Donald Trump ist seit 151 Tagen im Amt
| Was jetzt, America? | Der wöchentliche Überblick zur Lage in den USA | |
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von Carsten Luther Redakteur für internationale Politik |
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Good morning! Donald Trump erwärmt sich langsam für den Krieg, in Minnesota erschießt ein Attentäter zwei Demokraten, und Millionen Menschen in den Vereinigten Staaten wollen keinen König. Die US-Expertinnen fassen für Sie die wichtigsten Ereignisse der Woche zusammen. Folge 48 erreicht Sie aus Berlin. |
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Donald Trump ist seit 151 Tagen im Amt |
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Wenn Sie das hier lesen, hat Donald Trump es sich vielleicht schon wieder anders überlegt. Zwischen Schreiben und der Ankunft im Postfach liegt jedenfalls genug Zeit für den nächsten hingeworfenen Halbsatz, der nicht nur das Regime in Teheran rätseln, wenn nicht zittern lässt. Ob also nun die USA in Israels Krieg gegen den Iran eintreten? Die Welt ist einmal mehr zurückgeworfen auf Trumps allzu oft genutztes "We'll see what happens". |
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Noch am Montag, beim G7-Gipfel in Kanada, den er schließlich vorzeitig verließ, hielt der US-Präsident fest, der Iran sitze eigentlich am Verhandlungstisch: "Sie wollen einen Deal schließen." Tags darauf dann: "Also ich weiß nicht", hielt Trump fest, er sei "nicht besonders in Stimmung zu verhandeln". Mal stellte er Frieden in Aussicht, "bald", es liefen ja viele Telefonate und Treffen. Dann wieder erklärte er, sich gegenüber dem Iran ganz und gar nicht um Friedensgespräche bemüht zu haben, "in any way, shape or form". Dazwischen Drohungen, etwa der Hinweis, man wisse, wo der oberste Führer Ajatollah Ali Chamenei sich aufhalte, er sei ein "leichtes Ziel", aber ausschalten ("kill!") werde man ihn nicht – vorerst. Und die Forderung: "BEDINGUNGSLOSE KAPITULATION". |
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Es heißt in US-Medien, Trump erwärme sich langsam für die Option, an der Seite Israels anzugreifen (“I may do it, I may not do it. Nobody knows what I want to do”). In seiner Anhängerschaft aber kollidiert das heftig mit dem Wunsch nach Abschottung und America First. Der Konflikt zwischen Isolationisten und Iran-Falken ist auch in Regierung und Republikanischer Partei offensichtlich. Spricht dafür, dass Trump die USA raushält, solange es geht. Er will sich selbst – und dem Iran – jetzt noch einmal zwei Wochen Zeit geben. Aber wie auch immer sich der Präsident entscheidet oder wozu er sich gezwungen sieht, er wird es als richtig und am Ende als großen Sieg verkaufen. |
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Bleiben Sie also tapfer, und haben Sie ein schönes Wochenende! |
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Meine drei Texte der Woche |
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Dieses Mal mit dem Attentat in Minnesota, dem Nato-Gipfel und dem Israel-Iran-Krieg: |
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Putin rüstet die Nato auf | | Weil er sich von Russland bedroht sieht, steckt der Westen immer größere Summen in seine Verteidigung. Mein Kollege Matthias Naß schreibt darüber, warum Donald Trump damit bekommt, was er fordert. → Zum Artikel |
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Der Präsident legt Feuer | | Die Attentate von Minnesota sind keine Einzelfälle, keine Entgleisung eines Einzeltäters. Meine Kollegin Rieke Havertz schreibt darüber, warum es zu befürchten steht, dass sie 2025 nicht die letzte Gewalteskalation bleiben. → Zum Artikel |
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Gegen Trumps Willen | | US-Präsident Trump wollte eine diplomatische Lösung im Konflikt zwischen Israel und dem Iran. Meine Kollegen Holger Stark und Paul Middelhoff analysieren, wie er von Israels Premier Netanjahu politisch vorgeführt wurde. → Zum Artikel |
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Wer sagt denn sowas? | "We are not involved in strikes against Iran." | | | |
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In dieser Folge von OK, America? sprechen meine Kollegen Rieke Havertz und Klaus Brinkbäumer über Donald Trumps Rolle im Israel-Iran-Krieg. Und in dieser Folge von Was liest du gerade? rezensieren meine Kollegen Maja Beckers und Alexander Cammann unter anderem das neue Buch der The-Atlantic-Journalistin Sophie Gilbert, in dem es darum geht, wie Popkultur Frauen gegeneinander aufbringt. |
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Das neue Liveformat Calling USA |
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Wie zeigt sich die Verfassungskrise in den USA? Wie gefährlich ist Elon Musk? Und wo bleibt eigentlich der Protest der Demokraten? In unserem Liveformat Calling USA ruft Fiona Weber-Steinhaus bei meiner Kollegin Johanna Roth in Washington an und stellt ihr alle drängenden Fragen – auch Ihre! Sie schalten sich immer dann live bei Instagram zusammen, wenn der Wunsch nach Einordnung groß ist. |
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Meine Kollegin Tina Ahrens ist die Chefin der Bilder von ZEIT ONLINE. An dieser Stelle schreibt sie jede Woche über ein Foto, das sie besonders bewegt hat. |
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| © Ismail Ferdous für ZEIT ONLINE |
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"John Adams junior sitzt mit seinem Vater John Adams auf einer Steinbank abseits der Militärparade von Donald Trump in Washington, D. C. am letzten Samstag. Die Adams sind Rechtsanwälte aus Bedford in Pennsylvania. John Adams junior ist Mitglied der Federalist Society, eine Organisation, die enge Verbindungen zur Republikanischen Partei und eine Schlüsselrolle bei der Nominierung von Richtern durch republikanische Präsidenten gespielt hat. Von den neun Mitgliedern des Obersten Gerichtshofs der Vereinigten Staaten sind fünf (Brett Kavanaugh, Neil Gorsuch, Clarence Thomas, Samuel Alito und Amy Coney Barrett) Mitglieder der Organisation. Die Besinnung der Adams auf Traditionen und die konservativen Werte glaubt man im Bild von Ismail Ferdous erkennen zu können. Vater und Sohn tragen die gleiche Nickelbrille, ähnliche Hüte, fein gestutzte Bärte und lederne Herrenschuhe. Das Outfit wirkt ähnlich antiquiert wie die Panzerfahrzeuge aus den zwei Weltkriegen und die 80 Jahre alten Bomber, die durch und über Washington fuhren und flogen. Oder wie Jon Stewart kommentierte: 'Das war weniger eine Demonstration überwältigender Macht, sondern eher wie ein Militärmuseum, das seine ersten Schritte macht.'" |
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Was müssen Sie diese Woche sonst noch gehört, gelesen, gesehen haben? |
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Diesen Essay in The Atlantic über Menschen, die bei Hinrichtungen zusehen |
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Diese Recherche bei CalMatters über Kaliforniens marodes Pflichtverteidigersystem und wie fehlende Ermittlerinnen dazu führen, dass Angeklagte oft ohne entlastende Beweise vor Gericht stehen |
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Diese Netflix-Dokumentation über die Hintergründe der OceanGate-Katastrophe |
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Das war die 48. Spezialausgabe unseres Was-jetzt?-Newsletters zur Lage in den USA. Sie erscheint jeden Freitag und wird geschrieben von Amrai Coen, Marcus Gatzke, Rieke Havertz, Carsten Luther, Katharina Meyer zu Eppendorf, Johanna Roth, Anna Sauerbrey und Fiona Weber-Steinhaus. |
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