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Die am Donnerstag nach Likes und Shares erfolgreichsten journalistischen Artikel beschäftigten sich an einem Tag ohne größere Aufreger mit einem Intensivtäter namens "King Abode", einem Gerichtsurteil in einem Vergewaltigungsverfahren in Wien, sowie einem Telekommunikationsunternehmen, das dem an Krebs erkrankten ehemaligen Stabhochsprung-Star Tim Lobinger keinen Handy-Vertrag geben wollte. Vor diese Artikel schob sich ein Text, der nicht viel mit Journalismus zu tun hat, aber von vielen Menschen leider so wahrgenommen wurde. David Berger titelte in seinem Blog "Philosophia Perennis": "Hitlergruß-Mann von Chemnitz bei der Antifa in Berlin wieder aufgetaucht?" Eine Frage, die man mit einem schlichten "Nein" beantworten kann. Es geht um den Mann, der bei einer der Demos in Chemnitz mit Hitlergruß gefilmt und fotografiert wurde und danach schon für journalistische Fehler sorgte. Berger will den Mann nun bei Gegenprotesten gegen eine Demonstration von Rechten in Berlin gesehen haben. Und zwar in einem Video von RT Deutsch. "Die Ähnlichkeiten zwischen beiden Personen auf den hier veröffentlichten Screenshots sind auf jeden Fall äußerst frappierend. Entdecken Sie ihn hier bei 1.44? Oder handelt es sich hier um einen anderen, ihm nur ähnlich sehenden Mann?" Auch hier lautet die Antwort wieder: Nein. Niemand in dem Video sieht auch nur entfernt so aus wie der Chemnitzer Demonstrant. Niemand. Auch nicht der bei Minute 1:44 offenbar gemeinte Mann mit Hoody-Kapuze rechts im Bild. Was Berger in diesem Fall macht, ist kein Journalismus, sondern das Anheizen von Verschwörungstheorien, die den Mann schon an den Tagen der vielen Berichte aus Chemnitz in die Nähe von Linken statt Rechten bringen wollten. Die Wahrheit sieht anders aus. Ja, der Mann ist womöglich gar kein Rechtsradikaler, der aus Überzeugung den Hitlergruß zeigte. Wie die Freie Presse von seinem Gerichtsprozess berichtet, ist er offenbar einfach nur ein Alkoholkranker, der seit August "unter Betreuung" steht, "eher zufällig" in die Chemnitzer Demo geraten sei und laut "überschlägigen Berechnungen" "zwei bis drei Promille Alkohol intus gehabt" haben müsse. Mit politischem Denken hatte das Zeigen des Hitlergrußes in diesem einen Fall offenbar also nicht viel zu tun, sondern einfach nur mit einem besoffenen Kopf. Aber solche Meldungen taugen natürlich in gewissen Kreisen deutlich weniger zum Aufreger als Verschwörungstheorien. Den größten Anteil der über 10.000 Interaktionen für den Text hat übrigens das offizielle Twitter-Account der AfD Bayern besorgt, auf dem allen Ernstes getwittert wurde: "Die #Antifa macht es echt geschickt. #Hetzjagd in #Chemnitz erfinden. #Hitlergruß-Zeigenden in den Trauermarsch einschleußen & alle Medien plus Altparteien stürzen sich auf die #AfD & die Trauernden.#Maaßen gestürzt. Dtl wieder Linker. #LtwBayern". Genau so gehen Verschwörungstheorien. |