● TV: Weidel vs. Wagenknecht |
● Straßburg: Orban teilt aus |
● Duschkopf: Zuhause für Viren |
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Liebe Leserin, lieber Leser, um 2 Uhr 37 ist Hurrikan „Milton" mit Windgeschwindigkeiten um die 200 km/h bei Sarasota auf die Westküste von Florida getroffen. Bereits Stunden zuvor war das Stromnetz zusammengebrochen, mindestens eine Million Menschen sind ohne Strom. Mittlerweile wurde der Wirbelsturm auf die Kategorie 2 herabgestuft, ist aber mit anhaltenden Windgeschwindigkeiten von 175 km/h nicht weniger gefährlich. Es besteht akute Lebensgefahr und die Aussicht auf katastrophale Sturzflut-Schäden. Durch einen von „Milton" hervorgerufenen Tornado starben mehrere Menschen, berichtet CNN. Zehntausende Bewohner des US-Bundesstaats waren gestern vor dem Wirbelsturm geflohen. Während in den USA die Hurrikan-Saison wütet, lassen in Deutschland die Sorgen vor extremen Wetterphänomenen und Klimawandel nach. Das geht aus der Langzeitstudie „Die Ängste der Deutschen“ der R+V Versicherung hervor. Demnach ist die Angst vor Naturkatastrophen (44 Prozent) um drei Prozentpunkte und vor Klimawandel (42 Prozent) um 5 Prozentpunkte zurückgegangen. Die beiden zentralen Themen 2024 lauten: Inflation und Migration. Auffällig ist der Trend: Inflationsangst sank im Vergleich zu 2023 um acht Punkte auf 57 Prozent, Zuwanderungsthemen gewannen an Gewicht. Vom Höchststand 2016 (61 Prozent) ist die Sorge vor Migration aber deutlich entfernt. Den stärksten Anstieg erlebte die Angst vor politischem Extremismus (46 Prozent, plus acht). |
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Die Top 5 der „Ängste der Deutschen“ |
| | Für die Studie geben Befragte unter vorher ausgewählten Themen an, für wie bedrohlich sie ein Ereignis halten.Daraus wird die Rangfolge ermittelt. Quelle: R+V; Illustration: Freepik |
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Nicht auf Ängste, sondern auf Ärgernisse schaut das Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler, die alljährliche Kollektion von Steuergeldverschwendung in Bund, Ländern und Gemeinden. Hier ein Auszug: Da ist die stillgelegte nagelneue Solar-Fähre bei Schleswig (Umbaukosten noch offen), die Brücke ins Nichts in Südhessen (€ 300.000) eine unrunde Kurve bei Naumburg (€ 500.000), ein zusätzlicher Landtags-Vizepräsident in Niedersachsen (€ 180.000/Legislatur), weitgehend ungenutzte Flüchtlingsunterkünfte in Rheinland-Pfalz (€ 4,7 Mio.), antike Telefonverträge in Aachen (statt Flatrates), ein Flop-WC in Hamburg (bislang € 2,8 Mio), und ein feiner Krötentunnel im feinen Blankenese. Für schlappe 465.848 Kröten, äh, Euro. Wo sehen Sie Verschwendung von öffentlichen Geldern? Schreiben Sie uns an feedback@focus-magazin.de |
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| Alice Weidel und Sahra Wagenknecht bei Welt TV (© dpa) |
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Wagenknecht: Keine Koalition mit „Neonazi"-Sumpf |
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Wie nah sind sich Alice Weidel und Sahra Wagenknecht? Diese Frage stand über der ersten TV-Konfrontation zwischen der AfD-Chefin und der BSW-Vorsitzenden gestern bei Welt TV. Ein Überblick: Wirtschaftspolitik: Während Weidel niedrigere Energiepreise, ein besseres Ausbildungsniveau und Steuersenkungen forderte, würde Wagenknecht vor allem wieder russisches Gas beziehen. Nahost: Uneinig waren sich beide Frauen in der Frage der Israel-Unterstützung. Weidel stellte sich hinter das von der Hamas überfallene Land: „Jedes Land hat ein Recht auf Selbstverteidigung.“ Wagenknecht forderte hingegen eine sofortige Waffenruhe. Ukraine-Krieg: Beide plädierten für schnelle Verhandlungen. Wagenknecht: „Die Ukraine (…) muss verhandeln.“ Weidel unterstellte Themen-Klau: „Das sind AfD-Positionen“. Migration: Wagenknecht versuchte sich hier am stärksten von der AfD zu distanzieren. Ihr werde bei Aussagen von AfD-Mann Björn Höcke „übel“, der Millionen von Menschen „remigrieren“ wolle. Weidel forderte, alle ausreisepflichtigen Migranten sofort abzuschieben. Fazit: Während Weidel sich bemühte, große inhaltliche Schnittmengen mit Wagenknrecht herauszustellen, versuchte die BSW-Frau sich zu distanzieren. Immer wieder warf sie Weidel vor, sich nicht von Rechtsextremist Höcke abzugrenzen. Auf Nachfragen des Moderators schloss sie eine Koalition mit Leuten aus, die im „Neonazi"-Sumpf steckten. Weidel habe das ständige Herumreiten auf der Personalie Höcke im Nachhinein als nervig empfunden, berichtet FOCUS-Kollegin Antje Hildebrandt, die das Duell im Studio verfolgte. |
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| Ursula von der Leyen gestern im Europaparlament, beäugt von Viktor Orban (© EPA) |
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Orban und von der Leyen: Schlagabtausch in Straßburg |
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Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban hat gestern im Europaparlament eine radikale Kehrtwende vom EU-Asylsystem gefordert. Die Abkopplung der EU von russischer Energie bedrohe zudem das Wachstum, kritisierte der Rechtsnationalist, dessen Land die Gasbezüge aus Russland sogar ausbaut. Ursula von der Leyen bezeichnete er als politische Waffe, die gegen Patrioten eingesetzt werde. Die EU-Kommissionspräsidentin wiederum kritisierte, Orban werfe seine Probleme nur den Nachbarn über den Zaun. Schleuser würden in Ungarn vorzeitig aus der Haft entlassen, keine Sicherheitschecks für Russen bei der Einreise durchgeführt und Chinas Polizei erlaubt, in Ungarn zu arbeiten. Außerdem diskriminiere das Land Unternehmen aus der EU durch höhere Steuern oder willkürliche Inspektionen. Hintergrund: Bei der Asylpolitik liegen Orban und die EU im Dauerstreit. Von der Leyen hat wohl auch deshalb so scharf reagiert, weil sie das Orban-kritische Mitte-Links-Lager im Europaparlament braucht, um eine Mehrheit für ihre Kommissions-Kandidaten zu erhalten. |
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Gastbeitrag von Karl-Theodor zu Guttenberg |
Auf dem Prüfstand In nicht einmal einem Monat wählen die US-Amerikaner einen neuen Präsidenten. Wie wird sich die Beziehung zu Deutschland entwickeln? Welche Zukunft hat die Partnerschaft? | |
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| Gesundheitsminister Lauterbach will den Import von Kochsalzlösungen aus dem Ausland erlauben (© imago-images) |
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Kochsalzlösungen: Knappheit trotz Import-Vorschlag? |
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In Deutschland wird hochreine Kochsalzlösung für Infusionen oder Operationen knapp. Mit Kochsalz in Wasser auflösen ist es damit leider nicht getan. Wenn die Flüssigkeit in den menschlichen Körper gelangen soll, sind superreine Rohstoffe und sterile Abfüllung in sterile Gefäße nötig. Das leisten nur eine Handvoll Hersteller weltweit. Und zwei große Produzenten, Fresenius Kabi und B. Braun, können aktuell in Deutschland nicht genug liefern. Apotheken und Kliniken schlagen Alarm: Im Klinikalltag ist Kochsalzlösung elementar. Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat deshalb gestern angekündigt, den Import aus dem Ausland erlauben. Doch auch in anderen Ländern herrscht Knappheit. In den USA hat Hurrikan Helene ein Werk von Baxter, das 60 Prozent des US-Bedarfs an Infusionslösungen deckt, schwer beschädigt. Frühestens zum Jahresende wird dort wieder voll produziert. Eine Produktionsstätten der Nr. 2 im US-Markt, B. Braun, liegt im prognostizierten Pfad des Supersturms Milton. Zwei Tage bleibt der Standort geschlossen – wenn er nicht auch Schaden nimmt. Warum sind so wichtige Medizinprodukte derart schlecht verfügbar? Grob gesagt, weil sich das Geschäft nur für wenige, große Hersteller lohnt. Ein Brancheninsider: „Man bezahlt für Sprudel das gleiche oder mehr als für manche Infusionsarzneimittel.“ |
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1,7 Jahre könnten Raucher länger leben, selbst wenn sie erst im Alter von 65 die Zigaretten sein lassen. Durchschnittlich acht Jahre gewinnt, wer das Qualmen schon mit 35 einstellt, schreiben Forscher der Universität Michigan in einer aktuellen Studie. |
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| Demis Hassabis auf der DLD 2017 in München (© DLD) |
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Chemie-Nobelpreis: Triumph eines Wunderkindes |
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Im Jahr 2017 war Demis Hassabis Speaker auf der DLD-Konferenz von Hubert Burda Media in München. Gestern wurde der 48-jährige Brite mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet, gemeinsam mit den US-Amerikanern John Jumper, 39, und David Baker, 62. Hassabis gehörte mit 13 Jahren bereits zu den besten Schachspielern seines Alters weltweit; er studierte in Cambridge, promovierte als Neurowissenschaftler und ist einer der Gründer der Firma Deep Mind, die Google 2016 für angeblich 650 Millionen Dollar übernommen hat. Seine Künstliche Intelligenz AlphaFold, die er gemeinsam mit John Jumper entwickelte, ist nun der Grund für den Nobelpreis. Mit ihr können Biochemiker innerhalb weniger Minuten die dreidimensionale Faltung von Proteinen vorhersagen. Zuvor brauchten sie oft Jahre, um die komplexe Struktur von Eiweißen zu entschlüsseln. Jetzt ist Medikamenten-Design viel schneller und gezielter. Ein „Apollo Programm für künstliche Intelligenz“ wolle er starten, sagte Hassabis 2017 auf der DLD-Konferenz. Das scheint ihm gelungen zu sein. |
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Gewinnerin: Sie hat eine hochkarätige 14-köpfige Jury und die FOCUS Money-Redaktion überzeugt! Mirjam Mohr, 50, Vorständin bei der Interhyp Gruppe, erhielt am Mittwochabend den Female Finance Award neben den Gewinnerinnen Julia Kruslin, Sophie Thurner, Helen Dieckhöfer und Sarah Klinkhammer. Die Mathematikerin Mohr verantwortet seit 2010 das Privatkundengeschäft der Baufinanzierungsberatung. Zuvor arbeitete sie bei Unicredit und Goldman Sachs. Das Briefing-Team sagt: Glückwunsch an alle Gewinnerinnen! | |
Verlierer: Der Bundestagsabgeordnete Matthias Moosdorf, 59, arbeitet seit kurzem für die Moskauer Gnessin-Musikhochschule, berichtet t-online. Trotz des russischen Angriffskriegs! Der Cellist sieht das als „Zeichen der Verständigung”. Als Honorarprofessor nimmt er allerdings auch gern ein Honorar (Höhe unklar). Moosdorf ist außenpolitischer Sprecher der AfD Fraktion. Sein Vorgänger Petr Bystron steht unter Geldwäsche-Verdacht. | |
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… dürfte sich herumgesprochen haben, dass unser Darm ein Mikrobiom beherbergt. Auch auf der Haut lebt ein Zoo von Bakterien, Viren und Pilzen. Doch Forscher der Northwestern University im US-Bundesstaat Illinois haben jetzt einmal die Virenpopulationen in Badezimmern untersucht. „Die Zahl und Art der Viren, die wir gefunden haben, ist verrückt“, sagt Studienleiterin Erica Hartmann. „Viele haben wir noch nie zuvor gesehen.“ Jede einzelne Zahnbürste und jeder Duschkopf sei ein eigener Kosmos mit unterschiedlichem Mix der Arten. | | Der Duschkopf – eine Villa für wohlgesonnene Viren (© dpa) | Bevor Sie Ihr Bad jetzt mit Sagrotan-Spray einnebeln: Von den winzigen Wesen droht keine Gefahr. Die 600 entdeckten Typen attackieren nicht den Menschen, sondern Bakterien. Sie zählen zur Gruppe der Phagen, die der Entwicklung neuartiger Antibiotika dienen könnten. Es sei unnötig, die unsichtbare Wildnis mit Desinfektionsmitteln zu bekämpfen, versichert Mikrobiologin Hartmann. Einfach Duschköpfe gelegentlich mit Wasser und Seife reinigen und öfter mal die Zahnbürste wechseln. Herzlich | | Tanit Koch |
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