Zwar ist die „Spritze gegen den Herzinfarkt“ schon seit gut zwei Jahren in Europa zugelassen, aber ihr wahrer Wert zeigt sich, wie üblich bei Medikamenten, erst mit der Zeit. Und dieser Wert scheint nicht gering zu sein. Das meint zumindest der Kardiologe Ulrich Laufs in einer aktuellen Stellungnahme für die Deutsche Herzstiftung.
„Rechnerisch“ könne Inclisiran, so der Name des Wirkstoffs, für die Blutgefäße schädliches LDL-Cholesterin um die Hälfte senken. Laufs zufolge ließe sich mit dem Mittel „die Arteriosklerose zu 60 bis 90 Prozent verhindern, wenn die Therapie in jungen Lebensjahren beginnt und dauerhaft durchgeführt werden kann – vorausgesetzt, es kommt zu keinen Nebenwirkungen“, urteilt der Leiter der Lipidambulanz am Universitätsklinikum Leipzig. Im Gegensatz zu ähnlichen, älteren Wirkstoffen genügt es bei Inclisiran, nach einer intensiveren Eingangsphase die Substanz jedes halbe Jahr unter die Haut zu spritzen.
Die Anwendungserlaubnis auf Kassenrezept sei allerdings „sehr eng gestellt“, merkt Laufs an. Der zu senkende Cholesterinwert muss hoch sein und die Therapie mit Statinen nicht viel nützen. Inclisiran hemmt im Körper ein Enzym namens PCSK9, das den Abbau von LDL-Cholesterin behindert. Ist das schädliche Blutfett nur leicht erhöht, dann reichten, so Laufs, „zur Senkung des kardiovaskulären Risikos“ häufig auch mehr Bewegung und besseres Essen.
Kurt-Martin Mayer, Wissen & Gesundheit |