das lange Osterwochenende geht zu Ende. Und mal wieder hat es sich die evangelische Kirche nicht nehmen lassen, ihrem Ruf als spirituelle Rumpelkammer des Wokismus gerecht zu werden. So machte in den sozialen Medien zum Beispiel ein Ausschnitt einer ARD-Übertragung eines evangelischen Karfreitagsgottesdienstes die Runde, bei dem eine junge Dame einen ... wie soll ich das bloß nennen, sagen wir ... Ausdruckstanz darbot, der irgendwo zwischen Drogen-Tripp und Live-Exorzismus angesiedelt war. Was ist bloß los mit den Kirchen in diesem Land?! Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Ich will nicht ausschließen, dass manch ein Gottesdienst an Ostern tatsächlich seinem Namen noch gerecht geworden ist, aber darauf ankommen lassen wollte ich es wirklich nicht. Mein Osterprogramm war ein anderes, aber nicht weniger besinnlich: Ich habe ein bisschen Religionsphilosophie gelesen, vor allem in Richard Swinburnes Büchlein „Gibt es einen Gott?“. Und ich bin zu einer Kapelle gewandert, weil ich finde, dass diese kleinen Gotteshäuser, oft irgendwo in der Prärie stehend, viel besser verkörpern, worum es beim Glauben eigentlich geht. Aber ein bisschen gearbeitet habe ich auch. Deshalb kommen hier meine Cicero-Highlights der vergangenen Woche, inklusive Osterwochenende. Beginnen wir mit der Titelgeschichte unserer April-Ausgabe. CDU-Vorsitzender Friedrich Merz könnte der nächste Bundeskanzler werden. Sein Profil passt eigentlich auf die Krisen der Zeit. Doch seine kantige Art könnte ihn auch zu Fall bringen, analysiert Titel-Autor Volker Resing, Leiter des Ressorts Berliner Republik bei Cicero. Sein Text ist Rückblick und Ausblick zugleich. Gefolgt vom Interview mit Linda Teuteberg, in dem es um nicht weniger geht als den freien Bürger und die Meinungsfreiheit in der Bundesrepublik Deutschland. Ein Land, dessen amtierende Bundesinnenministerin Jagd machen will auf Menschen, die den Staat „verhöhnen“, womit Faeser vor allem Menschen meint, die harsche Kritik an der Bundesregierung äußern (was überhaupt nicht dasselbe ist). Teuteberg warnt: „Man kann die Demokratie nicht verteidigen, indem man am Rechtsstaat rüttelt.“ Ein Grund, warum das Misstrauen in unsere Parteiendemokratie und in unsere staatlichen Institutionen wächst, ist das übergriffe Verhalten eben jener Protagonisten während der Corona-Pandemie. Nach der ersten Aufregung um die freigeklagten RKI-Protokolle ist es daher an der Zeit, die Dokumente einer wissenschaftlichen Analyse zu unterziehen. Was etwa sagen sie über den Sinn der Maskenpflicht? Zwei ausgewiesene Experten haben sich die Protokolle angeschaut – und kommen zu einem verheerenden Ergebnis. Für mich steht deshalb außer Frage, dass die Corona-Jahre ordentlich aufgearbeitet werden müssen. Das sehen auch immer mehr Politiker so und fordern dasselbe – nur um mit dem nächsten Halbsatz weiter an der gesellschaftlichen Spaltung zu arbeiten. Wie aber kann ein Weg aus der Krise wirklich gelingen? Mein Kollege Ralf Hanselle ist überzeugt: Ein bisschen „Sorry!" wird nicht reichen. Ein weiterer Unruheherd, der ursächlich ist für genanntes wachsendes Misstrauen in die Regierung und die staatlichen Institutionen, ist die Migrationskrise. Wie kann Deutschland die Migrationsströme begrenzen? Und wie gelingt die Integration? Mit zweiter Frage gehen weitere Fragen einher, zum Beispiel: Was ist, außer dem Grundgesetz, heute noch deutsch in einem emphatischen Sinne? Und was kommt einem alles in den Sinn, wenn wieder einmal die Begriffsleiche der „deutschen Leitkultur“ öffentlich reanimiert wird? Versuch einer kurzen Rekapitulation von Dominik Pietzcker. Jede Menge lesenswerter Beiträge, wenn Sie mich fragen. Über einen aus der vergangenen Woche habe ich mich aber besonders gefreut: über das Interview meines Kollegen Clemens Traub mit dem Komiker Tom Gerhardt alias Hausmeister Krause. Anlass ist ein Gesetzesentwurf des grünen Landwirtschaftsministers Cem Özdemir zur Neufassung des Tierschutzrechts, der zu einem Dackelzucht-Verbot führen könnte. Hausmeister Krause stellt für seinen Dackelclub klar: „Wenn der Dackel verboten wird, tun wir uns unverzüglich radikalisieren.“ Abschließend noch Werbung in quasi eigener Sache: Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich bin zunehmend genervt von all den politischen Statements und dem woken Bekenntnisfirlefanz, der uns nicht nur in evangelischen Gottesdiensten begegnet, sondern längst überall im Alltag. Etwa, wenn, in München ist das jedenfalls so, von einem Info-Screen in der U-Bahnstation vor der Klimaapokalypse gewarnt wird. Oder wenn Unternehmen, die überhaupt nichts mit Politik zu tun haben, meinen, ein bisschen billigen Applaus durch irgendwas „gegen rechts“ bekommen zu können. Ich wünsche mir vom Osterhasen deshalb mehr politikfreie Räume für uns alle: Ruhe, bitte! Ich wünsche Ihnen einen guten Start in die verkürzte Woche. Bleiben Sie optimistisch. Ihr Ben Krischke, Leitung Cicero Digital |