haben Sie heute auch schon mal so richtig einen rausgehauen? Auf Twitter oder Facebook? Nein? Dann könnte das ein Indikator dafür sein, dass Sie politisch eher konservativ veranlagt sind. Das gilt aber nur, wenn Sie in Bayern wohnen. Dort nämlich hat gerade eine Untersuchung merkwürdige Dinge zu Tage gefördert: Eine aktuelle Studie wirft ein Schlaglicht auf die politische Diskursfähigkeit von SPD und Grünen im beginnenden Landtagswahlkampf. Demnach betreiben die Parteien deutlich mehr Negative Campaigning rund um die anstehende Landtagswahl als die Konkurrenz. Mein Münchner Kollege Ben Krischke hat es in seinem Artikel zum Thema auf eine griffige und humorvolle Formel gebracht: Alle 11 Minuten schmutzkübelt ein Sozialdemokrat über Twitter. Womit aber nicht gesagt sein soll, dass nicht auch rechts der Mitte gepöbelt wird. Erinnern Sie sich nur einmal an Donald Trump. Der sieht sich derzeit mit einer Reihe von Ermittlungen auf staatlicher und Bundesebene konfrontiert. Während sich die Anklagepunkte anhäufen, fällt es selbst dem Ex-Präsidenten immer schwerer, vorzutäuschen, der rechtliche Trubel lasse ihn kalt. Aus den USA berichtet unsere Korrespondentin Lisa Davidson über Trump vor Gericht. Cicero-Autor Thomas Mayer beschäftigt sich derweil mit dem Zusammenhang von Klima und Wohlstand: Bei einem weltweiten Temperaturanstieg nämlich würden warme Länder wirtschaftlich schwächer werden, kältere dagegen sogar profitieren. Wichtiger als globale CO2-Reduktion sind daher regionale Anpassungsmaßnahmen, meint Mayer, der für Anpassung statt Hysterie plädiert. Mit der Mayer'schen Formel (Wärme = ökonomische Schwäche) lässt sich aber nur schwer erklären, warum es in Deutschland gerade wirtschaftlich bergab geht. Noch ist zwar der hiesige Arbeitsmarkt ziemlich stabil. Doch die neusten Zahlen deuten an, wohin es geht: abwärts. Die Bundesregierung muss endlich umsteuern und darf die Wirtschaftspolitik nicht den Grünen überlassen, meint Cicero-Wirtschaftsredakteur Daniel Gräber. Für ihn sind die Arbeitsmarktzahlen die Vorboten der kommenden Krise. Für viele Deutsch-Türken ist die Krise längst da – zumindest die politische Krise in der Türkei. Doch die deutsch-türkische Community ist polarisiert. Im Interview erklärt Levent Taşkıran, Präsident des Vereins türkischer Studenten und des Vereins türkischer Akademiker in Köln, wie Politik und Gesellschaft hier helfen können. Denn für ihn ist klar: „Wer in Deutschland AKP wählt, ist nicht grundsätzlich deutschlandfeindlich“. Der SPD-Politiker Jochen Welt beschäftigt sich derweil in einem Gastbeitrag mit der Achillesferse unserer Demokratie. Ihm geht es um die unkontrollierte Zuwanderung: Das Maß an Zuwanderung muss für die Mitglieder einer Gesellschaft verarbeitbar sein, schreibt Welt. Ist das nicht der Fall, kann sich ein unter normalen Umständen möglicher Nutzen ins Gegenteil verkehren – und zur Gefährdung der Gesellschaft führen. Ein lesenswerter Zwischenruf in einer wichtigen Debatte. Ihr Ralf Hanselle, stellvertretender Chefredakteur |