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Bankenbrief

Wichtiges vom 17. März 2020

Das Thema

ZEW-Konjunkturerwartungen brechen ein 

Angesichts der Coronavirus-Krise sind die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten so stark eingebrochen wie seit Beginn der Umfrage im Dezember 1991 nicht mehr. Der Indikator des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) fiel im März zum Vormonat um 58,2 Punkte auf minus 49,5 Punkte, wie das Institut heute in Mannheim mitteilte. Volkswirte hatten im Schnitt lediglich mit einem Rückgang auf minus 30 Punkte gerechnet. Neben den Konjunkturerwartungen trübte sich auch die Einschätzung der aktuellen Lage deutlich ein. Für die deutsche Konjunktur stünden die Signale auf Rot, mahnte ZEW-Präsident Achim Wambach. Aktuell erwarten die befragten 170 Analysten und Anleger einen Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) im ersten Quartal und halten dies auch für das zweite Quartal für sehr wahrscheinlich. Für das Gesamtjahr 2020 rechnet die Mehrheit der Finanzmarktexperten infolge der Corona-Pandemie mit einem Rückgang des realen BIP von etwa einem Prozentpunkt. Thomas Gitzel, Chefvolkswirt von der VP Bank, bezeichnete den Einbruch der ZEW-Konjunkturerwartungen als dramatisch. Deutschland komme zum Stillstand. Eine Ausbreitung des Coronavirus in den Betrieben könne zu einem flächendeckenden Produktionsstillstand führen. Eine Rezession sei nicht mehr abwendbar. Im vergangenen Jahr war die deutsche Wirtschaft bereits wegen einer schwachen Weltkonjunktur, internationalen Handelskonflikten und dem Brexit-Chaos mit 0,6 Prozent so langsam wie seit 2013 nicht mehr gewachsen. 

Meldungen

Deutsche Börse und Credit Suisse bauen digitalen Fondsvertrieb aus

Die Deutsche Börse, Credit Suisse und weitere Finanzunternehmen haben gemeinsam in die Entwicklung eines digitalen Vertriebs von Anlagefonds investiert. Mithilfe einer Blockchain-gestützten Plattform soll der Fondsvertrieb vereinfacht, Kosten gesenkt und für Transparenz bezüglich der Endanleger gesorgt werden, teilten die Unternehmen heute mit. Die Deutsche-Börse-Abwicklungstochter Clearstream, Credit Suisse Asset Management, die Luxemburger Börse und die französische Natixis Investment Managers hätten sich auf eine Finanzierung zur Weiterentwicklung der bestehenden Plattform FundsDLT verständigt. Die Gesellschaften seien offen für weitere Teilnehmer.


Volksbanken steigern 2019 ihre Gewinne

Deutschlands Volks- und Raiffeisenbanken haben das Jahr 2019 trotz zusätzlicher Belastungen mit einem Gewinnplus abgeschlossen. Unter dem Strich verdienten die 841 Genossenschaftsbanken dank kräftiger Kursgewinne im Wertpapierbestand zusammen 2,2 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,87 Milliarden Euro), wie der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) heute auf Basis vorläufiger Zahlen mitteilte. Für das laufende Jahr rechnet der BVR unter anderem infolge der anhaltenden Niedrigzinsen und des möglichen konjunkturellen Abschwungs aufgrund der Corona-Pandemie mit einem schwächeren Ergebnis der Volks- und Raiffeisenbanken. Für Rückschläge sehen sich die genossenschaftlichen Institute aber gut gerüstet. Bislang gebe es "keinerlei Anzeichen, dass die Coronavirus-Krise zu Stützungsfällen führt", sagte BVR-Vorstandsmitglied Gerhard Hofmann. Die Sicherungsfonds seien gut gefüllt. Zudem rechnet der Verband für das laufende Jahr mit etwa 40 weiteren Fusionen von Genossenschaftsbanken in Deutschland. Diese Entwicklung wird auch dadurch getrieben, dass immer mehr Bankkunden kaum noch in die Filiale gehen, sondern Bankgeschäfte auf digitalem Wege erledigen.


Six verbucht Gewinnanstieg

Der Schweizer Börsenkonzern Six hat seinen Gewinn aus dem fortgeführten Geschäft dank der Beteiligung am französischen Zahlungsanbieter Worldline im Gesamtjahr 2019 um 26,9 Prozent auf 120,5 Millionen Franken (114,1 Millionen Euro) gesteigert. Die Genehmigung des Übernahmeangebots für die spanische Börse BME durch die spanischen Behörden werde bis Ende des ersten Halbjahres 2020 erwartet, teilte das Unternehmen heute mit.


Transferwise kooperiert mit Alipay 

Das britische Fintech-Unternehmen Transferwise will künftig mit der chinesischen Bezahl-App Alipay bei internationalen Überweisungen nach China zusammenarbeiten. Ab sofort könnten die Kunden Geld in 17 Währungen an mehr als 1,2 Milliarden Alipay-Nutzer senden, teilte Transferwise heute mit. Benötigt werde dafür nur der Name des Empfängers und die Alipay-ID. Der Versand funktioniert allerdings nur nach China. Alipay-Nutzer selbst können kein Geld verschicken. Transferwise bietet seit 2011 Online-Überweisungen ins Ausland via App an. Mittlerweile deckt es 49 Währungen ab, seit 2016 ist auch der chinesische Yuan im Portfolio.


Kapitalspritze und neue Investoren für Penta

Die digitale Banking-Plattform für kleinere Firmenkunden, Penta, hat in einer neuen Finanzierungsrunde 18,5 Millionen Euro eingesammelt. Wie das Start-up heute in Berlin mitteilte, wurden RTP Global, ABN AMRO Ventures und VR Ventures als neue Investoren gewonnen. Finleap und der europäische Venture Fonds HV Holtzbrinck Ventures hätten erneut investiert. Das neue Kapital soll in die Weiterentwicklung der digitalen Plattform fließen. Zudem werde eine Expansion in weitere europäische Märkte geprüft.


EZB versorgt Banken mit Euros

Die Banken des Euroraums haben sich inmitten der Virus-Krise bei der Europäischen Zentralbank (EZB) mit Liquidität in dreistelliger Milliardenhöhe eingedeckt. Wie die EZB heute in Frankfurt mitteilte, haben die 110 beteiligten Banken Zentralbankmittel in Höhe von 109,1 Milliarden Euro abgerufen. Das Geld steht ihnen gut drei Monate zur Verfügung. Die Refinanzierung ist Teil eines großen Pakets, das die EZB in der vergangenen Woche zur Abfederung der Virus-Krise aufgelegt hatte. Die Geschäfte sollen verhindern, dass die Geldhäuser in finanzielle Engpässe geraten. Zudem dienen sie als Brückenfinanzierung, bis im Juni noch weitere Refinanzierungsrunden starten.


Philippinische Börse schließt

Die philippinische Börse hat heute auf unbestimmte Zeit geschlossen und den Devisen- und Anleihehandel ausgesetzt. Für die erste weltweite Marktschließung führten die Behörden Risiken für die Sicherheit der Händler an. Bislang hatten einige Börsen lediglich das Handelsparkett gesperrt oder den Handel nach drastischen Kurseinbrüchen unterbrochen. Die Schließung der Börse geschieht aus gesundheitlichen Gründen. Nun wächst die Sorge von Anlegern und Analysten, dass andere Börsen folgen könnten. Das französische Finanzministerium teilte unterdessen mit, eine Schließung der Börsen komme nicht in Betracht. Stattdessen verhängte die französische Finanzaufsicht für den heutigen Tag ein Leerverkaufsverbot. Die belgische Aufsichtsbehörde untersagte ebenfalls das Short Selling von bestimmten Aktien.


Türkische Notenbank senkt Leitzins deutlich

Die türkische Zentralbank hat mit einer erneuten Zinssenkung auf die Ausbreitung des Coronavirus reagiert. Der einwöchige Leitzins fällt um 1,0 Prozentpunkte auf 9,75 Prozent, wie die Notenbank heute im Anschluss an eine außerordentliche Sitzung in Ankara mitteilte. Die zuletzt positive Entwicklung der türkischen Wirtschaft habe sie widerstandsfähiger gegenüber externen Schocks gemacht, erklärte die Notenbank. Man werde aber angesichts der Auswirkung der Coronavirus-Krise alles tun, um die Wirtschaft zu schützen. Eine Reihe von Maßnahmen soll die Liquiditätsversorgung der Banken zusätzlich sichern.


Geld- und Bankgeschäfte in Zeiten der Viruskrise  

Icon Top NewsDer Bankenverband empfiehlt Verbrauchern angesichts der Ausbreitung des Coronavirus im Umgang mit Bargeld, aber auch an SB-Terminals, Touch-Pads oder Kassenterminals die allgemeinen Hygiene-Maßnahmen zu beachten. Kontaktlose Bezahlverfahren hätten in der jetzigen Situation den hygienischen Vorteil, dass Kunden ihre Karten oder Mobiltelefone lediglich nah an das Akzeptanzterminal des Händlers heranführen müssen, um eine Zahlung auszulösen, schreibt der Verband in einem Blog-Eintrag. Bislang sei eine Übertragung des Virus über Geldscheine eher unwahrscheinlich. Zudem sieht der Verband derzeit keine Gefahr, dass der Handel und die Abwicklung von Wertpapiergeschäften beeinträchtigt werden. Es bestehe auch kein Grund zur Sorge, dass die Corona-Krise Spareinlagen auf dem Tagesgeld-, Festgeld- oder Girokonto gefährde. Weitere Informationen des Bankenverbandes zum Coronavirus lesen Sie hier:

Die Köpfe

DIW-Chef Fratzscher sieht mögliche Welle von Insolvenzen

Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, hat bei einer Rezession infolge der Coronavirus-Krise vor Negativfolgen für den Finanzsektor gewarnt. Die Krise könnte sich bis in den Herbst hineinziehen, sagte Fratzscher heute. Dabei könnte es zu einer Welle von Insolvenzen kommen und auch der Finanzsektor angesteckt werden. Vor allem Solo-Selbstständige seien auf Hilfen angewiesen. Je länger die Krise dauere, umso mehr Insolvenzen werde es geben. Da würden auch Kredite nicht helfen. Daher müsse laut Fratzscher über Transferleistungen nachgedacht werden.


Scholz will Konjunkturprogramme EU-weit abstimmen 

Bundesfinanzminister Olaf Scholz will mögliche Konjunkturprogramme zur Stabilisierung der Wirtschaft in der Europäischen Union (EU) koordinieren. Hilfen für Euroländer durch den Rettungsfonds ESM halte er derzeit für nicht notwendig, sagte Scholz in einem heute veröffentlichten Interview. "Die Debatte ist verfrüht." Die bloße Existenz des ESM sorge bereits für Stabilität. Die geplante Reform des Rettungsfonds sei zwar weit fortgeschritten, "aber sicher nichts, was jetzt sofort in Kraft tritt".


KfW-Chef Bräunig erwartet Antragswelle für Hilfskredite

Die staatliche Förderbank KfW wappnet sich nach den Worten ihres Chefs Günther Bräunig für eine Antragsflut von Hilfskrediten für deutsche Unternehmen. Bräunig betonte heute in einer Videobotschaft an seine Mitarbeiter, dass die Förderbank vor einer großen Bewährungsprobe stehe: "Mit Krisen und Sonderprogrammen kennen wir uns aus; Fortführungsprognosen für Unternehmen in Pandemiezeiten zu machen, das ist neu und es ist neu für alle." Um den Betrieb am Laufen zu halten und Ansteckungen bei Mitarbeitern zu vermeiden, schickt die KfW immer mehr Teams ins Homeoffice. Medienberichten zufolge will die KfW am Freitag Details zu den angekündigten Hilfsprogrammen und Liquiditätshilfen veröffentlichen. Beim zentralen Förderinstitut des Landes Nordrhein-Westfalen, der NRW.Bank, gingen bis Montag bereits 750 Anfragen zu Förderkrediten ein. 


Feld wird neuer Chef der Wirtschaftsweisen

Der Freiburger Professor Lars Feld ist neuer Chef der Wirtschaftsweisen. Der Ökonom wurde zum neuen Vorsitzenden des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung gewählt, wie das Gremium heute mitteilte. Feld löst Christoph Schmidt ab, der Ende Februar aus dem Sachverständigenrat ausgeschieden ist. Weitere Mitglieder des Gremiums sind Achim Truger und Volker Wieland. Zwei neue Mitglieder sollen demnächst vom Bundeskabinett berufen werden, dem Vernehmen nach sollen dies die Professorinnen Monika Schnitzer und Veronika Grimm sein.


Jordan wird Vorstand bei mwb 

Der Aufsichtsrat der mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank hat Kai Jordan mit Wirkung zum 1. April 2020 zum Vorstand der Gesellschaft bestellt. Wie das Unternehmen heute mitteilte, ist Jordan seit August 2016 bei mwb als Bereichsvorstand für den Aufbau des Geschäftsfeldes Corporates & Markets verantwortlich.

Die Tweets des Tages

Wir begrüßen heute unser neues, außerordentliches Mitglied komuno – die digitale Plattform für Kommunalkredite: komuno.de. Hier finden Sie alle #Fintech|s bei uns: go.bdb.de/N8Hnf #kommunalfinanzierungzuendegedacht #transformingpublicfinance #digitalbanking


Die Versorgung mit Bankdienstleistungen ist auch in Zeiten der #Coronavirus-Krise gesichert. Das gilt auch für alle Bezahlmöglichkeiten sowie die Versorgung mit Bargeld: bit.ly/2Wk3hiA @bankenverband @bvrpresse @dsgv @pfandbriefbanks @voeb_banken #covid19

Am Vortag meistgeklickt

So gelingt Arbeiten im Homeoffice

Zahlreiche Chefs verordnen ihren Mitarbeitern und sich selbst wegen des Coronavirus das Arbeiten im Homeoffice. Für viele ist diese Situation völlig ungewohnt. Und wie führen Sie Ihr Team aus der Ferne? Klare Strukturen etwa helfen den Kollegen dabei, sich zurechtzufinden. Legen Sie Aufgaben und Verantwortlichkeiten vorab genau fest. Kurze Telefonkonferenzen am Morgen können Mitarbeitern beim Selbstmanagement helfen. Weitere Tipps für ein effizientes Arbeiten im Homeoffice lesen Sie hier:

Was morgen wichtig wird

In Berlin spricht der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB), Christian Ossig, bei einer Telefonkonferenz über die konjunkturelle Lage und Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Krise. – Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) veröffentlicht in der Bundeshauptstadt seine Konjunkturprognose und äußert sich zu wirtschaftspolitischen Maßnahmen in Zusammenhang mit der Corona-Ausbreitung. – In Brüssel legt das Statstikamt Eurostat die Verbraucherpreise der Eurozone für Februar vor. – In Washington äußert sich der Präsident der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), Jerome Powell, im Anschluss an die Sitzung des Offenmarktausschusses FOMC (Federal Open Market Committee). – In Tokio hält die Bank of Japan (BoJ) ihre geldpolitische Sitzung ab (bis 19.03.). 

Der Nachschlag

Software-Tools für effiziente Teamarbeit von Zuhause aus

Heimarbeit stellt die Zusammenarbeit von Projektteams unter neue Vorzeichen. Einige Software-Programme können zu einem reibungslosen Ablauf beitragen, den Austausch erleichtern und Teammitgliedern helfen, den Überblick zu behalten. Das Chatprogramm "Slack" etwa ersetzt unternehmensinterne E-Mails und ermöglicht unkomplizierte Absprachen. Über "Microsoft To-Do" lassen sich Aufgabenlisten digitalisieren und bearbeiten. "MindMeister" ermöglicht es, neue Ideen online zu teilen, zu strukturieren und zu visualisieren. So können von verschiedenen Standorten aus gemeinsam Projekte geplant, Strategien entwickelt oder Präsentationen vorbereitet werden. Weitere nützliche Online-Tools für das Homeoffice finden Sie hier:

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