Singen üben oder etwas trinken – alles, was männliche Zebrafinken im Alltag umtreibt, lassen sie stehen und liegen, sobald sich ein Weibchen nähert. Ein Team der US-Universitäten Columbia und Cornell hat untersucht, was dabei im Gehirn der Tiere vor sich geht, und hofft, so zu erklären, warum auch wir unsere Prioritäten bisweilen plötzlich ändern.
Beim Üben einer Melodie schüttet das Gehirn der Vogelmänner demnach das „Glückshormon“ Dopamin aus, solange er die richtigen Töne trifft. Singt er schief, stoppt der Dopaminfluss. Dieser Mechanismus hilft den Tieren, sich zu verbessern. Taucht aber eine potenzielle Partnerin auf, wird er offenbar außer Kraft gesetzt. Die Ausschüttung des Dopamins orientiert sich dann einzig daran, ob die Zebrafinkendame positive Rückmeldung gibt. Singt das Männchen so gut, dass sie antwortet, verstärkt sich das Belohnungssignal im Vergleich zum bloßen Üben. Das soziale Feedback schaltet also die Signale der eigenen Selbsteinschätzung aus oder fährt diese stark herunter.
„Wir glauben, dass dies der erste Nachweis für eine sozial bedingte Verschiebung dopaminbedingter Fehlersignale ist“, so Forschungsleiter Vikram Gadagkar. Eine wichtige Frage sei nun, ob dieses System auch in anderen Lernsituationen eine Rolle spiele und sich nutzen lasse – etwa wenn Menschen das Sprechen, Singen oder Spielen lernen.
Alina Reichardt Wissen & Gesundheit |