| Wenn Sie, liebe Leserin, lieber Leser, |
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ganz nah dran sein wollen am Literaturbetrieb, dann haben Sie – von Buchmessenbesuchen in Frankfurt und Leipzig abgesehen – an diesem Wochenende eine gute Gelegenheit dazu. Denn seit Mittwoch finden, wie in jedem Jahr, im österreichischen Klagenfurt die Tage der deutschsprachigen Literatur statt, das Wettlesen von Autorinnen und Autoren um den Bachmannpreis. Man kann dort hinfahren, es sich anhören und in den Pausen im Wörthersee baden gehen. Oder sich aber, wenn man gerade woanders ist, die Übertragung im ORF ansehen, live genauso wie nachträglich anhand der aufgezeichneten Videos, die auf der Bachmannpreis-Website verfügbar sind. | Julia Encke | Verantwortliche Redakteurin für das Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in Berlin. | |
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| Mein Kollege Jan Wiele ist in Klagenfurt dabei und hat schon von den Eröffnungsreden am Mittwochabend berichtet, die in diesem Jahr, so schreibt er, „Klagenreden“ waren: Das hat zum einen damit zu tun, dass gespart werden muss und der Vorsitzende der Jury des Bachmannpreises, Klaus Kastberger, in seiner Begrüßungsrede„zynische Spitzen gegen die Absicht richtete, ausgerechnet an Kultur sparen zu wollen, während Verantwortliche des Rundfunks und der Stadt Klagenfurt zugleich die Bedeutung des Preises beteuerten“. Zum anderen war eine ganz andere Art der Klage die diesjährige Rede zur Literatur, die die Schriftstellerin Nava Ebrahimi hielt. Ebrahimi, die 1978 in Teheran geboren wurde, in Deutschland aufwuchs und 2021 mit dem Bachmannpreis ausgezeichnet wurde, nannte ihren Vortrag „Drei Tage im Mai“. Er bezog sich allerdings nicht, wie man hätte vermuten können, auf die weltpolitischen Ereignisse der vergangenen Tage und Wochen. Ebrahimi musste ihren Vortragstext (bisschen komischer Grund) schon im Mai abgeben. Ein „emotionaler Aufruf zur Menschlichkeit“ sei das gewesen, so Jan Wiele, der allerdings wenig mit literarischer Ästhetik zu tun gehabt habe. Um die geht es jetzt noch bis Sonntag. Die Jury, die sich auf dem Instagram-Kanal „Bachmannwettbewerb“ den Fragen des Lebens stellt („Wer hat den größten Koffer mit?“ – alle zeigen auf den Juror Philipp Tingler; „Wer hat immer das letzte Wort?“ – Mithu Sanyal meldet sich von selbst), zeigte sich von den ersten Texten nicht so begeistert. Als der österreichische Autor Max Höfler auftrat, mit Dreadlocks und Goldketten, war immerhin schon mal Kastberger angetan („österreichische Literatur“!). Die Autorin und Filmregisseurin Laura Laabs erzählte aus Ostdeutschland kurz nach der Wende, was einigen zu sehr auf einen „Knalleffekt“ angelegt war und für Tingler „das literarische Pendant zu Premium Economy“. Verena Stauffer musste sich dafür loben lassen, dass in ihrem Text „viele interessante Tiere“ vorkamen, etwa das „Weißschwanz-Stachelschwein“. *** Unsere Leseempfehlungen der Woche: Victor Jerofejew: Wie unabhängige Literatur in Russland wieder endgültig vernichtet und Jagd auf Schriftsteller gemacht wird Abdulrazak Gurnah: Der Literaturnobelpreisträger spricht an der Universität in Freiburg darüber, was es heißt, zusammenzuleben Atefe Asadi: Die junge Exil-Iranerin über ihre Heimat Teheran und den Zorn der Herrscher, der sich gegen die eigenen Bürger richtet *** Erst als jetzt am Freitag Natascha Gangl den Text „DA STA“ las, in dem steirische Mundartphrasen mit der Geschichte der Steiermark in Verbindung gesetzt werden (alte Grenzen, tödliche Schüsse im Wald, vergessene Tote), entstand in der Juryrunde so etwas wie Euphorie: Für sie sei das ein Beispiel, wie wichtig das Vortragen eines Textes in Klagenfurt sei, die Autorin habe ihn „ausgezeichnet performt“, fand die Jurorin Mara Delius. Wenn man den Text für sich lese, stelle sich oft dieser „Klagenfurt-Vorbehalt-Alarm“ ein, und sie denke: „Uh, mal schauen“, so Mara Delius. Der Vortrag habe sie aber extrem beeindruckt, weil er die wichtige Frage, wie man Erinnerungen heute erlebbar und klangbar machen könne, zur Aufführung bringe. Eine andere Stimme, die man in diesem Jahr in Klagenfurt hören kann, ist die von Heinz Bachmann. Der jüngere Bruder von Ingeborg Bachmann wird gleich mehrmals auftreten. Denn aus dem Elternhaus der beiden in der Henselstraße, davon berichtet Tobias Rüther in der morgen erscheinenden Ausgabe der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ , ist jetzt ganz offiziell das „Ingeborg Bachmann Haus Klagenfurt“ geworden, ein Museum, das heute feierlich eröffnet wird. Und das können Sie dann auch noch an einem anderen Tag in Klagenfurt besuchen. Schönes Bachmann-Wochenende! Ihre Julia Encke
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