nach dem Einmarsch der Russen in die Ukraine am 24. Februar 2022 dauerte es Wochen, bis die ARD auf eigene Reporter zurückgreifen konnte, die aus der Ukraine berichteten. Und als am vergangenen Samstag die Wagner-Truppe gen Moskau marschierte, sendete der TV-Kanal der Welt stundenlang, während der geneigte Zuschauer im Ersten mit Kinderprogramm („Die Pfefferkörner“), der Arzt-Serie „In aller Freundschaft“ und der Zoo-Doku „Giraffe, Tiger & Co“ mehr oder weniger unterhalten wurde. Wofür, fragten sich nicht wenige Gebührenzahler am Samstag, leistet man sich eigentlich den größten öffentlich-rechtlichen Rundfunk der Welt, wenn der bei politischen Ereignissen dieser Größenordnung nicht mit voller Kraft auf Sendung geht? Die Kritik ist berechtigt, schließlich ist der ÖRR nicht nur das teuerste Mediengebilde seiner Art, sondern auch das mit Abstand privilegierteste, weil er sein Geld nicht wie private Medienkonzerne verdienen muss, sondern es im Prinzip geschenkt bekommt. Dafür sollte der Zuschauer deutlich mehr erwarten dürfen. Mein Kommentar. Noch ein Thema vom Wochenende, das weiterhin eifrig diskutiert wird: Der Präsident des Deutschen Landkreistages, Reinhard Sager, immerhin reagiert gelassen auf den Wahlsieg des AfD-Politikers Robert Sesselmann im Landkreis Sonneberg. Damit diese Gebietskörperschaft handlungsfähig bleibe, dürfe es „zu keiner Blockadepolitik kommen“, sagt er im Gespräch mit Cicero-Redakteur Ferdinand Knauß. Hier finden Sie den dazugehörigen Artikel. Aber woher kommt er eigentlich genau, der derzeitige Höhenflug der AfD? Die massive Unzufriedenheit der Bürger mit dem politischen Personal ist ein zentraler Grund dafür, schreibt Volker Boehme-Neßler, Professor für Öffentliches Recht, Medien- und Telekommunikationsrecht an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Denn: Nach Max Weber benötigt ein guter Politiker Leidenschaft für die Sache, Verantwortung für das Allgemeinwohl und Augenmaß. Doch daran fehlt es oftmals. Alles andere als einen Höhenflug erleben derzeit die beiden großen Kirchen in Deutschland. Aus vielerlei Gründen. Nun hat es eine polizeiliche Durchsuchung in der Erzbischöflichen Residenz gegeben: Kardinal Rainer Maria Woelki öffnet dem Staatsanwalt die Tür. Tatsächlich kann nur mit personeller Neuaufstellung ein Neuanfang in der Katholischen Kirche gelingen, schreibt Volker Resing. Gehört die katholische Kirche gar ins Museum? Gut, der war nicht besonders nett, aber der Übergang stimmt. Denn Objekte im Museum ändern ihre Bedeutung und lassen neue Ansprüche entstehen. Das gilt auch für die Benin-Bronzen, die Nigeria einem Fürstenhaus übertragen will. Nikolaus Bernau ist ein deutscher Kunstwissenschaftler, Architekturkritiker, Journalist und Sachbuchautor. In den Benin-Bronzen sieht er ein Welterbe jenseits aller Grenzen. Immer wieder sehen sich Medien und Politik dem Vorwurf ausgesetzt, sie würden beim Thema Klima Panik schüren und die Bürger manipulieren. Viele Anschuldigungen sind unhaltbar – aber trotzdem nicht unbegründet. Mein Kollege Lukas Koperek hat darüber ein lesenswertes Essay geschrieben. Denn: Das Misstrauen ist hausgemacht. Ich wünsche Ihnen eine gute Lektüre. Bleiben Sie optimistisch. Ihr Ben Krischke, Leitung Debatte |