Liebe Leserin, lieber Leser,
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| selten war der Ausblick auf Wirtschaft und Finanzmärkte so zwiespältig wie heute. Einerseits könnte die besonders ansteckende Omikron-Variante des Virus einen herben Rückschlag auslösen, während gleichzeitig Lieferengpässe und eine hohe Inflation die Konjunktur bremsen. Andererseits stehen die üblichen Konjunkturampeln auf Grün. Die Kassen der Haushalte und Unternehmen sind gut gefüllt. Sie wollen mehr Geld ausgeben. Die Chancen und Risiken unterscheiden sich in ihrem Zeitprofil. Preistreibende Lieferengpässe dürften sich schrittweise auflösen. Omikron kann die Wirtschaft Anfang 2022 erheblich belasten. Aber die Erfahrung hat gezeigt, dass die Pandemie von Welle zu Welle die Wirtschaft weniger beeinträchtigt als zuvor. Zudem hat die Welt ihre Möglichkeiten ausgeweitet, Impfstoffe zu entwickeln, anzupassen und zu produzieren. Spätestens im Frühjahr 2022 könnte es gelingen, die Pandemie in großen Teilen der Welt so in den Griff zu bekommen, dass sie nicht mehr den Ausblick für Wirtschaft und Märkte prägt. Deshalb überwiegt beim Blick auf 2022 insgesamt die Zuversicht. Nach einem unerwartet dramatischen Anstieg der Inflation im Herbst 2021 dürfte sich der Preisauftrieb 2022 wieder etwas beruhigen. Einige Sondereffekte fallen im Zeitablauf aus dem Vorjahresvergleich heraus. Während die Inflation in der Eurozone im Herbst 2022 wieder auf knapp 2% zurückgehen könnte, dürfte die Inflation in den USA nahe bei 3% bleiben. Denn anders als in der Eurozone trägt in den USA auch eine fiskalisch stimulierte Übernachfrage zur Inflation bei. Langfristig könnten ein zunehmender Lohndruck und die Kosten des Klimaschutzes aber auch die Euro-Inflation etwas anheizen. Die aktuell hohe Inflation zwingt die Zentralbanken zur geldpolitischen Wende. Die US-Fed dürfte im März ihre Anleihekäufe einstellen und ab Frühjahr viermal ihre Leitzinsen um je 25 Basispunkte anheben. Angesichts des weniger ausgeprägten Inflationsdrucks könnte die Europäische Zentralbank sich etwa ein Jahr länger Zeit lassen als die Fed. Der Aufschwung kann auch 2022 die Unternehmensgewinne und Aktienmärkte fundamental stützen, aber weniger als in 2021. Die geldpolitische Wende kann die Märkte gelegentlich in Unruhe versetzen und vor allem zinssensitive Sektoren treffen. Die Aussicht auf höhere US-Zinsen hat 2021 den US-Dollar gestärkt. Sollte 2022 auch die geldpolitische Wende der EZB näher rücken, könnte dies dem Euro etwas Auftrieb geben. Bei guter Weltkonjunktur könnte ein Abfluss von Mitteln aus dem sicheren Hafen des US-Dollar dazu beitragen, den überbewerteten US-Dollar auf 1,17 zum Euro zu drücken. Das Leben ist immer voller Risiken. Bei einem Verharren der Inflation auf den hohen Niveaus von Ende 2021 müssten die Zentralbanken kräftig auf die geldpolitische Bremse treten, statt nur den Fuß vom Gas zu nehmen. Das würde Märkte und Konjunktur erheblich belasten. Auch geopolitische Konflikte, beispielsweise um Taiwan oder Russland, könnten Schockwellen durch Wirtschaft und Märkte senden. Mehr dazu lesen Sie im anhängenden Dokument Wirtschaft und Finanzmärkte | Ausblick 2022 | Trotz Inflation und Omikron: Neuer Schwung im Frühjahr. Wir wünschen Ihnen frohe Festtage und einen guten Start in das neue Jahr.
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| Dr. Holger Schmieding +44 7771 920 377 holger.schmieding@berenberg.com Dr. Jörn Quitzau +49 40 350 60-113 joern.quitzau@berenberg.de Salomon Fiedler +44 20 3753 -3067 salomon.fiedler@berenberg.com
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