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Tagesspiegel Checkpoint vom Dienstag, 27.08.2024 | Überwiegend sonnig bei bis zu 28°C. | ||
+ Bewegender Film über Frauen des Ostens + Tausende Menschen ausreisepflichtig + Neue Pilzart sprießt rund um Berlin + Pro-Palästina-Demos bleiben erlaubt + |
von Robert Ide |
Guten Morgen, heute mit Urlaubsgrüßen von Wolfgang Fink aus Memphis, Tennessee, mit Blick auf die Hernando de Soto Bridge. | |||
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Beach, Berge oder Balkonien – nehmen Sie uns mit! An dieser Stelle zeigen wir während der Sommerferien, wo Sie gerade den Checkpoint lesen. Schicken Sie uns ein Foto mit einem Satz zum Urlaubsort an checkpoint-aktion@tagesspiegel.de. | |||
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Für den gerade ausbrechenden zweiten Hochsommer in Berlin empfiehlt sich ein Ausflug in den schattigen Wald. „Pilze dürften hier aber erst wieder ab Mitte September zu finden sein“, erzählt Pilzgutachter Wolfgang Bivour am Checkpoint-Telefon. Nur noch vereinzelt trotze die Krause Glucke, die wie ein Badeschwamm an Kiefernbäumen hängt, der aktuellen Trockenheit. Der Vorsitzende der Brandenburger Pilzsachverständigen hat während des feuchten ersten Hochsommers in diesem Jahr schon viele Sommerpfifferlinge und Sommersteinpilze in seiner Pfanne gebraten. Angesichts des Klimawandels beobachtet er eine ausgedehntere Pilzsaison. „Die ersten Mairitterlinge gab es schon Ende März, und inzwischen kann man noch Mitte November fündig werden.“ Als neue, trockenresistente Pilzart breitet sich gerade rund um Berlin die Falsche Rotkappe aus, die aus Nordamerika stammt und über das Baltikum nach Europa kam. Der großspurige Kiefernröhrling, der einem Steinpilz nicht unähnlich sieht, „ist auf jeden Fall essbar und soll auch ganz gut schmecken“, berichtet Pilzexperte Bivour. Der 74-Jährige sammelt seit seiner Kindheit Erfahrungen im Wald und geht rund um seinen Wohnort Potsdam und weiter südlich in Richtung Beelitz auf regelmäßige Pirsch. Geheime Stellen hat er dabei nicht. „Seit der Corona-Zeit grasen die Leute sowieso sämtliche Ecken in den Wäldern ab.“ Gut, dass Pilze immer wieder an neuen Orten hervorsprießen. Bivour weiß das zu schätzen: „Im Wald kann man sich immer überraschen lassen.“ Darauf einen frischen Pilz! | |||
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Bewegender Film über Frauen des Ostens Wie böse wird die Überraschung für die Republik bei den Wahlen am Sonntag in Thüringen in Sachsen? Die Hälfte der Wählerinnen und Wähler scheint hier jedenfalls drauf und dran zu sein, die in Teilen rechtsextreme AfD oder das neue populistische Bündnis Sahra Wagenknecht zu wählen, während die Parteien der desaströs in Berlin vor sich hin streitenden Ampel-Regierung und die kollabierende Linke teilweise um den Wiedereinzug in die Landtage bangen müssen. Passend zur wieder mit neuer Intensität aufflackernden Debatte über die Demokratie in Ostdeutschland, feierte am Montagabend in Berlin ein bemerkenswerter Film Premiere. Die Doku „Die Unbeugsamen, Teil 2“ porträtiert die Lebenswege mutiger ostdeutscher Frauen in die Freiheit. Die Juristin Elke Büdenbender, Frau von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und selbst katholisch geprägt im Westen aufgewachsen, sagte bei der Premierenfeier in Prenzlauer Berg: „In den Osten blickten wir Frauen, die nach Gleichberechtigung strebten, immer auch mit Neid.“ Im Film erzählt werden etwa die eindrücklichen Lebensgeschichten der Künstlerin Gabriele Stötzer, die wegen oppositioneller Aktionen im berüchtigten DDR-Frauengefängnis Hoheneck einsaß, und der Schriftstellerin Katja Lange-Müller, die als Kind aus einem Staatsführungs-Haushalt vor dem Mauerfall nach West-Berlin floh. Was denken diese Frauen über den Zustand der ostdeutschen Demokratie und wie kann sich das vereinte Land noch versöhnen? Das haben meine Kollegin Christiane Peitz und ich die beiden beim Tagesspiegel-Gespräch gefragt. Katja Lange-Müller schlägt vor: „Man sollte sich im Westen mal die Jacke des Ostens anziehen: Wie hätte ich in einer Diktatur überlebt, hätte ich Widerstand geleistet? Und wie hätte ich mich gefühlt, wenn alle um mich herum arbeitslos werden und meine Kinder wegziehen?“ Gabriele Stötzer appelliert dagegen vor allem an die Ostdeutschen: „Ich finde es wichtig, endlich nach vorne zu sehen. Die Leute sollen sagen, was sie wollen, und nicht nur klagen über das, was sie nicht wollen.“ Das Interview, in dem es auch darum geht, ob die emanzipierte Ost-Frau nur ein Mythos ist und wie sich der Feminismus im gesamten Land gewandelt hat, lesen Sie am Donnerstag in unserem Newsletter „Im Osten“, der auch über die Wahlen hinaus wöchentlich erscheint – zum kostenlosen Abo geht es hier. Am Abend des Wahl-Sonntags verschicken wir außerdem einen Sonder-Newsletter mit ersten Ergebnissen und Analysen. Denn das Ringen um die Demokratie in Ostdeutschland ist jede Mühe wert – und fängt täglich von Neuem an. | |||
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Drei Tage nach dem islamistischen Terrorattentat auf einem Stadtfest in Solingen hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) eigene Worte der Trauer gefunden und eine Verschärfung von Waffengesetzen angekündigt. Zudem versprach er eine bessere Abschiebung bereits abgelehnter Asylbewerber – hierzu gelte es zunächst allerdings „eine Taskforce zu etablieren, die das genau studiert“. Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) hat die Dringlichkeit einer deutlichen politischen Reaktion offenbar besser erkannt: „Es geht nicht nur um Solingen – es geht um unser Land.“ Allein in Berlin sind derzeit mehr als 16.200 Menschen ausreisepflichtig, davon haben etwa 2400 keine Duldung mehr. Doch das Land schafft es nicht, sie außer Landes zu bringen. „Nur etwa jede vierte Abschiebung in Berlin ist erfolgreich“, stellt Benjamin Jendro, Sprecher der Gewerkschaft der Polizei, ernüchtert fest. Das liegt, wie im Fall des Attentäters von Solingen oft daran, dass die abgelehnten Asylbewerber vor den Abschiebeflügen untertauchen können – etwa, weil sie von Aktivistinnen und Aktivisten, die vorher die Flugpläne durchkämmen, aktiv gewarnt werden. Die Polizei ist machtlos. Weil der Staat es so laufen lässt. | |||
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Angesichts der emotionalen Debatte um islamistische Gewalt könnte die Verrohung im öffentlichen Diskursraum und auf den Straßen eher noch zunehmen. Die Berliner Polizei belastet derzeit insbesondere der zunehmende Hass auf den Berliner Pro-Palästina-Demos. Ein Verbot der regelmäßigen Aufmärsche, bei denen es immer häufiger zu antisemitischen Parolen und Gewaltausbrüchen gegen friedliche Gegendemonstrationen kommt (Checkpoint vom 21. August), steht dabei aber nicht zur Debatte. Innensenatorin Iris Spranger (SPD) wollte sich zu der Frage nicht äußern. Und Polizeisprecherin Anja Dierschke erinnerte auf Checkpoint-Anfrage an das hohe Gut der Versammlungsfreiheit. „Ein Verbot für Versammlungen kommt überhaupt nur dann in Betracht, wenn eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit mit niedrigschwelligen Maßnahmen nicht abgewehrt werden kann.“ Eine solche Lage scheint aus Sicht der Behörden noch nicht eingetreten zu sein. Die auf den Demos oftmals angefeindete Demokratie-Aktivistin Karoline Preisler dagegen registriert regelmäßige Verstöße gegen die Auflagen und alarmierende strafbare Handlungen. Sie sagt: „Unsere innere Sicherheit ist in akuter Gefahr.“ | |||
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Von Vorfällen, die ebenfalls unsere Besorgnis erregen sollten, berichten gleich zwei Berliner Wirtsleute. So beklagt der Inhaber des mexikanischen Restaurants „Pancho Villa-Cantina“ in der Reichenberger Straße in Kreuzberg, er sei vor einigen Tagen nach Dienstschluss von einem offensichtlichen Nazi rassistisch beschimpft worden. „Er schrie vorher schon die Leute auf der Straße und unsere Kunden an“, beschreibt Eduardo Calvario den Vorfall am Checkpoint-Telefon. So etwas geschehe zwar öfter in der Drogengegend rund um den Görlitzer Park, doch diesmal habe er mehr Sorge gehabt als sonst. „Nach unserem Feierabend machte der Mann vor einem anderen Lokal an der Straße weiter, später beschimpfte er uns an einer Bar um die Ecke und wollte handgreiflich werden, weil er uns spanisch sprechen hörte“, erzählt der Wirt. Auf dem Tisch habe der Fremde nach dem Angriff noch ein historisches eisernes Kreuz mit einem eingravierten Hakenkreuz hinterlassen. „Wahrscheinlich war es ein drogenabhängiger Nazi“, vermutet Calvario, der inzwischen die Polizei eingeschaltet und auch die mexikanische Botschaft informiert hat. Ebenfalls Ärger mit Rassisten hat das bekannte Restaurant „Set’s“ an der Schlüterstraße/ Ecke Kurfürstendamm. Das feine Charlottenburger Lokal wurde in den Online-Rezensionen von einer Frau wegen seiner angeblichen „arabischen Kellner“ angegangen. Geschäftsführer Bernhard Moser erteilte der Kundin daraufhin in einem Online-Kommentar öffentlich Hausverbot. „Wir wollen diese Menschen nicht bei uns haben“, sagte Moser dem Checkpoint und betont das Credo seines Betriebs: „Berlin ist bunt, Berlin ist Multi-Kulti und unser Café steht für diese Stadt und ihre Werte.“ | |||
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Wir bleiben gleich an Herd und Tresen und beschäftigen uns mit dem lieben Kleingeld, das manchmal mehr ist als eine Kleinigkeit. „Stimmt so“, heißt es bisher noch oft, wenn nach dem Essen und Trinken ein Trinkgeld gegeben wird. Mit den zunehmenden Kartenzahlungen lässt sich der Bonus für die freundliche Bedienung nun leichter zahlen; oft werden einem dafür Auswahlmöglichkeiten zwischen 5 und 20 Prozent angezeigt. Mitunter gibt es allerdings keine klare Option mehr, gar kein Trinkgeld zu geben. Nutzerinnen und Nutzer des Online-Netzwerks Reddit beschweren sich über diese „nervige Praxis“ etwa im BRLO-Bergarten im Gleisdreieckpark, wo man die Getränke ja auch selbst abhole: „Es gibt hier gar keinen tatsächlichen Service oder Tischservice“, schreibt ein User. Ein anderer mutmaßt: „Es würde mich nicht wundern, wenn all die erzwungenen Trinkgelder an verschiedenen Orten in den Taschen der Besitzer landen würden.“ Was die Branche über die neue Praxis denkt und wo Gastwirte selbst Verbesserungsbedarf sehen, lesen Sie in der Checkpoint-Vollversion – und zwar hier. Und was denken Sie darüber, liebe Leserinnen und Leser? Ist gastronomischer Service Ihnen immer ein Trinkgeld wert? Schreiben Sie uns gern an checkpoint@tagesspiegel.de. Es kostet Sie auch nichts. | |||
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Kleine Erfrischung gefällig? Drei Viertel unserer Leserinnen und Leser gehen unserer letzten Umfrage zufolge im Sommer lieber im See als im Freibad baden. Zu ihnen gehört auch Gesundheitssenatorin Ina Czyborra (SPD), die für unsere Ferientipp-Liste einen Badeausflug zur Krummen Lanke empfiehlt, wohin es sie schon seit Kindheitstagen ziehe. „Nicht weit weg vom Berliner Getümmel und doch fern genug, um den hektischen Alltag der Großstadt hinter sich zu lassen“, schwärmt Czyborra. „Mitten im Grunewald kann man durchatmen und sich an heißen Sommertagen abkühlen.“ Passend dazu gibt es ein erfrischendes Lied für unsere Checkpoint-Playlist, diesmal von der Dresdner Band 01099. „Ich hoffe, der Sommer hat noch Zeit“, heißt es in ihrem neuen Song „Haare trocknen“ – das entspannte Gartenparty-Video dazu gibt‘s hier. | |||
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Schätzen Sie unsere Arbeit wert und wollen uns mit einem Abo unterstützen? Dann holen Sie sich gerne die Checkpoint-Vollversion sowie alle Bezirks-Newsletter und sämtliche Tagesspiegel-plus-Artikel, und zwar hier. Dankeschön! Im heutigen Newsletter würden Sie dann noch dazubekommen: - Tiere streicheln Menschen: Nach der Vogel-Quälerei von Kaulsdorf ist in Mitte das nächste illegale Zuchtquartier für Tiere ausgehoben worden. Der Zustand der 18 Siamkatzen ist kritisch. - Pommes mit Diesel: Berliner Busse sollen bald mit Frittenfett fahren. Das könnte nicht nur ökologisch eine Sensation auslösen, ahnt Zeichnerin Naomi Fearn in ihrem Comic. - Swing mit Schwung: Josephine Baker war eine der Mütter des Jazz. Das Wintergarten-Varieté widmet ihr nun die Show „Josephine“. Wir verlosen Tickets für Dienstag kommender Woche. - Mein Checkpoint-Lesetipp für Sie dreht sich heute um die Liebe im Krieg. Aus Sehnsucht wagen sich ukrainische Frauen direkt an die Front – um ihre Männer wenigstens für einen Kuss zu treffen. Dabei begeben sie sich in Lebensgefahr. Unsere Reporterin Valeriia Semeniuk hat sie begleitet, ihre bewegende Geschichte lesen Sie hier. | |||
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