Liebe Leserinnen und Leser,
 

geht es Ihnen auch manchmal so, dass Sie vor einem vielleicht 100 Jahre alten Gebäude stehen und sich fragen: Warum bekommt man so etwas heute eigentlich nicht mehr hin? Wenn ich zum Beispiel aus meinem Bürofenster schaue, blicke ich auf den Delphi-Filmpalast und auf das Theater des Westens, dahinter wiederum erhebt sich Helmut Jahns „Neues Kranzler-Eck“ mit seiner 60 Meter hohen Glasfassade aus den späten 1990ern. Nichts gegen Helmut Jahn, der sicherlich zu den großen Architekten seiner Zeit gehört. Aber natürlich wirkt sein Gebäude insbesondere im Kontrast zu dem im Stil des wilhelminischen Historismus errichteten Theater komplett seelenlos. Das „Neue Kranzler-Eck“ stellt zwar mit seinem Namen einen Bezug her zum berühmten „Café Kranzler“, das sich an dieser Stelle einst befand. Aber der Neubau könnte genauso gut in Singapur stehen oder sonst irgendwo auf der Welt. „Investoren-Architektur“ nennt man solche Immobilien nicht ohne Grund: maximale Flächenausnutzung und größtmögliche Rentabilität. Die Ästhetik spielt da erstmal keine Rolle.

Uninspirierter Schrott

Mir geht es nicht um Nostalgie, sondern um die Frage: Warum wird heute derart viel uninspirierter Schrott in die Landschaft gesetzt? Noch ein Blick aus meinem Bürofenster, noch ein Gebäude, das erst vor ein paar Jahren hier entstanden ist: das sogenannte Zoofenster am Breitscheidplatz mit dem Waldorf-Astoria-Hotel darin. Es handelt sich um mehrere auf- und nebeneinander gestapelte Betonklötze mit ungefähr 500 immer gleichen rechteckigen Fenstern darin. Verantwortlich für die Gestalt des Turms ist der Frankfurter Architekt Christoph Mäckler, der noch zu den Könnern seiner Zunft gehört. Man will gar nicht wissen, was weniger talentierte Kollegen an diesem zentralen Berliner Ort abgestellt hätten. Ob Mäckler selbst mit seinem Werk zufrieden ist, sei einmal dahingestellt. Wahrscheinlich hat er sich einfach nur den Anforderungen seiner Auftraggeber an die Wirtschaftlichkeit unterwerfen müssen. Mit eher unbefriedigendem Ergebnis.
 
Hans Kollhoff gilt in der Branche bekanntlich als konservativer Architekt, weil er nicht jedem städtebaulichen Trend hinterherläuft und auf Distanz ist zu allem, was Modernität verspricht, um letztlich nur von mangelnder Qualität abzulenken. Zum Beispiel die Hamburger Hafencity: „In 50 Jahren kann das alles geschreddert werden, während  die Gründerzeitquartiere die Ansprüche der Menschen kommender Generationen weiterhin auf hohem Niveau befriedigen werden“, sagt Kollhoff in einem Interview, das ich mit ihm aus Anlass der „Hofreiter-Debatte“ geführt habe. „Mit einer mineralischen Dämmung unter dem Dach und einer vernünftigen Modernisierung der Heizanlage sind diese Häuser nachhaltiger als alles, was heute so futuristisch daherkommt.“


Ihr Alexander Marguier, Chefredakteur

 
 
 
 
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