Wirtschaft der Eurozone wächst seit 18 Quartalen in Folge
Wirtschaft der Eurozone wächst seit 18 Quartalen in Folge von Sven WeisenhausÜber zu wenig Volatilität an den Börsen konnte man sich gestern nach langer Zeit endlich einmal nicht beschweren. Ob damit nun eine Korrektur begonnen hat, muss abgewartet werden. Ein einzelner Tag mit fallenden Kursen reicht für eine klare Tendenz noch nicht aus. Zumal sich die US-Indizes, im Gegensatz zum DAX, gestern immer wieder mit starken Kurserholungen gegen den Rückfall stemmen konnten. Dadurch fielen die Verluste dort geringer aus. Aber dieses Spiel kennt man bereits: Wenn die Wall Street hustet, bekommt der DAX eine Grippe. US-Indizes hielten sich relativ stabil Die relative Stärke der US-Indizes spricht jedenfalls noch für eine anhaltende Stärke der Bullen. Und kürzere Rücksetzer hat es in der Vergangenheit schon oft gegeben. Letztlich kam es danach doch wieder zu neuen Allzeithochs. Daher fehlt aktuell noch etwas der Glaube an eine bereits begonnene Korrektur. Nach den gestrigen Verlusten sind DAX & Co. inzwischen in eine Konsolidierung übergegangen. Ist damit der Anstieg der Volatilität schon wieder am Ende? Ich hoffe nicht! Entscheidend für die weitere Entwicklung könnte jedenfalls sein, in welche Richtung die Notierungen aus dieser Seitwärtstendenz ausbrechen. Schaut man allein auf die Wirtschaftsdaten, müsste es nach oben gehen. Wirtschaft der Eurozone wächst seit 18 Quartalen in Folge Denn nachdem ich vorgestern bereits über die sehr positive Entwicklung der US-Wirtschaft geschrieben habe („Die schönste aller Börsenwelten“), gibt es auch über die konjunkturelle Entwicklung der Eurozone Positives zu berichten. Denn auch hier befinden wir uns eindeutig in einer Boom-Phase. Im 3. Quartal 2017 stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Eurozone um 0,6 % zum Vorquartal, nach +0,7 % im 2. Quartal. (Quelle: Eurostat) Im Vergleich zum entsprechenden Quartal des Vorjahres legte das saisonbereinigte BIP um 2,5 % zu, nach +2,3% im Vorquartal. Das sind absolut ordentliche Zahlen. Und inzwischen haben wir damit bereits 18 Quartale in Folge Wachstum erlebt. Da verwundert es natürlich nicht, dass die Arbeitslosigkeit in diesem Zeitraum kontinuierlich abgenommen hat (siehe folgende Grafik). Nach neuesten Zahlen lag die saisonbereinigte Arbeitslosenquote des Euroraums im September 2017 nur noch bei 8,9 %. Damit verzeichnete sie einen Rückgang gegenüber den 9,0 % im Vormonat und erreichte die niedrigste Quote, die seit Januar 2009 im Euroraum gemessen wurde. (In der EU insgesamt lag die Arbeitslosenquote im September 2017 bei 7,5 %. Damit war sie unverändert gegenüber dem Vormonat und weiterhin auf dem niedrigsten Niveau seit November 2008.) (Quelle: Eurostat) Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit ist ein nachlaufender Indikator und folgt somit brav der positiven Entwicklung beim Wirtschaftswachstum, die sich mit den Frühindikatoren (z.B. Einkaufsmanagerindex) bereits abgezeichnet hatte und demnach auch fortsetzen wird. Denn der Markit-Einkaufsmanagerindex für die Eurozone stieg zum Beispiel im Oktober um 0,4 auf 58,5 Punkte und erreichte damit den höchsten Wert seit Februar 2011. Zudem ist es der zweithöchste Stand der vergangenen siebzehn Jahre. (Quelle: tradingeconomics.com) Nicht nur in den USA haben wir also derzeit „die schönste aller Börsenwelten“ - womit ein perfektes wirtschaftliches Umfeld gemeint ist. Daher ist es kein Wunder, dass nach der US-Notenbank auch die Europäische Zentralbank (EZB) jüngst erneut den Fuß vom Gaspedal genommen hat. Geringe Inflation Das einzige, was sich noch nicht wie von den Notenbanken gewünscht entwickelt, ist die Inflation. Im Euroraum ist diese nach vorläufigen Schätzungen im Oktober auf 1,4% gesunken, gegenüber 1,5 % im September. Mit diesem Rückgang entfernt sich die Rate wieder leicht vom Ziel der EZB (ca. 2 %). Und damit erhärtet sich die Prognose der EZB, wonach die Inflation in diesem Jahr insgesamt bei 1,5 % liegen dürfte. Zudem erklärt sich damit auch die jüngste Entscheidung, das Anleihenkaufprogramm in 2018 fortzuführen. In den USA legte die Inflation zwar im September auf 2,2 % zu, von 1,9 % im August, die Jahresteuerung verharrte in der Kernrate allerdings noch mit 1,7 % auf dem Vormonatswert. Einen Grund dafür hatte ich vorgestern genannt: die geringe Lohndynamik. Dennoch dürfte die Preisentwicklung eine Zinsanhebung der US-Notenbank im Dezember zulassen. Zumal die bisherigen Zinsanhebungen sowieso noch keinen echten Effekt hatten. Denn die Renditen der 10-jährigen US-Staatsanleihen tendieren trotz einiger Leitzinsanhebungen der Fed lediglich seitwärts, wie ein Chart von DWS Investments zeigt. (Grafikquelle: DWSactive) Die Fed kann daher im Dezember gefahrlos den nächsten Zinsschritt vornehmen. Bewertungsrelationen von Aktien und Anleihen Für die Aktienmärkte ist diese kontinuierliche und zum Teil vorhersehbare Entwicklung extrem positiv. Und daher könnten wir gestern tatsächlich wieder nur einen sehr kurzen Rücksetzer gesehen haben, auf den neue Allzeithochs folgen. Zumal Aktien trotz relativ hoher Bewertung mit ihren aktuellen Dividendenrenditen immer noch eine attraktive Alternative zu den niedrigeren Anleiherenditen sind. Am Aktienmarkt führt also weiterhin kein Weg vorbei. Allerdings ist der Bewertungsunterschied zwischen Aktien und Anleihen, gemessen an den (Dividenden-)Renditen, in den USA schon relativ gering. Und für das Risiko, dass auf die derzeit völlig überhitzen Aufwärtstrends eine größere Gegenbewegung folgt, nehme ich lieber eine leicht geringere Anleiherendite in Kauf. - Sie merken schon: Wie ich es auch drehe und wende - für US-Aktien kann ich mich derzeit einfach nicht mehr begeistern.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage Ihr Sven Weisenhaus www.stockstreet.de
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