Liebe/r Leser/in,

auch in dieser Woche haben wir einige spannende Nachrichten aus den Bereichen Wissen und Gesundheit für Sie gesammelt. Wir haben beruhigende Nachrichten für Eltern, deren Kinder gerade zahnen, erklären das eher alarmierende Phänomen violetter Gletscheralgen vor Grönland und geleiten Sie zu unserem neuen Podcast, in dem wir den Hamburger Flüchtlingsretter Dariush Beigui vorstellen.

Neues aus Wissen und Gesundheit

1. „Zahnfieber“ ist bloßer Zufall

Der erste Zahn ist nicht nur schmerzhaft, bei manchen Kindern bricht parallel dazu Fieber, Durchfall oder eine Erkältung aus. Viele Eltern vermuten deshalb, dass „Zahnfieber“ eine Krankheit sein könnte. Ein Irrglaube, sagen brasilianische Mediziner. Sie untersuchten umfassend eine Vielzahl wissenschaftlicher Studien und kamen zu dem Ergebnis: Der Zahndurchbruch führe tatsächlich häufiger zu einer leichten Temperaturerhöhung, jedoch nur selten zu Fieber über 38 Grad Celsius. „Das stimmt mit den Erfahrungen der meisten Kinder- und Jugendärzte überein“, erklärt der Medizinprofessor Berthold Koletzko, Leiter der Stiftung Kindergesundheit. Die Abwehrkräfte des Babys lassen zwischen dem sechsten und achten Monat grundsätzlich nach – genau dann, wenn sich der erste Zahn durchkämpft. Die Beschwerden würden deshalb zufällig zu dem gleichen Zeitpunkt auftreten.

Aleksandra Janevska, Wissen & Gesundheit

Foto der Woche: Occidunt populariter – sie töten volkstümlich

Ein Gladiator hat den anderen besiegt, jetzt geht es wohl um Gnade oder Tod. Das schier unerschöpfliche Areal der 79 n. Chr. von Lava und Vulkanasche verschütteten Stadt Pompeji hat nun auch dieses Fresko freigegeben. Es schmückte wahrscheinlich einen Raum, der von Gladiatoren besucht wurde, weil es dort Prostituierte gab. Dass die zeitweise inflationär häufige Veranstaltung der grausamen Spiele nicht bei allen im Alten Rom Anklang fand, zeigt der in der Überschrift angerissene Kommentar des Satirikers Juvenal aus dem 1./2. Jahrhundert n. Chr. Vollständig lautet der Satz übersetzt: „Nun geben sie Gladiatorenkämpfe und, wie der Pöbel es mit gesenktem Daumen verlangt, töten sie volkstümlich.“    

2. Deep Purple im Eis

Die Eisflächen Westgrönlands schmelzen rasant. Eine wichtige Rolle spielen dabei dunkelviolett gefärbte Mikroalgen. Während der Schmelzsaison wachsen so viele auf den Gletschern, dass deren Oberflächen schwarz aussehen, als seien sie mit der Asche von Tundrafeuern überzogen. Die dunklen Eisflächen absorbieren Sonnenlicht weit stärker als helles Eis. Die Folge: Sie tauen schneller auf. Das Geoforschungszentrum Potsdam und ein internationales Forscherteam untersuchen nun in den kommenden sechs Jahren, was diese Algenblüte verursacht und ob sie künftig weitere Gebiete Grönlands betreffen wird. Das Projekt trägt den passenden Namen „Deep Purple“.

Bild: © Liane G. Benning

Helmut Broeg, Wissen & Gesundheit

3. Vom Seenotretter zum Angeklagten

Dariush Beigui arbeitet als Binnenschiffer im Hamburger Hafen – und ist Seenotretter aus Überzeugung. In den vergangenen vier Jahren hat er den Großteil seiner Freizeit damit verbracht, Geflüchtete vor dem Ertrinken zu retten. Denn Beigui war Kapitän der »Iuventa 10«, deren Besatzung im Mittelmeer mehr als 14.000 Menschen geborgen hat. 2018 wurde er gemeinsam mit neun weiteren Crew-Mitgliedern wegen des Verdachts auf „Beihilfe zur illegalen Einwanderung“ in Italien angeklagt. Im Falle einer Verurteilung drohen ihm bis zu 20 Jahre Haft. Dennoch sagt Beigui heute: „Jedes Menschenleben, das wir retten konnten, war es wert. Bangemachen gilt nicht.“ Im FOCUS-Podcast „Wer, wenn nicht wir?“ erzählt er unter anderem, was in ihm vorging, als er zum ersten Mal ein voll besetztes Schlauchboot sah. Und wie er mit dem Erlebten umgeht. Die neue Folge gibt es ab sofort bei iTunes, Spotify, Deezer, YouTube und allen gängigen Podcast-Apps.

Elisabeth Krafft, Wissen & Gesundheit