Liebe Leserin, lieber Leser, Selbst ganz, ganz oben, an der Spitze des Kultur-Elfenbeinturms, wo ich täglich meinen Grüntee trinke, während ich in den Büchern französischer Existenzialisten blättere, ist das weltpolitische Getöse nicht ganz auszublenden, korrigieren Sie mich, wenn ich mich irre, aber ich glaube, es läuft nicht alles so, wie es sollte (bitte hier eigene politische Meinung einfügen). Wie gut, dass es die Kultur gibt, hier sind lauter besonnene Menschenkenner am Werk, die sich das eigene Gemüt weiter verfeinern, inzwischen mit der Pinzette, weil es schon so feinziseliert ist. Was manche dann aber mit eben dieser der Pinzette ganz am Schluss aus den eigenen Ohren ziehen, man könnte es fast mit Schmutz verwechseln. Mein Grüntee, ich prangere das an, schlägt kleine Erschütterungswellen! Jedenfalls: Es herrschte zuletzt kein Mangel an der schwierigen Seite der Kultur, und jetzt gerade wieder kann man einen derartigen Gesamtunfall in Zeitlupe mitverfolgen. Ganz ähnlich wie die Schwedische Akademie, die den Literaturnobelpreis vergibt, sich aber nach einem #MeToo-Skandal in Stücke zerlegt hat, zerlegt sich gerade jene Akademie, die die Grammys vergibt. Und das ganz knapp vor der heurigen Verleihung. Auch der Elfenbeinturm ist nicht mehr das, was er mal war. |