das ewige Sorgendkind des deutschen Einzelhandels, die Kaufhauskette Galeria, will sich neu ausrichten und umstrukturieren. Dabei wird auch der Marktplatz Hood verkauft.
Hoffnung machen mir die Pläne keine, wieso erkläre ich im Thema des Tages.
Nebenbei bemerkt: Trotz meines Unkens werde ich in der Weihnachtszeit bei Galeria lokal ein wenig einkaufen. Ich bin ein unverbesserlicher Kaufhausromantiker und besuche bei jeder Auslandsreise Kaufhäuser. Mein Favorit ist Le Bon Marche in Paris, das vom Eiffelturm-Erbauer Gustave Eiffel errichtete, älteste Warenhaus der Welt.
Abgesehen von der Architektur und dem Wind der Geschichte, der durch die heiligen Hallen der Konsumtempel weht, eint die großen Häuser der Welt eine bei Galeria wenig gepflegte Kunst: Die Kuration und Präsentation des Außergewöhnlichen.
Ihr Jochen G. Fuchs | Ressortleiter E-Commerce INTERNET WORLD
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Wird das was? Galeria will Marktplatz Hood abstoßen und sich auf deutsches Kaufhausgeschäft konzentrieren
Galeria will sich neu ausrichten und umstrukturieren. Zu wenig, nicht innovativ genug und vor allem an der Onlinekundschaft vorbei, kommentiert IW-Redakteur Jochen G. Fuchs resigniert.
Galeria wirft profitable Töchter raus und konzentriert sich aufs defizitäre deutsche Kaufhausgeschäft
Galeria verkauft Unternehmen, die nach Meinung des Managements nicht zum Kerngeschäft passen. Hood Media wird gehen, der Betreiber des Marktplatz-Urgesteins Hood.de. Das Unternehmen hatte 2022 mit einem Gewinnvortrag von rund 3,8 Millionen Euro und einen Jahresüberschuss von 1,1 Millionen insgesamt knapp 5 Millionen Euro erwirtschaftet.
Außerdem wird der belgische Einzelhändler Inno abgestoßen, der im vergangenen Jahr 10 Millionen EBITDA erzielt hatte und laut CEO Armin Devender auch in diesem Jahr in der Gewinnzone liegen soll.
Die Beteiligungen an Gastro- und Lebensmittelgesellschaften bleiben im Unternehmen und sollen ergänzt werden.
Galeria strukturiert sich neu und will mit Retail Media und TouristInnen in die Gewinnzone
Galeria hat nach eigenen Angaben viele Mieten reduziert und denkt, dass 2024 "nahezu alle" Kaufhäuser wieder schwarze Zahlen schreiben werden.
FashionUnited schreibt, dass Galeria stärker auf die regionalen Strukturen setzt, die Rolle der Filialgeschäftsführenden sei dabei “erheblich gestärkt” worden. Das soll lokale Impulse an den Einkauf abgeben. Und erstmals sollen die Warenhäuser die Planung für ihre mittelfristige wirtschaftliche Entwicklung selbst übernehmen.
Mehr Umsatz und Ertrag soll zukünftig der strategische Bereich Retail Media liefern und der Konzern möchte das Geschäft mit in Deutschland reisenden Touristen beleben.
Im Brief preist die Geschäftsleitung außerdem das geplante Programm fürs diesjährige Weihnachtsgeschäft.
Wird das was?
Nein, langfristig wird das nichts. Das ist alles zu wenig, zu wenig Innovation, zu wenig Änderung auf der Fläche, zu engstirnige Digitalstrategien, die offensichtlich an der fähigen Digitalmannschaft vorbei von oben herab diktiert werden.
Die Vision fehlt
In vielen Warenhäusern ist zwar viel sinnvoll modernisiert worden, alles sieht optisch schöner aus und Sortimentsbereinigungen wurden durchgeführt - aber mein Gefühl beim Durchwandern der verschiedenen Warenhäuser ist dasselbe wie vor zwanzig Jahren. Die große Vision für das Kaufhaus des 22. Jahrhunderts, sie fehlt, ist für mich nicht sichtbar.
Die Marketingtrategie ist unverständlich
Ich glaube nicht an das angepriesene Programm fürs Weihnachtsgeschäft. Angesichts einer bisherigen Marketingstrategie, die gefühlt nur aus einer Flut von Aktionen mit Ertrag vernichtenden Gutscheincoupons bestand, die auf jede greifbare Kassenzettelrückseite gedruckt wurden. Und die Werbeflyer mit unsäglichen und unverständlich verlinkten Blätterkatalogen, die von absurden Bestell- oder Einkaufswegs-Hieroglyphen aus dem Versandhandelszeitalter übersät sind, lassen den Plan mit “Kommunikationsmöglichkeiten von Schaufenstern über Gebäude bis hin zu Social Media” Geld zu verdienen, wie Hohn erscheinen.
Die Umstrukturierungen sind überfällig, nicht innovativ
Dass Filialen zentral unterstützt werden und dezentral agieren, das Prinzip verfolgt Media Markt Saturn schon seit Jahrzehnten. Das ist eine bestenfalls längst überfällige Entwicklung.
Ich habe versucht, ein Kleidungsstück bei Galeria zu erwerben. Versenden ging nicht, die Aktionsware ist nur in der Filiale erhältlich. Leider dort aber nicht auf Lager, wie ich feststellen durfte. Kein Problem! Die Website zeigt mir hilfsbereit an, dass ich das Produkt noch in Kassel, München und Hannover bekommen kann. Nichts wie los!
Ich hätte da noch eine Idee für eine Erweiterung des Tourismusgeschäfts, liebe Galeria-Geschäftsführung: Vergünstigte Bahntickets. Damit eure Kundschaft von Filiale zu Filiale den ausschließlich stationär erhältlichen Aktionsartikeln hinterherreisen kann.
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