Wie nachhaltig ist der Ölpreisanstieg?
Wie nachhaltig ist der Ölpreisanstieg? von Sven Weisenhaus Wichtiger Hinweis: Da in Köln ab dem morgigen Donnerstag, den 08.02.2018, um 11.11 Uhr bis einschließlich Montag, den 12.02.2018, der mittlerweile 8. Kölner „Wirtschafts“-Tag der Stockstreet GmbH mit den bekannten „Lokal“-Redakteuren stattfindet, erscheint in dieser Zeit keine Börse-Intern – oder kurz: Kölle Alaaf! Die nächste Börse-Intern erhalten Sie am Aschermittwoch, den 14.02.2018. Die Aktienmärkte tun gerade genau das, was sie normalerweise nach scharfen Kursrücksetzern tun: Sie pendeln sich unter abnehmender Volatilität auf einem neuen Niveau ein. Je stärker die vorangegangene Kursbewegung war, desto länger kann diese Beruhigungsphase andauern. Gestern war noch sehr viel Bewegung im Markt. Der Dow Jones bewegte sich innerhalb kürzester Zeit um einen dreistelligen Wert nach oben und genauso schnell wieder nach unten - und das gleich mehrmals. Heute sind die Kursbewegungen bereits etwas moderater. Im Anschluss an diese Beruhigungsphase kann man dann mit der nächsten Trendbewegung rechnen. Und erst diese wird uns verraten, wie stark die Bullen oder Bären noch sind. Ich gehe daher heute auf einen Markt ein, an dem es deutlich „gesitteter“ zugeht: Ölpreis scheitert nach Ausbruch am nächsten Widerstand Seitdem der Ölpreis der US-Sorte WTI (siehe folgender Chart) aus seiner monatelangen Seitwärtsrange (gelbes Rechteck) ausbrechen konnte, stieg er wie entfesselt an (siehe auch „Ölpreise steigen wie entfesselt“). Die Bullen trieben ihn bis zum nächsten horizontalen Widerstand - dem Hoch vom 03.11.2015 bei 65,92 USD (mittlere rote Linie). Doch dieses Zwischenhoch konnte der Kurs nur kurzzeitig überwinden und fiel dann wieder deutlich darunter (gelber Kreis). Damit hat dieser Widerstand seinen Job nahezu perfekt erfüllt. In der vorangegangenen Ölpreis-Analyse vom 12. Januar hatte ich bereits geschrieben, dass an dieser Hürde eine Gegenbewegung denkbar ist. Ein klar bearishes Signal wäre weiterhin erst ein Rückfall unter das 2016er Hoch bei 59,95 USD. Da die leichte Unterstützung bei 62,79 USD (grüne Linie) heute unterschritten wurde, könnte das Ausbruchsniveau nun von oben getestet werden. Verläuft der Test aus Sicht der Bullen erfolgreich, kann der Widerstand bei 65,92 USD im nächsten Anlauf auch noch gebrochen und der Aufwärtstrend fortgesetzt werden – zum Beispiel bis zur nächsten Hürde bei 69,02 USD (das Hoch vom 09.10.2015, obere rote Linie). Wird aber das 2016er Hoch unterschritten, bedeutet dies sehr wahrscheinlich das Ende der Aufwärtsbewegung. Mein Tipp lautet unverändert: Der Aufwärtsbewegung kann man mit bestehenden Long-Trades begleiten und den Stopp nach einer Gegenbewegung und anschließend wieder steigenden Kursen auf das neue Zwischentief nachziehen. Neue Long-Trades würde ich aktuell dagegen nicht mehr eingehen - und zwar aufgrund der folgenden fundamentalen Lage: Hintergründe zum Ölmarkt Gründe für den bisherigen Preisanstieg waren die Schwäche des US-Dollars, von der Rohstoffe allgemein profitieren, und die sinkenden Öl-Lagerbestände. Letztere sind in den USA bis vor kurzem zehn Wochen in Folge zurückgegangen. Und diese Tendenz sinkender Lagerbestände hält, mit kleineren Unterbrechungen, schon länger an (siehe Grafik). Dies führt dazu, dass sich die Lagerbestände der USA wieder ihrem langjährigen Niveau annähern (siehe folgende Grafik). Der Plan der OPEC scheint also aufzugehen. Deren Förderkürzungen seien 2017 im Monatsdurchschnitt sogar zu 107 % umgesetzt worden, hieß es kürzlich von Seiten der OPEC. Die Internationale Energie-Agentur (IEA) nannte derweil mit 95 % zwar eine etwas geringere Erfüllungsrate, gab dazu aber an, dass die Kürzungen im vergangenen Jahr die tägliche Fördermenge der OPEC auf 39,2 Millionen Barrel drückten, von einem Höchststand von 39,6 Millionen Barrel pro Tag. Die steigende US-Produktion glich lediglich rund 60 % dieser Kürzungen aus, erklärten die IEA-Experten. Und so erklären sich die sinkenden Lagerbestände und damit die steigenden Preise. Steigender Ölpreis sorgt für steigende US-Förderung Letztere sorgen allerdings dafür, dass außerhalb der OPEC-Staaten und deren Verbündeten mehr Öl gefördert wird. Dazu ist insbesondere die US-Fracking-Industrie zu nennen. Denn mit höheren Preisen werden immer mehr Bohrvorhaben (wieder) profitabel. Das zeigt auch eindrucksvoll die seit Sommer 2016 wieder steigende Anzahl an Förderanlagen in den USA (siehe folgende Grafik). Der Ölpreis der Sorte WTI fand im Februar 2016 sein Tief. Insofern zogen die Förderaktivitäten, wie die Grafik zeigt, mit leichter Zeitverzögerung wieder an - genau so, wie man es auch erwarten würde. Zudem tut die aktuelle US-Regierung unter Donald Trump sehr viel dafür, dass die heimische Energiewirtschaft boomt und Arbeitsplätze geschaffen werden. Daher hat die OPEC ihre Prognose für die Steigerung des Rohölangebots außerhalb der Organisation im Jahr 2018 um 160.000 Barrel auf 1,15 Millionen Barrel angehoben. USA könnten zum weltweit größten Ölproduzenten aufsteigen Die IEA rechnet sogar laut ihrem jüngsten, am 19. Januar 2018 vorgestellten Monatsbericht damit, dass die wachsende US-Rohölproduktion in diesem Jahr die Fördermengen von Saudi-Arabien und Russland überflügeln wird. Damit würden die USA zum weltweit größten Ölproduzenten aufsteigen. Die US-Rohölproduktion werde 2018 voraussichtlich auf mehr als 10 Millionen Barrel pro Tag steigen, ein Allzeithoch, das seit 1970 nicht mehr erreicht wurde, erklärte die IEA. Insofern erscheint ein Ende des Ölpreisanstiegs absehbar. Daher macht es - wie schon gesagt - aus meiner Sicht am meisten Sinn, die steigenden Ölpreise zwar mit bestehenden Long-Positionen zu begleiten (deren Stopps man eng nachzieht), aber auf neue Long-Trades zu verzichten. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage Ihr Sven Weisenhaus www.stockstreet.de
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