Außerdem: Warum es gut tut, nicht nur mit Gleichaltrigen befreundet zu sein
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Illustration: iStock / by Malte Mueller
Guten Tag,

der FDP-Justizminister Marco Buschmann hat vor wenigen Tagen Vorschläge gemacht, wie das Unterhaltsrecht reformiert werden könnte. Das Eckpunktepapier sieht unter anderem vor, dass alleinerziehende Elternteile etwas weniger Unterhalt bekommen, wenn sich das andere Elternteil stärker bei der Betreuung einbringt. Das klingt doch erst mal gut, oder? Nach Gleichberechtigung.

Aber es gibt eine Zahl, die in diesem Zusammenhang wichtig ist – und die es schafft, mir tagelang schlechte Laune zu machen: Alleinerziehende und ihre Kinder haben in Deutschland das größte Armutsrisiko. Es liegt bei 43 Prozent. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie der Bertelsmann-Stiftung im vergangenen Jahr. Zum Vergleich: Bei Paaren, die ein Kind haben, liegt das Armutsrisiko üblicherweise bei neun Prozent. Der Verband alleinerziehender Mütter und Väter veröffentlichte im Jahr 2021 die Zahl, dass mehr als die Hälfte aller Alleinerziehenden ein Nettoeinkommen von unter 1700 Euro hat.

Wenn wir in Deutschland von »Alleinerziehenden« sprechen, meinen wir in 88 Prozent der Fälle Mütter. Alleinerziehende Mütter arbeiten häufiger als andere Mütter – und sie sind die Gruppe Mütter, die am häufigsten in Vollzeit arbeitet. Ich glaube, dass sie ganz andere und grundsätzlichere Reformen verdienen als die von Buschmann vorgeschlagene.

Wie Alleinerziehende seit Jahrzehnten benachteiligt werden, wird deutlich, wenn man den eindrücklichen Essay meiner Kollegin Michèle Loetzner liest, der vor einiger Zeit erschienen ist. Sie ist Alleinerziehende in dritter Generation. »Für die deutsche Politik sind Alleinerziehende nahezu unsichtbar, ihre Belange werden als Sonderfälle eingestuft. Dabei leben 2,3 Millionen Kinder bei nur einem Elternteil, das betrifft jede fünfte Familie«, schreibt sie.

Loetzners Text ist eine brillante Wutrede über das Gefühl, seit Jahrzehnten von der Politik nicht mitgedacht zu werden. Und es ist ein intimer, ehrlicher Einblick in ihren Alltag:

»Wann immer Angela Merkel ›alternativlos‹ sagt, denke ich an meine Tochter und mich um 18.30 Uhr, wenn noch Essen ansteht, Füßewaschen, Zähneputzen, Vorlesen und dann das Runterregeln. Die Kraft muss reichen, sie muss reichen bis 21 Uhr. Das ist alternativlos. Natürlich stehe nachts immer ich auf, ist ja sonst keiner da. Natürlich arbeite ich an sechs Tagen pro Woche, weil die städtische Kita wegen fehlender Erzieherinnen und Erzieher nur bis 17 Uhr geöffnet haben kann und ich somit schon rechnerisch keinen Acht-Stunden-Arbeitstag unterbringe.«

Allein stehend
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Ihr Text schließt mit den Sätzen: »Ich will nicht, dass der Staat mich bevorzugt. Ich möchte mit meinem Kind nur nicht weiter benachteiligt werden. Und vor allem möchte ich nicht, dass Kinder anderer getrennt lebender Eltern, die finanziell nicht so gut abgesichert sind wie ich, regelrecht bestraft werden.«

Ich kann mich ihren Wünschen nur anschließen.

Ihre
Dorothea Wagner

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