Wüst: „Ich habe mir nichts vorzuwerfen"
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Rheinische Post

Morgenausgabe

Stimme
des Westens

Christian Sieben

29. März 2022

Liebe Frau Do,

für die CDU endete die erste Landtagswahl des Jahres mit einer bitteren Niederlage, die SPD kann im Saarland bald allein regieren. Hendrik Wüst will es am 15. Mai in NRW besser machen und Ministerpräsident bleiben. Am Montagabend sprach der CDU-Politiker mit unserem Chefredakteur Moritz Döbler beim traditionellen Ständehaus-Treff über den Wahlkampf, seinen Umgang mit der Corona-Infektion während der Israelreise und einen besonderen Moment mit Helmut Kohl. Viel Raum nahm auch Russlands Krieg in der Ukraine und seine Folgen für NRW ein, zum Beispiel mit Blick auf die Versorgung der Geflüchteten: „Die Lage ist anders als 2015, der Staat muss jetzt auch zeigen, dass er aus 2015 gelernt hat“, sagte Wüst. Maximilian Plück, Kerstin Münstermann und Sina Zehrfeld fassen den Abend zusammen.

Heute wichtig:

Die Lage in der Ukraine: Heute gehen die Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine in die nächste Runde. Doch über die Aussichten lässt sich kaum etwas sagen. Selbst die Berichte, über was eigentlich genau gesprochen wird, widersprechen sich. Das menschliche Leid findet kein Ende. Allein in der heftig umkämpften Stadt Mariupol wurden bislang nach ukrainischen Angaben 5000 Menschen getötet. Alle Entwicklungen finden Sie weiterhin im Newsblog. 

Luftbrücke: Über das Thema Geflüchtete hat sich meine Kollegin Jana Wolf ausführlich mit Gerald Knaus unterhalten. Der Leiter der Denkfabrik Europäische Stabilitätsinitiative fordert eine Luftbrücke, um die Betroffenen schnell in Westeuropa zu verteilen. Den Kontinent sieht er vor der größten Flüchtlingsbewegung seit dem Zweiten Weltkrieg.

Booster-Impfung: Dass die Corona-Krise noch lange nicht ausgestanden ist, belegen jeden Tag die Ansteckungszahlen. Gesundheitsminister Karl Lauterbach rät jetzt vielen Menschen über 60, sich ein zweites Mal boostern zu lassen. Dabei geht Lauterbach in einigen Punkten über die Empfehlung der Stiko hinaus. Antje Höning klärt die wichtigsten Fragen.

Meinung am Morgen:

Lauterbach: Der SPD-Gesundheitsexperte war sein Ministeramt mit dem Ziel angetreten, die Pandemie schnell zu beenden. Doch danach sieht es nun wirklich nicht mehr aus. Auch im Vergleich mit anderen Ländern steht Deutschland miserabel da. Warum Lauterbach an der FDP mit ihrem falsch verstandenen Liberalismus scheitert, arbeitet Antje Höning in ihrem Leitartikel heraus.

Scherbengericht: Von der Niederlage der CDU im Saarland war eingangs schon die Rede. Deutlich dramatischer ist die Lage bei der Linken. In ihrer letzten „Hochburg“ im Westen flog die Partei aus dem Landtag. 15 Jahre nach ihrer Gründung als gesamtdeutsche Partei gehe es nun um die pure Existenz, wie Holger Möhle in seinem Kommentar schreibt.

Lützerath: Im Streit um Grundstücke an der Abbruchkante des Tagebaus Garzweiler in Lützerath hat RWE einen Erfolg errungen. Das Oberverwaltungsgericht wies die Beschwerden eines Landwirts und zweier Mieter zurück. Somit darf der Konzern die Grundstücke abbaggern. Warum die Hoffnungen der Aktivisten und Klimaschützer haltlos waren, schreibt Christos Pasvantis in seinem Kommentar: „Klimaschutz muss im Parlament gemacht werden, nicht im Gerichtssaal.“

So gesehen:

Die Comedians Oliver Pocher und Chris Rock haben in etwa so viel gemeinsam wie Cristiano Rolando und ich. Zwar spielen wir beide regelmäßig Fußball, allerdings auf einem anderen Level und zu anderen Gagen. Pocher und Rock eint seit diesem Wochenende aber die Erfahrung, in der Öffentlichkeit eine Ohrfeige kassiert zu haben. Auf den ersten Blick mögen beide Videos, die natürlich unzählige Male bei Youtube und Twitter gepostet wurden, ulkig wirken. Doch lustig waren beide Szenen ganz und gar nicht. Julia Rathcke warnt in ihrem lesenswerten Kommentar vor einer Relativierung körperlicher Gewalt. Die zunehmende Verrohung der Gesellschaft ist tatsächlich eine Sorge, die viele Bürger umtreibt. Die feine Art war mein Vergleich natürlich auch nicht. Pocher hat deutlich mehr mit Rock gemeinsam als ich mit Ronaldo, was nicht nur an meinem mangelnden Talent auf dem Platz liegt. Bleiben wir fair. Morgen meldet sich Moritz Döbler wieder bei Ihnen, machen Sie es gut! 

Herzlich,

Ihr

Christian Sieben

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