03. November 2016 / Sabine Mauel / (02 28) 77 30 00
Presseamt der Stadt Bonn

Zeitfenster November 2016: Die ersten Straßenbahnfahrerinnen in Bonn vor 100 Jahren

BN - Das Zeitfenster des Stadtarchivs im November stellt die erstmalige Übernahme von Frauen als Fahrerinnen am Steuer der Bonner Straßenbahnen im Oktober 1916 vor.


Dass dieser ‚Fahrerwechsel‘ für die Bonner Betriebsdirektion kein freiwilliger Schritt war und zudem bei der männlichen Belegschaft nicht durchweg auf Gegenliebe stieß, bezeugen im Stadtarchiv verwahrte Akten der städtischen Straßenbahnverwaltung. Im Verlauf des Ersten Weltkriegs war nahezu das gesamte Fahrpersonal der Bonner Bahnen eingezogen worden. Um den Betrieb weiterhin aufrecht zu erhalten, sah sich die Straßenbahndirektion gezwungen, Frauen einzustellen.


Weibliches Personal für die Straßenbahnen wurde zunächst abgelehnt
Als die Kölner Aufsichtsbehörde – die Königlich-Preußische Eisenbahndirektion – gegen Jahresende 1915 nahelegte, Frauen auch als Fahrerinnen für die Straßenbahnen auszubilden, lehnte dies die Bonner Betriebsleitung in Person des Direktors Sattler zunächst ab. In einem Schreiben an den Bonner Oberbürgermeister berief er sich auf die seiner Ansicht nach allgemein mangelnde Eignung von Frauen für den Fahrerdienst – schon ihre Beschäftigung als Schaffnerinnen sei zumeist "nicht voll zufriedenstellend".



Am 1. Oktober 1916 nahmen die ersten Fahrerinnen ihren Dienst auf
Drohende größere Betriebseinschränkungen infolge des zunehmend einberufenen Fahrpersonals ließen derartige Bedenken allerdings nur anderthalb Monate später zur Makulatur werden. Mitte Januar 1916 beantragte die Bonner Betriebsdirektion die "Einstellung von weiblichem Personal als Fahrerinnen".


Am 1. Oktober 1916 nahmen dann schließlich die ersten Fahrerinnen ihren Dienst auf. Ohne sie - immerhin fast 50 waren es Anfang 1918 - wäre eine Aufrechterhaltung des Fahrbetriebs kaum möglich gewesen.


Nach Kriegsende wurden Fahrerinnen und Schaffnerinnen sukzessive entlassen, um Arbeitsplätze für die von der Front zurückkehrenden Angestellten freizumachen. 1943 waren die Bonner Straßenbahnen erneut wegen kriegsbedingten Personalmangels auf die Einstellung von Frauen als Fahrerinnen angewiesen. Erst in den 1970er/1980er Jahren gingen die ersten großen Straßenbahnbetriebe dazu über, vereinzelt weibliche Straßenbahnfahrer einzustellen. Was damals noch als wagemutiges Experiment anmutete, gehört heute längst zum alltäglichen Straßenbild.



Das Zeitfenster
Im Zeitfenster stellt das Stadtarchiv monatlich ein Stück aus seinen Beständen vor. Mittelalterliche Urkunden, Beispiele aus der Bildsammlung, Fotos, Grafiken, Akten und andere Dokumente sowie historische Bücher sind mit einer kurzen Erklärung versehen und werfen Schlaglichter auf die lange Geschichte der Stadt Bonn. Sie sollen neugierig machen und zu Forschungen im Stadtarchiv ermuntern. Das Zeitfenster öffnet sich unter www.bonn.de/@zeitfenster


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