Liebe Leserinnen und Leser,
 

das war dann wohl sogar für öffentlich-rechtliche Talkshow-Verhältnisse ein bisschen zu viel des Guten. Oder besser gesagt: des Gutgemeinten. Der Vorwurf der Klimaaktivistin Luisa Neubauer gegenüber Hans-Georg Maaßen am Sonntagabend bei „Anne Will“ sorgt jedenfalls für ein Nachspiel.
 

Neubauer, die auch Mitglied bei den Grünen ist, hatte dem ehemaligen Chef des Bundesverfassungsschutzes vor laufenden Kameras Antisemitismus vorgeworfen, ohne dies belegen zu können. Was von der Moderatorin mit dem Satz abgetan wurde: „Schauen wir uns noch an; versuchen wir, zu belegen.“ Als ob es Aufgabe der Redaktion sei, derartig ehrabschneidende Unterstellungen im Nachhinein zu recherchieren (und am besten wohl auch zu legitimieren). Wer eine andere Person als Antisemiten bezeichnet, so wie Neubauer es getan hat, sollte ja wohl zumindest Beweise dafür haben. Will hätte also darauf bestehen müssen, dass ihr Gast in der Lage ist, Ross und Reiter zu nennen. Stattdessen: lapidares Durchwinken.

Dass die Moderatorin tags darauf auch noch eine (anonyme) Linksaktivisten-Watchgroup zu Rate zog, war dann die Krönung des Ganzen. Zwar distanzierte sie sich später davon, aber es verfestigt sich der Eindruck, dass der ARD alles recht ist, um politisch missliebige Leute wie Maaßen zu diskreditieren. Notfalls auch durch Antisemitismus-Vorwürfe.
 

Die jüdische Community hat inzwischen auf den Vorfall reagiert. Oded Horowitz, Vorsitzender des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein, merkte heute dazu an: „Wer Antisemitismus nutzt, um im Wahlkampf zu punkten, verhöhnt dessen tägliche Opfer.“ Es sei „äußerst befremdlich“, wie der Vorwurf der Judenfeindlichkeit „hier strategisch eingesetzt wird“.
 

Auch in der Politik macht sich Befremden breit angesichts dieser Episode von „Anne Will“. Meine Kollegin Antje Hildebrandt hat sich mit Thomas Hacker, dem medienpolitischen Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, über die Sendung unterhalten. Er findet: „Einzelne Personen in eine politische Ecke zu stellen, das geht nicht. Die Meinungsbildung muss bei den Zuschauern erfolgen.“ Ein frommer Wunsch in dieser Zeit. Aber Hacker hat noch einiges mehr zum gebührenfinanzierten Rundfunk zu sagen. Was, das lesen Sie hier.
 

Ihr Alexander Marguier, Chefredakteur

 
 
 
 
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