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Liebe/r Leser/in,

das Interessanteste an der Fernsehansprache von Bundeskanzler Olaf Scholz gestern waren der Zeitpunkt und das, worüber er schwieg.

Scholz sprach am 77. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs. Und er sprach im Moment einer historischen Niederlage der SPD in Schleswig-Holstein. Es war eigentlich der Abend des Wahlsiegers Daniel Günther, der mit 43,4 Prozent ein Spitzenergebnis für die CDU einfuhr. Um Punkt 18 Uhr, mit der ersten Wahlprognose aus Kiel, gestattete das Bundespresseamt die Verbreitung der Kanzlerbotschaft. Ein Zufall?

Seine Rede hätte Olaf Scholz genauso gut heute halten können. Als Antwort auf Wladimir Putins Militärparade auf dem Roten Platz. Der Vorwurf, der SPD-Kanzler nutze seinen exklusiven Auftritt zur besten Sendezeit als ein Publicity-Manöver in eigener Sache, wäre ins Leere gelaufen.

Aber schlimmer noch als der verunglückte Zeitpunkt ist, wozu der Bundeskanzler in seiner Rede schwieg: Wie gedenkt er, den Schaden vom deutschen Volk abzuhalten, der bereits eingetreten ist? Scholz sprach weder über die Inflation im Land noch über die explodierenden Lebensmittel- und Energiepreise.

Das Manöver war durchsichtig, die Rede schwach, eine vertane Chance.

Ich wünsche Ihnen einen friedlichen Start in die neue Woche.

Mit vielen Grüßen

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Robert Schneider,
Chefredakteur FOCUS-Magazin

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