die erste Woche des neuen Jahres 2024 geht zu Ende. In Worten: zweitausendvierundzwanzig. Die Zeit vergeht wie im Flug, heißt es gerne. Ich sehe das tatsächlich ein wenig anders. Seit knapp zwei Jahren bin ich erst bei Cicero, habe mittlerweile aber schon jede Menge erlebt. Und was haben wir in dieser Zeit nicht alles kommentiert, berichtet, gesprochen im Podcast: über Corona, über den Ukraine-Krieg, über den Terror der Hamas in Israel. Und das neue Jahr hat (fast) genauso turbulent begonnen, wie das vergangene Jahr zu Ende gegangen ist. Nehmen wir die deutsche Parteienlandschaft. Über Jahrzehnte gab es die Union, die SPD und die FDP, irgendwann sind die Grünen dazugekommen, Jahre später die Linke, noch viel später die AfD, die im vergangenen Jahr zehnjähriges Bestehen feierte. Und nun? Demnächst soll das Bündnis Sahra Wagenknecht zur Partei werden und ebenfalls demnächst stimmt die Wertunion darüber ab, ob sie es der Wagenknecht-Truppe gleichtun und ebenfalls eine Partei gründen wird. Darüber haben wir mit dem Gottseibeiuns der Union gesprochen, dem Bundesvorsitzenden der Werteunion, Hans-Georg Maaßen. Das Interview lesen Sie hier. Nehmen wir den Protest gegen die Ampel. Dieser weitet sich zunehmend aus, reicht von klimabewegten Schülern und Studenten mittlerweile bis hin zu gestandenen Bauern, die dermaßen sauer sind auf die Regierung, dass eine kleine Splittergruppe aus diesen Reihen jüngst sogar den Bundeswirtschaftsminister Robert – der Kinderbuchautor mit den schönen Haaren – Habeck daran hinderte, eine Fähre aufs Festland zu verlassen. Legitimer oder illegitimer Protest? Darüber lässt sich streiten. Mein Kollege Ralf Hanselle hat sich dem Thema auf andere, sehr lesenswerte Weise gewidmet, und einen Blick geworfen in die Geschichte, die voll ist von Geschichten über wütende Bauern. Nehmen wir die Corona-Aufarbeitung. Diese findet de facto nicht statt. Der Grund scheint mir so einfach wie nachvollziehbar zu sein: Die Politik hat kein Interesse an einer Aufarbeitung, weil eine solche dazu führen würde, dass man mal kritisch reflektieren müsste über das eigene Handeln mit dem Ergebnis, dass man jede Menge Fehler gemacht hat; auch vermeidbare. Na gut, dann arbeiten wir halt auf. In unserer Corona-Serie. Im sechsten Teil schreibt Volker Boehme-Neßler über Angst, die Würde frisst. Lesenswert. Nehmen wir Woko Haram. Mein Kollege Clemens Traub hat kurz vor Silvester eine neue Serie gestartet, in der wir jungen Menschen eine Plattform geben, die sehr anders sind als der woke Malte im Prenzlberg, der Critical-Whiteness-Seminare gibt, und dessen Freundin auch nichts von Relevanz zu tun hat. Denn die Jugend von heute ist mehr als Greta und Gendersternchen. Lesen Sie zum Beispiel, was Zeinab Herz zu erzählen hat, die dem Islam den Rücken gekehrt hat. Im Interview spricht sie über Gewalterfahrungen, Parallelgesellschaften und den Frauenhass in der muslimischen Community. Nehmen wir die Haushaltkrise. Ein Urteil aus Karlsruhe hat die Ampelkoalition in selbige gestürzt, weil das Gericht festgestellt hat, dass es bei der Umwidmung der Corona-Hilfen in den Klima- und Transformationsfonds nicht mit rechten Verfassungsdingen zugegangen ist. Welche Lehren sind daraus zu ziehen? Darüber diskutieren die Ökonomen Thomas Mayer und Josefin Meyer in unserer Januar-Ausgabe. Das Gespräch ist diese Woche auch online erschienen. Nehmen wir die Liebe. Diese ist irgendwann in den letzten Monaten zwischen Berlins Regierendem Bürgermeister Kai Wegner und der von ihm eingesetzten Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch entbrannt. Amore! Amore! Und das in Zeiten der Polarisierung! Wie schön! Der erste Impuls wäre wohl, sich zu freuen für Romeo und Julia von der Spree. Schaut man genauer hin, ergeben sich daraus aber auch so manche Vertrauensprobleme. Cicero-Autor Hugo Müller-Vogg empfiehlt dem Paar daher, das Naheliegende zu tun. Denn: Nicht alles, was nicht verboten ist, ist politisch erlaubt. Nehmen wir alles zusammen. Die Aufbruchstimmung, die man mit dem Jahreswechsel normalerweise verbindet, ist so schwach wie nie. Dafür entwickeln die Deutschen eine Krisenresilienz und Krisentoleranz – und neue Sekundärtugenden. Warum das so ist, erklärt Dirk Ziems, Gesellschafts- und Marktforscher mit mehr als 30 Jahren internationaler Forschungserfahrung, in seinem Gastbeitrag. Ziems ist Gesellschafter und Co-Founder des Forschungs- und Beratungsinstituts concept m. Moment! Da fällt mir beim Schreiben dieses Newsletters noch ein Lied der österreichischen Band Wanda ein. Der Refrain geht so: Tante Ceccarelli hat In Bologna Amore gemacht Amore, meine Stadt Tante Ceccarelli hat Einmal in Bologna Amore gehabt Bologna, meine Stadt Ich wünsche Ihnen einen schönen Restsonntag. Amore! Ihr Ben Krischke, Leitung Cicero Digital |