Bewegt sich diese Woche etwas in der Ukraine-Frage? Wenn an diesem Donnerstag Joe Biden zum virtuellen Klimagipfel lädt, wird dort eine beachtliche Zahl an Staats- und Regierungschefs zusammenkommen. 40 stehen auf der Gästeliste, darunter auch Chinas Staatspräsident Xi Jinping und sein russischer Amtskollege Wladimir Putin. Die USA wollen bei dem Treffen angeblich die Halbierung der Emissionen von Treibhausgasen bis 2030 verkünden, auf der Basis der Werte von 2005. Es wäre ein sehr ehrgeiziges Ziel, aber auch notwendig, um die Ernsthaftigkeit der neuen US-Administration zu unterstreichen. Der Kampf gegen den Klimawandel, so scheint es, ist eines der wenigen Themen, bei denen es noch so etwas wie einen Konsens gibt in der internationalen Gemeinschaft, selbst zwischen den USA, China und Russland. Denn sonst stimmt ziemlich wenig in den Beziehungen der drei Großmächte. Alle drei Staaten überziehen sich derzeit mit Sanktionen und Gegensanktionen. Washington droht wegen des russischen Truppenaufmarsches an der Grenze zur Ostukraine und des Gesundheitszustandes von Alexej Nawalny, Putins inhaftiertem Erzfeind, mit weiteren Konsequenzen. Moskau hat Kriegsschiffe ins Schwarze Meer Richtung Krim entsandt. Und Peking zündelt am anderen Ende der Welt, schickt mit wachsender Frequenz Kampfjets in den taiwanesischen Luftraum. Es gibt ernst zu nehmende Experten, die das Vorgehen der beiden US-Kontrahenten als koordinierte Aktion betrachten. Sie glauben, dass Xi und Putin künftig eine strategische Sicherheitspartnerschaft eingehen, die USA also de facto in die Zange nehmen. Vielleicht sollte Biden beim Gipfel diese Woche nicht nur über den meteorologischen Klimawandel reden. Der politische könnte kurzfristig dringlicher sein. | Gudrun Dometeit, Politik & Wirtschaft |
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