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Guten Morgen, wir sind früh dran heute, und das ist auch besser so. Denn wer zu spät kommt, den bestraft in Berlin nicht nur das Leben, sondern auch der Bademeister. So geschehen am hitzigen Sonntag im Freibad Pankow, vor dem am Nachmittag die mit vier Streifenwagen angerückte Polizei Dutzende Menschen nach Hause schickte, obwohl sie gültige Zeittickets bei den Bäderbetrieben gekauft hatten. „Das Bad ist zu voll“, wurde den verdutzten Ankommenden beschieden, die ihre Tickets bereits online bezahlt hatten. Vor dem Bad entwickelten sich aufgeheizte Debatten und sogar ein Handgemenge, weshalb die Polizei einen generellen Einlassstopp verfügte. „Auch vor anderen Bädern kam es bei Wartenden vereinzelt zu Handgreiflichkeiten“, schreibt Kristina Tschenett von den Bäderbetrieben auf Checkpoint-Anfrage. Insgesamt 500 Betroffene konnten am vergangenen Wochenende trotz gültiger Eintrittskarten nicht ins Wasser springen. In Pankow etwa hatte von den Zeitkartenkunden des Vormittags und den Badegästen an den Tageskassen angesichts der Hitze kaum jemand das Bad verlassen. Aber warum verkaufen die Bäderbetriebe überhaupt Tickets, die am Eingang gar nicht gültig sind? Die Bäderbetriebe erklären dies mit ihrem neuen Einlasssystem, bei dem es neben den Zeittickets wieder ganztägig geöffnete Tageskassen gebe. Jede Einführung eines neuen Systems könne „am Anfang etwas holprig sein“, schreibt der landeseigene Betrieb dazu lapidar. Und: „Wir sind zuversichtlich, dass wir unsere Prozesse weiter verbessern können und unsere Kundinnen und Kunden sich noch besser darauf einstellen.“ Ein betroffener Checkpoint-Leser meint dazu nur: „Soll ich mich also besser darauf einstellen, dass meine aufgeheizten Kinder weinend vor einem Bad stehen, weil das mit den Tickets immer mal passieren kann?“ So geht Berlin baden. Also: so besser nicht. | |||
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Schon am nächsten Wochenende wird es wieder schwitzig in der Stadt. Angesichts des Hitzestresses der vergangenen Jahre, der Menschen und Bäumen der Stadt so zusetzt, dass letztere im Sturm am Montagabend reihenweise umkippten und die komplette S-Bahn lahmlegten, braucht Berlin dringend eine permanente Abkühlung. Dies können mehr neue Bäume und kleine Grünflächen sein, die wie berichtet der Entwurf für ein neues Baumgesetz verlangt. Es braucht aber auch ein generelles Umdenken in der gesamten Stadtpolitik, findet die bekannte Landschaftsarchitektin Gabriele G. Kiefer. „Überall müssen deutlich mehr Bäume gepflanzt werden und viele Tabus überwunden werden, wie etwa bei der großen Freifläche des Tempelhofer Feldes“, fordert die Planerin, die in Berlin mehrere Parks gestaltet hat, im Checkpoint-Gespräch. Auch beim Bau von Häusern müsse der Hitzeschutz Vorrang bekommen, verlangt Kiefer: „Schwarze Gebäude und dunkle Glasscheiben, aber auch alle anderen dunklen Stadtoberflächen müssen vermieden oder sogar verboten werden, weil deren enorme Wärmeabstrahlungen das Leben in der Stadt unnötig belasten.“ Zudem müsse das Regenwasser flächendeckend versickern, anstatt in die Mischkanalisation zu fließen. Welche Ideen haben Sie für eine hitzebeständige Stadt? Schreiben Sie uns Ihre Meinung gern an checkpoint@tagesspiegel.de. Oder diskutieren Sie mit uns am kommenden Montag bei der Tagesspiegel-Reihe „Stadt im Gespräch – Berlin im Wandel“ in der Urania. Ab 19.30 Uhr stellen dort Architektinnen wie Kiefer, Stadtentwickler der Architektenkammer sowie Klimaforscher Jürgen Kropp konkrete Rezepte vor, mit denen Berlin den Klimastress abbauen kann (Infos hier). Der Eintritt ist frei, das Nachdenken über eine kühlere Zukunft nicht umsonst. | |||
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Aus dem Strahlen kaum heraus kommt dieser Tage Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) wegen der Einigung zur Verwaltungsreform. Doch noch bevor das Gesetz am Donnerstag im Abgeordnetenhaus beschlossen wird, gibt es in der schwarz-roten Koalition bereits Zweifel am Erfolg. „Die Reform geht an 80 Prozent der Probleme, die tatsächlich in der Verwaltung bestehen, vorbei“, bemängelt der SPD-Abgeordnete Martin Matz und urteilt: „Das ist keine Jahrhundertreform. Das sind nur ein paar kleinere Korrekturen, wie man Zuständigkeiten klärt.“ An den praktischen Problemen der Bürger ändere sich dadurch nichts, sagt Matz dem Checkpoint. Bei der Wohngeldauszahlung zum Beispiel sei klar, dass sich die Bezirke darum kümmerten. „Aber wenn das in einem Bezirk wenige Wochen und in anderen mehrere Monate dauert, liegt das daran, dass unterschiedlich viel Personal eingesetzt wird.“ Dies seien reine Managementaufgaben der zuständigen Stadträte. Die Bewährungsprobe komme für das Gesetz noch vor der Abgeordnetenhauswahl nächstes Jahr. Matz prognostiziert: „Der große Jubel wird dann viel kleiner werden.“ | |||
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Positive Rekordzahlen meldet immerhin der Leihfahrrad-Anbieter Nextbike. Schon bis Mitte Mai fanden 1,5 Millionen Fahrten statt. Im gesamten Vorjahr waren es 3,9 Millionen Ausleihen. „Die Fahrtenzahl hat sich sowohl insgesamt als auch mit Blick auf die einzelnen Monate deutlich erhöht“, teilt das Unternehmen dem Checkpoint mit. Ob's dabei bleibt, hängt lose in den Speichen. Denn genau jetzt stellt der Senat die Förderung ein, ab Sonnabend fließt kein Geld mehr. „Der Stationsrückbau läuft schon und soll im Herbst abgeschlossen sein“, sagt Nextbike-Sprecherin Mareike Rauchhaus. Stück für Stück wird nun das Ausleihgebiet verkleinert. „Unbeeindruckt vom Nachfrageboom fährt der Senat das Bike-Sharing an die Wand und katapultiert die Hauptstadt damit in die Provinz“, schimpft Christian Linow vom Berliner Fahrgastverband IGEB. Bald dreht Berlin ein deutlich kleineres Rädchen. Wie denken Sie darüber, liebe Leserinnen und Leser: Hat die Stadt mehr als ein Rad ab? | |||
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Kafkaesk ist wohl noch das beste Adjektiv für das Verhalten der Berliner Schulverwaltung von Senatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) gegenüber Oziel Inácio-Stech – pädagogische Unterrichtshilfe in Moabit und schwuler Mann, der von Schülern und wohl auch einer Kollegin und der Schulleitung gemobbt und sich dann auch von seiner Schulaufsicht vom Opfer zum Täter gemacht fühlte. Am 30. Juni nehmen Berliner Abgeordnete in seinem Fall Akteneinsicht. Gestern durfte er schon mal vorab reingucken, sah dabei aber nichts. Vorgelegt wurde Oziel-Stech eine blütenreine Personalakte mit Bewerbungsunterlagen und Fortbildungszertifikaten – keine Spur von Gewaltvorfällen, Beschwerden, der Anzeige seiner Schulleitung gegen ihn oder der Tatsache, dass er nach falschen Vorwürfen gegen ihn von der Schulaufsicht belehrt wurde. Ganz normal für eine Personalakte, behauptet ein Sprecher der Schulverwaltung. Und: „Im Rahmen der dezentralen Personalaufsicht werden gegebenenfalls weitere Akten geführt.“ Jeanette Reisig-Emden, Berliner Fachanwältin für Verwaltungsrecht, kann darüber nur den Kopf schütteln. „Schulbehörden legen gerne Extraordner an, etwa für Disziplinarisches, und behaupten dann, das gehöre nicht in die Personalakte. Das ist absolut rechtswidrig. Alles, was über die Person aus dem Dienstverhältnis vorliegt, gehört hinein und muss von ihr eingesehen werden dürfen.“ Inácio-Stech fühlt sich nach eigenen Worten „hinters Licht geführt“. Er beantragt jetzt noch einmal Einsicht in alle Akten des Landes, die ihn betreffen – und hofft, sie vollständig einsehen zu können, bevor die Abgeordneten darin blättern dürfen. | |||
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