Wölfin Gloria | Wüst-Debatte in der NRW-CDU | Astrazeneca für alle
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Rheinische Post

Morgenausgabe

Stimme
des Westens

Moritz Döbler

07. Mai 2021

Liebe Frau Do,

ich will nicht auf den Hund kommen, aber auf den Wolf oder vielmehr eine Wölfin: Gloria, mit amtlichem Namen GW954f, darf nicht erschossen werden, sondern weiter am Niederrhein leben. Das hat das Verwaltungsgericht Düsseldorf entschieden und die Klage eines Hünxer Schäfers abgewiesen. Henning Rasche schildert die Entscheidung und den Fall. Und er spricht auch im „Aufwacher“-Podcast darüber.

Den Wolf kennt man aus Grimms Märchen, genau wie Hase und Igel, die ich gestern bei Hendrik Wüsts politischen Ambitionen erwähnt habe. CDU-Parteifreund und Kabinettskollege Herbert Reul, dessen Name bei der Frage nach Armin Laschets Nachfolge in NRW auch immer wieder fällt, äußert sich leicht säuerlich. Die Landes-CDU befinde sich nun „leider in einer Personaldebatte“, die nicht hätte sein müssen. Wie diese Debatte an Fahrt zunimmt, beschreiben Kirsten Bialdiga und Maximilian Plück.

Es ist denkbar, dass sich dabei später der eine oder andere noch entschuldigen muss. Über die Kultur der Entschuldigung schreibt Martin Kessler in seiner Analyse. Anlass ist der Fall Jens Lehmann. Der Ex-Nationalspieler hat für seine rassistische Entgleisung bei seinem schwarzen Kollegen Dennis Aogo nur halbherzig um Verzeihung gebeten.

Um Entschuldigung aus ganzem Herzen musste ich bei einem geschätzten Leser der „Stimme des Westens“ bitten – dem protokollarisch ranghöchsten Politiker von NRW. Den Nachnamen des Landtagspräsidenten André Kuper hatte ich leider falsch geschrieben. Wie peinlich! Wenn ich an Journalistenschulen unterrichte, erzähle ich immer, dass 90 Prozent der Fehler auf Namen und Zahlen zurückgehen. Herr Kuper nahm’s mit Humor, wofür ich herzlich danke.

Auf wenig Humor stieß die Idee der Super League, und sie ließ sich ja auch mühelos als Ausbund totaler Geldgier geißeln. Nur: Dass die Europäer die Top-Ligen des Profi-Fußballs für sich beanspruchen, ist eigentlich auch ein Affront gegenüber Sportbegeisterten im Rest der Welt und ein Zeichen von Überheblichkeit. So argumentieren jedenfalls Stefan Klüttermann und Bernd Schwickerath in ihrer Analyse. Selbst wenn Sie anderer Meinung sind: Die Lektüre lohnt sich.

Besonders lohnt sich allerdings in diesen Tagen, geimpft zu werden. Wer sich zweimal piksen lässt, gewinnt Freiheitsrechte zurück. Beim Impfstoff von Astrazeneca wird die Priorisierung aufgehoben, den gibt es jetzt für alle, weil das Präparat ein Image-Problem hat. Allein in den Impfzentren von NRW lagern schon jetzt 50.000 Dosen. Antje Höning schildert Ihnen den Stand der Dinge. Die Autorin gibt auch im „Aufwacher“-Podcast ausführlich Auskunft.

Ich merke, wie mich solche Nachrichten ungeduldig machen. Mein Sohn, der in Groningen studiert und wie ich nicht geimpft ist, erzählte mir gerade, wie schön es war, nach Monaten das erste Mal im Straßencafé zu sitzen. Und wann wird das endlich hier wieder möglich sein? Der Autor Primo Levi, der den Holocaust überlebte, hat einst gesagt: „Alle Hoffnungen sind naiv, aber wir leben von ihnen.“ Lassen Sie uns in diesem Sinne naiv, also voller Hoffnung und vor allem fröhlich in den Tag gehen. Bis morgen!

Herzlich

Ihr

Moritz Döbler

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