Liebe Frau Do,

nie, nie, nie wolle er in ein Kabinett von Angela Merkel eintreten, hatte der gewohnt forsch und selbstbewusst auftretende Martin Schulz nach seiner Wahlniederlage im September verkündet. Auch durch dieses klare Bekenntnis gegen die ungeliebte große Koalition konnte sich der angeschlagene Parteichef in den Tagen nach der Wahl im Amt halten. Nun empfiehlt derselbe Mensch seiner Partei Sondierungen mit der Union. So wendig sind Politiker. Aber so wendig sind auch die Bürger. Wünschten sich im Sommer nur knapp 40 Prozent der Deutschen erneut eine große Koalition, so ist die Zustimmung zu dem schwarz-roten Bündnis inzwischen wieder auf 60 Prozent gestiegen. Jan Drebes und Kristina Dunz versorgen Sie mit den neuesten Nachrichten aus Berlin.

Der Politikwissenschaftler und frühere Direktor der Akademie für Politische Bildung in Tutzing, Heinrich Oberreuter, gehört zu den intimen Kennern der CSU. Selbst langjähriges Mitglied der bayerischen Partei, hat der heute 75-Jährige den Aufstieg und Fall manch eines Christsozialen begleitet, bewertet und analysiert. Heute wird Markus Söder zum neuen Ministerpräsidenten in Bayern erkoren. Wir haben Heinrich Oberreuter gebeten, uns ahnungslosen Rheinländern diesen Mann einmal vorzustellen.

Sie war Bundesbildungsministerin, CDU-Vize und in jedem politischen Text über sie vor allem immer die „Merkel-Vertraute“. Doch dann nahm die Hochschule Düsseldorf Annette Schavan wegen 60 plagiierter Textpassagen in ihrer 1980 verfassten Dissertation den Doktor-Titel ab, und Angela Merkel musste ihre Wissenschaftsministerin gehen lassen. Allerdings nicht irgendwohin, sondern zum Vatikan. Annette Schavan wurde Botschafterin am Heiligen Stuhl in Rom, was einer der begehrtesten Posten in der deutschen Diplomatie ist. Dort hat sich die frühere Theologiestudentin, die ihre berufliche Karriere als Referentin bei der bischöflichen Studienförderung Cusanuswerk begann, gut eingelebt. Die Neusserin verschafft der Botschaft neue Relevanz, aus der schmucken Residenz an der Via dei Tre Orologi hat Schavan einen Ort der Begegnung gemacht. Nach einem tristen Versorgungsposten hört sich das neue Leben der Annette Schavan jedenfalls nicht an. „Die Diplomatie durch Religion hat an Bedeutung gewonnen“, sagt sie. Henning Rasche hat die Botschafterin in Rom besucht.

Herzlichst

Ihr