Ausgabe vom 26.11.2018

Wie man die Märkte hochkauft

Wie man die Märkte hochkauft
von Torsten Ewert

Sehr verehrte Leserinnen und Leser,

wenn die Aktienkurse purzeln, dann kommt selbst bei altgedienten Tradern etwas Galgenhumor auf. Dann frozzelt man sich auch schon mal an: „Jetzt musst du aber endlich wieder die Märkte hochkaufen, sonst wird’s teuer!“. Der so Angesprochene ist dabei natürlich nur selten nachhaltig erfolgreich…

Aber vielleicht haben wir nun endlich die ultimative Erfolgsformel dafür entdeckt!

Aktien, Futures oder Elektronik?

Denn es geht offenbar gar nicht darum, möglichst viele Aktien, Future-Kontrakte usw. zu kaufen, um die Märkte zu treiben. Nein – etwas Elektronikkram und Ähnliches reicht völlig! Sie merken natürlich, ich rede vom berühmt berüchtigten Thanksgiving-Wochenende in den USA, das heute mit dem Cyber Monday zu Ende geht und traditionell die Weihnachts-Shoppingsaison in den USA einläutet.

Nach ersten Zahlen vom Wochenende war es für die Händler ein voller Erfolg. Und damit sind die Befürchtungen vor einer schwachen Weihnachts-Shoppingsaison zerstreut, die in der Vorwoche noch die Kurse mehrerer US-Einzelhändler drückten.

So hat das Kreditkartenunternehmen Mastercard aufgrund eigener Echtzeitdaten ermittelt, dass die Verkäufe am Black Friday um rund 9 % über denen des Vorjahres lagen. Das wäre ein klar größerer Anstieg als im Vorjahr. Adobe, das die Online-Verkäufe ermittelt, gibt den Umsatzanstieg im Internet mit +23,8 % zum Vorjahr an. Auch das wäre deutlich mehr als 2017.

Das Thanksgiving-Wochenende trieb die Umsätze nach oben

 „Offline“, also in den Geschäften, lief es zwar weniger gut – hier sieht das Marktforschungsinstitut ShopperTrak ein Minus von 1,7 %. Allerdings blieb zumindest die Zahl der Besucher in den Einkaufszentren und Geschäften etwa auf dem Niveau der vergangenen Jahre, was ebenfalls als positives Zeichen verbucht wird. Schließlich will das International Council of Shopping Centers (ICSC) herausgefunden haben, dass 49 % ihrer Besucher mehr und weitere 30 % mindestens genauso viel ausgeben wollen wie im Vorjahr.

Die Händler zeigen sich jedenfalls zufrieden, denn die meisten haben inzwischen den Kampf offline gegen online aufgegeben. So boten erheblich mehr Geschäfte als in den Vorjahren ihre Aktionen auch im Internet an – frei nach dem Motto: „Ist mir doch egal, wo die Umsätze herkommen!“ Und weil viele Kunden dabei die Option „Click & Collect“ nutzten, also online bestellten, aber die Ware im Geschäft abholten, ergab sich bei diesen Gelegenheiten noch so mancher zusätzliche Verkauf.

Erste positive Reaktionen an der Börse

Dieses zunächst rundherum positiv erscheinende Ergebnis ist etwas erstaunlich. Denn zuletzt haben nicht nur die Aktien von Einzelhändlern an den Börsen Rückschläge hinnehmen müssen, sondern auch die etlicher Technologiekonzerne. Grund dafür waren Berichte, wonach Apple seine Produktionszahlen bei mehreren Zulieferern gekürzt hat. Das hat nicht nur deren Kursen und denen der Apple-Aktie geschadet, sondern eben auch die Angst genährt, dass die Weihnachtseinkäufe der US-Bürger in diesem Jahr schwächer ausfallen könnten.

Und nachdem diese Angst wohl unberechtigt war, sehen wir an den Börsen erste Zeichen der Erleichterung. Der Future auf den S&P 500 zeigte vorbörslich bereits eine spürbar positive Reaktion, nachdem er am Freitag noch auf dem tiefsten Stand seit Anfang April schloss:

S&P 500 mini Future, Stundenchart 

(Quelle der Daten: Globex)

Reicht es doch noch für die Jahresendrally?

Für eine klare Umkehr der kurzfristig bearishen Tendenz reicht dieser erste Aufwärtsimpuls aber noch nicht. Doch damit steigt zumindest die Wahrscheinlichkeit, dass die Bullen im Bereich des Tiefs vom Oktober eine Bodenbildung starten können, die schließlich in eine deutliche Erholung oder gar die heiß ersehnte Jahresendrally münden könnte.

Womöglich beginnen die Anleger nach dieser erfreulichen Überraschung vom Wochenende auch wieder die positiven Aspekte an den Börsen zu würdigen. Zeit dafür wäre es ja – nachdem sie z.B. in der Quartalsberichtssaison selbst hervorragende Ergebnisse und Prognosen der Unternehmen gnadenlos abgestraft haben.

Dann müssen wir von Stockstreet hoffentlich nicht sobald wieder die Märkte „hochkaufen“…

Mit besten Grüßen

Ihr Torsten Ewert



Gewinne auch in fallenden Märkten

Steigende US-Zinsen, Italiens Schuldenberg und die Schwellenländer-Krise? Keine Frage, die Nervosität der Anleger ist momentan förmlich zu spüren. An den Börsen läuft eine massive Korrekturphase, die Unsicherheit greift wieder einmal um sich. Langfristig angelegte Investments können in solchen Marktphasen an den Nerven zerren. Erfahrene Börsianer können dagegen auch von fallenden Märkten profitieren.

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