Liebe Frau Do,

"es wird niemals so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd", sagte einst Reichskanzler Otto von Bismarck. Dass das mit der Wahl stimmt, zeigte sich gestern eindrucksvoll in der Debatte über die beiden Großthemen Migration und Bildung.

Mit viel Tamtam stellte die SPD ihre Pläne für die Abschaffung des Kooperationsverbots in der Bildungspolitik vor. Warum soll der Bund nicht Schulen finanzieren dürfen? Lange diskutiert, eigentlich überfällig. Der Widerstand der CDU ist fragwürdig. Doch auch die Sozialdemokraten zeigten erschreckende Gedächtnislücken, waren es doch SPD-Politiker aus den norddeutschen Ländern, die noch vor eineinhalb Jahren eine Aufweichung des Kooperationsverbots ablehnten und Mitspracherechte des Bundes verweigerten. Nun gilt das nicht mehr. Kirsten Bialdiga und Jan Drebes berichten.

In der Flüchtlingspolitik eine ähnliche Heuchelei. Als CDU-Bundesinnenminister Thomas de Maizière vor einem Jahr Pläne für Auffanglager für Flüchtlinge in Nordafrika vorstellte, damit die Schlepper auf dem Mittelmeer kein Geschäft mehr haben, schrie die linksliberale Republik auf. Sigmar Gabriel kritisierte die Idee. Wenn nun Frankreichs smarter Präsident Emmanuel Macron zum großen Nordafrika-Gipfel einlädt und genau das beschlossen wird, sagen alle, sie hätten es doch immer schon gesagt. Gregor Mayntz erklärt den Gipfel.

In unserer Vorberichterstattung zur Bundestagswahl beginnen wir heute übrigens mit dem wichtigsten Format: dem Blick in die Parteiprogramme. Allerdings lassen wir die PR-Rhetorik der Parteien außen vor und versuchen die Fragen zu beantworten, die in der Küche, der Kneipe oder in der Kantine diskutiert werden. Heute: "Wie sicher ist die Rente?"  Eva Quadbeck fasst zusammen.

Und eines noch: Die Depression ist zur Volkskrankheit geworden. Prominente wie Angelina Jolie und Bruce Springsteen haben das Tabu-Thema in die öffentliche Debatte gebracht, immer mehr Deutsche bekennen sich und lassen sich behandeln. Wir haben nachgefragt, was die Medizin inzwischen über die Erkrankung weiß.

Herzlichst

Ihr