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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Freitag, 17.09.2021 | Bedeckt, stellenweise Regen bei max. 17°C. | ||
+ Heißer Herbst: Gewobag erklärt den Sommer für beendet + Heiße Phase: Greta kommt nach Berlin + „Ich als Kanzler…“: Phrasenbingo fürs dritte Triell + |
von Anke Myrrhe |
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Guten Morgen, kurz bevor Parlamentspräsident Ralf Wieland gestern um 10.10 Uhr die 84. und letzte Sitzung des Berliner Abgeordnetenhauses in dieser Legislatureröffnete, band sich Finanzsenator Matthias Kollatz noch schnell die SPD-rote Krawatte. Sie geriet ein bisschen lang (wie die Zeit der SPD in der Bildungsverwaltung, aber das ist ein anderes Thema). Senatssprecher Julian Mieth knipste noch eben ein Erinnerungsfoto mit den drei Bürgermeistern – eines mit kurzer Entwicklungszeit: Der Chef (Michael Müller) ist schon mit einem Fuß im Bundestag, auch Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (gestern ganz in grün) ist wohl bei der nächsten Sitzung eher nicht mehr dabei. Einzig Kultursenator Klaus Lederer kann sich ein „Weiter so“ vorstellen. „Ja, wir haben geliefert“, sagte SPD-Fraktionschef Raed Saleh. Was genau, referierten die amtierenden Senatsmitglieder in den folgenden Stunden, erst respektvoll verabschiedet von der Opposition (gutes Benehmen), dann scharf attackiert (Wahlkampf). Also, wie waren sie denn nun? Angetreten, um Großes zu erreichen, besiegelt am 8. Dezember 2016 mit dem längsten Koalitionsvertrag aller Zeiten. „Auch unter Rot-Rot-Grün bedeutet ,demnächst‘ oft nur ,Kannste vergessen‘“, schreibt Chef-Checkpointer Lorenz Maroldt in seinem Abschiedsessay. Den gesamten Text und eine Bilanz von B wie Behrendt bis S wie Scheeres gibt’s am Sonnabend im Tagesspiegel. Wenn Sie möchten, mit einem kostenlosen „Superwahl-Abo“ (sechs Wochen digitale Zeitung, Plus-Inhalte, Checkpoint-Vollversion und gedruckte Wochenend-Ausgabe) ganz ohne Risiko: Das Abo endet automatisch. Wie die Amtszeit dieses Senats. | |||||
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Vorzeitig beendet wurde der Sommer – und zwar von der Gewobag in Schöneberg. Die hat Mietern in der Yorckstraße 43 nämlich schon Anfang September die Heizung wieder angestellt, was vor allem deswegen überraschend kam, weil die noch bis Ende Juni ordentlich gebollert hatte (ähnlich wie ein paar hundert Meter weiter in der Winterfeldtstraße, CP vom 18.06.). „Das ist eine Heizperiode von zehn Monaten“, sagt ein Mieter. „Die Heizung wird nachts nicht abgesenkt und alle Mieter reißen nun die Fenster auf, um die Hitze rauszulassen. In der Küche wird teilweise das Essen schlecht, man kommt da morgens rein und es sind 26 Grad.“ Den Klimawandel begründet eine Gewobag-Sprecherin so: „Die Heizperiode beginnt in der Regel in den Monaten September oder Oktober und endet in den Monaten April oder Mai. Wir orientieren uns dabei stets auch an der Wetterlage.“ Himmel hilf! „In diesem Jahr haben die Temperaturen es erst zum Ende des Monats Mai zugelassen, die Heizanlagen in den Sommerbetrieb zu überführen. Da der Prozess des Umschaltens der Anlagen auf den Sommerbetrieb einige Zeit in Anspruch nimmt, hat es sich in diesem Jahr bis in den Monat Juni gezogen.“ Da waren es in Berlin bereits 36 Grad (draußen). Aber gut, wir wollen hier nicht nachschwitzen, sondern fragen: Welche Wettereinschätzung lag dem Entschluss zugrunde, schon Anfang September wieder anzuheizen? „Wir haben aus der Yorckstr. 44 am 01.09.2021 eine Meldung einer Mieterin erhalten mit der Bitte, die Heizanlage wieder in Betrieb zu nehmen. Dementsprechend haben wir die Anlage bereits Anfang September in den Winterbetrieb überführt.“ Die Anlage in einen individuellen Betrieb zu überführen, ist offenbar nicht möglich: „Sobald die Anlage in den Winterbetrieb überführt wurde, regelt sie sich selbst, je nach Außentemperatur. Eine händische Anpassung erfolgt dann nicht mehr.“ Wie so oft in Berlin: Alles nur gefühlte Wahrheit. | |||||
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Mit ziemlich heißer Tinte wurde das Schulgesetz zu Ende geschrieben, doch zumindest dieses Vorhaben hat die Koalition gestern Abend noch zur Versetzung gebracht: Große Kleinigkeiten wurden verändert (zum Beispiel in § 1, „das Christentum“ um „sowie weitere Weltreligionen und Weltanschauungen“ ergänzt) und kleine Großartigkeiten angestoßen: So sollen nun alle Kinder der Grundschule (Klasse 1 bis 6) ohne Bedarfsprüfung ein Recht auf Hortbetreuung bis 18 Uhr haben. Wie die alle in die fehlenden Horträume passen sollen, weiß allerdings noch niemand – aber darum kümmern wir uns dann im nächsten Schuljahr (mit neuer Leitung). | |||||
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In letzter Minute wurde auch der VfB Friedrichshain am Mittwoch informiert, dass der Sportplatz Virchowstraße umgebaut wird: Bereits ab dem 27. September (keine zwei Wochen nach der Mitteilung des Bezirksamts) wird der Platz geschlossen – Trainingszeiten, Spieltermine und Feriencamps für 18 Mannschaften (überwiegend Jugendliche) müssen nun abgesagt, umgeplant oder verschoben werden. Der Frust hängt tief im abzureißenden Rollrasen: Hätte nicht die lange spielfreie Corona-Zeit dafür genutzt werden können? „Die ganze Planung der Umsetzung hatte sich aufgrund von Corona verzögert“, schreibt das Bezirksamt dem Verein. „Jetzt geht es Schlag auf Schlag… Diese Kurzfristigkeit tut uns sehr leid!“ Aus Friedrichshain-Kreuzberg war gestern keine Stellungnahme zu bekommen. Sowohl die Sprecherin als auch Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann befinden sich derzeit im Urlaub. Da gibt’s nach der Rückkehr wohl einiges aufzurollen. | |||||
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Damit das dritte Triell nicht zum dritten Rad am Fahrrad wird, bereiten wir für Sie ein Politphrasen-Bingo vor. In der Vorbereitungsphase haben Sie bereits mehr Kreativität bewiesen als so mancher Kandidat, eine Auswahl: „Das hat für mich oberste Priorität“ (Kerstin Kerkmann); „Wir haben die Krise durch die Pandemie gebracht“ (Frank Robert Kornfeld); „Da bin ich ganz bei Ihnen“ / „Wir müssen alle Kräfte bündeln!“ (Dr. Rainer Bookhagen); „Ich betrachte das als Herausforderung!“ (Tom Ehrlich); „Ich stehe zu meinem Wort“ / „Wir werden das GEMEINSAM umsetzen“ / „Die Bürgerinnen und Bürger können sich darauf verlassen“ (Mario Uhrig). Es geht immer so weiter (ja, da müssen wir alle jetzt durch). Eine kolossale Floskel-Kaskade hat uns Werner Munk geliefert: „Danke für diese Frage“; „Das ist eine gute Frage“; „Das ist eine wichtige Frage“; „Ich bin persönlich betroffen“; „Schon zu Beginn meiner politischen Arbeit war mir das ein Anliegen“; „Wir in Nordrhein-Westfalen....“; „Ich als Kanzler...“ Für das Kanzleramt qualifiziert hat sich auch Tanja Dückers mit ihren Vorschlägen: „Wir brauchen einen Aufbruch“; „Dafür machen wir uns stark“; „Wir haben die Zukunft im Blick“; „Wir müssen an die nachfolgenden Generationen denken“; „Kinder sind unsere Zukunft“; „Wir setzen uns für den Bildungsstandort Deutschland ein“; „Was wir brauchen, sind mehr Lehrerinnen und Lehrer“; „Wir müssen die Bürgerinnen und Bürger entlasten“; „Wir müssen uns noch etwas in Geduld üben“; „Es war eine schwere Zeit. Und sie ist noch nicht vorbei“; „Wir stehen fest an der Seite von…“; „Das ist uns ganz wichtig“; „Das geht sehr ans Herz…“ Gewonnen hat gestern aber CP-Leser Eckehard Mewes mit seinen platten Plattitüden, hier die Auswahl: „Ich bin Ihnen sehr dankbar für Ihre Frage!“ (Zeitgewinn); „Ich teile Ihre Sorge“ (gelbe Karte für wiederholte Zeitverzögerung); „Wir müssen aus den Fehlern der Vergangenheit lernen“; „Wir müssen jetzt in die Zukunft blicken“; „Wir kämpfen jetzt erst mal darum, die stärkste Partei zu werden“; „Die Entscheidung fällt am 26. September“. Wir sind Eckehard Mewes sehr dankbar für seine Einsendungen (Schönen Abend noch!), müssen jetzt aber in die Zukunft blicken: Schicken Sie uns gern weitere Phrasen-Vorschläge an checkpoint@tagesspiegel.de. | |||||
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