2015 saßen meine Frau und ich zwei schüchternen Jungen gegenüber. Beide aus Syrien, beide minderjährig, beide erst wenige Tage in der Stadt. Sie waren wochenlang aus ihrer Heimat Aleppo nach Hamburg geflohen, um hier Schutz vor Assads Bomben zu finden. Sie waren traumatisiert und brauchten dringend Menschen, die sich um sie kümmerten. Ein Arbeitskollege brachte mich auf die Idee, mich als Vormund zu melden. Er war selbst schon lange aktiv.
So wurden meine Frau und ich Vormünder und halfen den Brüdern, in Hamburg anzukommen. Wir haben sie zu Behörden begleitet, waren bei Anhörungen dabei, organisierten anwaltliche Hilfe.
Ich habe damals erlebt, wie schwer es Menschen haben, die unter dramatischen Umständen ihre Heimat verlassen mussten und nun versuchen, sich hier ein neues Leben aufzubauen. Es dauerte zum Beispiel mehrere Wochen, bis sie zur Schule gehen durften. Zwischenzeitlich wurden die Brüder getrennt und in unterschiedliche Unterkünfte gebracht. Die Betreuung dort war teilweise schlecht. Die Jugendlichen hatten ständig wechselnde Betreuer. Vor allem für den jüngeren Bruder war das ein Problem. Er hatte Angst, lief auch mal weg.
Die ersten zwei Jahre war es für die Jungs ein ständiger Kampf um ihre Rechte. Aber es hat sich gelohnt. Sie haben mittlerweile die deutsche Staatsbürgerschaft, beide gute Schulabschlüsse. Einer studiert, der andere hat eine Lehre erfolgreich abgeschlossen. Ohne die Hilfe der Ehrenamtlichen wäre das wohl nicht möglich gewesen.
Andere Jugendliche haben weniger Glück. Mein Kollege Olaf Wunder hat recherchiert, wie minderjährigen Flüchtlingen in Hamburg Steine in den Weg gelegt werden.
Herzliche Grüße
Julian König
Ressortleiter Lokales
julian.koenig@mopo.de