: „Viele Jüdinnen und Juden haben aufgrund der Bedrohungslage Angst, z.B. in die Synagoge zu gehen. Am Freitag nach dem Hamas-Angriff haben Freunde und Nachbarn eine Mahnwache vor unserer Synagoge organisiert, zu der mehrere Hundert Menschen gekommen sind! Das war unheimlich bewegend, stärkend, ermutigend – für uns, aber auch für die vielen Menschen, die die Fotos und Videos von der Mahnwache gesehen haben.“ „Keinem Juden, keiner Jüdin geht es zurzeit gut“, berichtet Peretz. „Wir sind alle extrem mitgenommen. Die meisten kennen jemanden, der ermordet oder entführt wurde.“ Viele hätten Angstzustände, könnten nicht klar denken oder arbeiten. „Was im Alltag hilft, sind Verständnis für diese Situation, Menschlichkeit und Mitgefühl“, sagt Peretz. „Einen jüdischen/israelischen Freund oder Bekannten fragen, wie es ihm geht – und ob die Familie in Israel okay ist. Sagen, dass man die Ereignisse schrecklich findet und sehr betroffen ist. Dass es einem leid tut, was passiert. Fragen, ob man irgendwie helfen kann. Sagen: ,Ich fühle mit dir.‘ Das sind alles ,nur‘ Gesten, aber so hilfreich!“ Auf ihrer Webseite hat die Synagoge Fraenkelufer außerdem eine Liste mit Organisationen zusammengestellt, die teils humanitäre Hilfe in Israel, teils psychologische Hilfe hier in Deutschland leisten. Tipp vom Team Checkpoint: Auch Berlins Synagogen können mit Spenden unterstützt werden. | |||
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Da der Martinstag am 11. November dieses Jahr auf einen Sonnabend fällt, haben viele Berliner Kitas beschlossen, dengemeinsamen Laternenumzug vorzuziehen – und sind offenbar in mehreren Fällen auf den Donnerstag davor verfallen. „Ich finde die Vorstellung, Kindergruppen mit Laternen am 9. November um den Block ziehen zu lassen, ein bisschen befremdlich und besonders in diesem Jahr einfach unangemessen (immerhin sind es 85 Jahre nach der Reichsprogromnacht)“, schreibt uns eine Checkpoint-Leserin. „Ich freue mich sehr, wenn grundsätzlich überlastetes Personal noch außer der Reihe schöne Feste für die Kinder (und Eltern, es gibt Glühwein!) organisiert. Trotzdem bleibt ein schales Gefühl.“ Wir haben mal kurz den spaßigsten Refrain zu diesem Anlass nachgesummt (alle gemeinsam: „Rabimmel rabammel rabumm, bumm bumm“) – und müssen beipflichten. Vielleicht doch lieber der Mittwoch davor – oder der Freitag? Noch ist genug Zeit zum Verschieben. | |||
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Kurze Atempause: Passend zu den Ferien erscheinen im Tagesspiegel diese Woche die fünf liebsten Herbstspaziergänge der Redaktion. Los geht es am heutigen Montag mit der Ihnen wohlbekannten Lotte Buschenhagen, die sich in Mitte als Ausflugsschiff-Kapitänin an Land betätigt. Am Dienstag zeigt Gerd Appenzeller Ihnen die Invalidensiedlung in Frohnau. Mit Alt-Glienicke, Spandau und Biesdorf in den darauffolgenden Tagen haben wir dann fast jede Himmelsrichtung im Angebot. Nur in Ihrem Berlinteil! Und natürlich auf Tagesspiegel Plus. | |||
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Louisa, elf Jahre, ist tot. Und obwohl der Autofahrer, der sie auf dem Gewissen hat, auf der Landsberger Allee 24 Sekunden lang auf eine rote Ampel zuraste, darf er in einem halben Jahr wieder ans Steuer. Seine neunmonatige Gefängnisstrafe: zur Bewährung ausgesetzt. „Ich empfinde das Urteil als Schlag ins Gesicht – für mich und für alle Eltern, die ihren Kindern beigebracht haben, nur bei Grün über die Straße zu gehen“, sagt Louisas Papa, Julian Herwig. „Ich fühle mich verraten von dieser Justiz, die sich derart an der Nase herumführen lässt.“ Im Interview mit Stefan Jacobs erklärt Herwig, warum er nun Spenden sammelt, um in Berufung gehen zu können – trotz geringer Erfolgsaussichten. | |||
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