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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Donnerstag, 01.09.2022 | Meistens sonnig bei Höchstwerten um 21°C. | ||
+ Pünktlich zum Herbstbeginn: In Kreuzberg darf wieder gegrillt werden + Unpünktlich zum Bürgeramt: Jeder fünfte lässt seinen Termin verfallen + Unglaublich, aber Berlin: An City-Toiletten kann doch nicht mit Karte bezahlt werden + |
von Lorenz Maroldt und Co-Autorin Lotte Buschenhagen |
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„Stau auf der Schnellerstraße“ (im Südosten Berlins gelegen) und „Verzögerung bei der Schneckenbrücke“ (Nordwesten) sind Checkpoint-Klassiker. Vor allem in Sachen „Ernststraßensteg“ (so heißt die Schneckenbrücke offiziell, aber sprechen Sie das mal mit viel Tempo!) gibt es immer was zu lachen: Laut Senatsmitteilung vom Oktober 2017 sollte die Brücke 2019 saniert werden (Agh Drs. 18/12694). 2019 verkündete der Senat eine Verschiebung auf 2020 (18/21389). Als 2021 noch immer nichts passiert war, wurde ein Baubeginn für das Jahr 2022 angekündigt (18/28083). Jetzt gibt es einen neuen Termin: „frühestens in 2023“ (DS 19/12838). Die Begründungen des Senats sind immer die gleichen: begrenzter Personalkapazitäten…andere Prioritäten… keine unmittelbare Einsturgefahr… usw. Die wegen ihrer Spiralform umgangssprachlich nach den kleinen Tierchen benannte Brücke macht ihrem Namen also weiterhin alle Ehre. (Q: Anfrage MdA Björn Wohlert, CDU). PS: Ergänzend teilt der Senat dazu noch mit, „dass mittelfristig von einem Neubau des Bauwerkes ausgegangen werden kann“, weil der Ernststraßensteg (Achtung, kurze Atempause) „zum Radvorrangnetz des Landes Berlin“ gehört – aber Fahrradfahren auf der alten Brücke nicht erlaubt ist. PPS: Wenn eine durchschnittliche Berliner Schnecke bei der Erstverkündung des Sanierungsvorhabens im Jahr 2017 losmarschiert wäre, hätte sie bis heute 131 Kilometer zurückgelegt (zu Fuß, nicht mit dem Fahrrad) – das ist 5,7 x die Distanz zwischen Ernststraßensteg und Schnellerstraße. | |||||
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Schneckentempo reicht in der Regel auch, um nach einer Terminvereinbarung (wenn sie denn gelingt) pünktlich das Bürgeramt zu erreichen: Durchschnittlich 33,3 Tage vergehen zwischen der Buchung und dem Besuch (versprochen hatte uns die Regierende Bürgermeisterin 14 Tage). Schauen wir uns die Zahlen mal etwas genauer an (erstes Halbjahr 2022): Die längste Wartestrecke mutet uns Reinickendorf mit 47 Tagen zu. Auffällige Koinzidenz: Das Bürgeramt hat hier auch nur 34 Stellen besetzt. Am schnellsten geht es mit 27 Tagen in Mitte, besetzte Stellen hier: 80 – das sind berlinweit die meisten. Mit etwas gutem Willen (und wer hat den nicht in Berlin) lässt sich ein leichter Trend zum Besseren erkennen – allein bis zum Juli dieses Jahres wurden bereits 1,174 Millionen Termine vereinbart, im gesamten vorpandemischen Jahr 2019 waren es 1,476 Millionen. Die Zahl der Besucher insgesamt (inkl. Notfallkunden und Spontanterminen) stagniert allerdings im Vergleich zu 2019. So, lange genug um das heißeste Thema dabei herumgekreist: Wie viele Berlinerinnen und Berliner lassen denn nun ihre gebuchten Termine wirklich verfallen (ohne sie zu stornieren)? Sie erinnern sich: Franziska Giffey sprach zu Jahresbeginn von „bis zu 25%“, woraus sie eine Mitverantwortung der Kunden für den mangelhaften Service ableitete, und Monika Herrmann, Ex-BM von F’hain-Xberg, wollte Terminschwänzer sogar mit 20 Euro „Bearbeitungsgebühr“ bestrafen. Hier die aktuellen Terminausfallzahlen für das erste HJ 2022: Charlottenburg-Wilmersdorf 10% Spandau 11% Pankow 13% Neukölln 16% Lichtenbeerg17% Treptow-Köpenick 18% Steglitz-Zehlendorf 22% Tempelhof-Schöneberg 22% Marzahn-Hellersdorf 23% Friedrichshain-Kreuzberg 24% Reinickendorf 24% Mitte 33% Einmal den „Mathe mit Checkpoint“-Rechner angeworfen, Moment, macht zusammen… wow: 233%! Und im Ernst: Berlinweit werden 19,4% aller vereinbarten Termine nicht wahrgenommen (ohne die verpeilten Mitte-Terminatoren wären es sogar nur 18,1%). Vergeben werden die Termine aber trotzdem, versichert Staatssekretär Ralf Kleindiek – und zwar an Spontan- und Notfallkunden. Wer es also ohne nervige Vorabvereinbarung versuchen will, besitzt in Mitte die größten Chancen, gleich dranzukommen: Jeder dritte Kunde hat seinen Termin dort inzwischen vergessen oder dann doch an dem Tag etwas Besseres vor. (Q: Agh Drs 19/12 858, MdA Adrian Grasse, CDU). Und wie sieht’s bei der Checkpoint-Community aus? Sind wir schludriger Durchschnitt, zuverlässig wie Charlottenburg-Wilmersdorf oder doch eher „Mir doch egal“-Mitte? Dafür brauchen wir jetzt Sie. Und bitte nur ehrliche Antworten (ist ja auch anonym): | |||||
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2016 freute sich Franziska Giffey über die Einführung der Ordnungsamts-App noch so: „Jeder kann mitmachen, damit wir schnell wissen, wo es hakt und reagieren können.“ Vor allem Müll sollte gemeldet werden. Dann stellte sich heraus, dass die Statusmeldung „erledigt“ nur bedeutet, dass der Vorgang von einem Schreibtisch auf den anderen geschoben wurde (siehe dazu auch unser beliebtes „Behördenpingpong“), der Müll aber oft liegen blieb. Und jetzt sind nicht einmal mehr die Meldungen willkommen – wer Müll meldet, gilt dem Ordnungsamt offenbar inzwischen als Störenfried, wie diese Rückmeldung zeigt: „Die BSR beseitigt in regelmäßigen Abständen in der von Ihnen genannten Straße illegale Müllablagen, um so die Verbesserung der Stadtsauberkeit in Mitte zu realisieren. Wir bitten von weiteren Meldungen für diese Straße abzusehen.“ (Original hier). | |||||
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Vor ein paar Tagen stand die nette alte Dame, die ich vom Spazierengehen am Historischen Hafen kenne, ratlos mit ihrem Rollator vor der City-Toilette in der Rungestraße. Mit Kleingeld kam sie hier nicht mehr rein, von der Umstellung auf Kartenzahlung hatte sie noch nichts gehört. Ich wollte ihr mit meiner Karte helfen, aber auch das dauerte ewig. Ich dachte schon, vielleicht bin ich dafür einfach ein bisschen zu blöd. Dann kam eine Mail von Debora Weber-Wulff im Checkpoint-Postfach an, und ich wusste: Ich bin nicht allein. Sie schrieb: „Ich hatte gestern das Unglück, kurz vor dem S-Bahnhof Spindlersfeld eine öffentliche Toilette aufsuchen zu wollen. Münzen funktionieren nicht mehr, und laut Aussage am Häuschen geht dort auch die App nicht. Aber frei war's, also habe ich meine EC-Karte gezückt. Es passierte: nichts. Hm, nächste Karte mit ‚kontaktlos‘-Bezahlfunktion: nichts. Dritte Karte, jetzt eine Kreditkarte: nichts. Vielleicht halte ich die Karte falsch, habe alle Orientierungen und über die gesamte Fläche versucht: nichts. Also habe ich die ‚Service Hotline‘ angerufen. Ich werde begrüßt, man freut sich, dass ich anrufe. Ich soll nur etwas Geduld haben. Ich warte. Dann kommt noch eine Ansage, leider, leider kann man mein Gespräch gerade nicht entgegennehmen, ich soll eine Nachricht hinterlassen und man werde mich umgehend zurückrufen. Ich hinterließ eine Nachricht, es passierte: nichts.“ Wir verkürzen uns die Wartezeit mit einem Zitat von Marie von Ebner-Eschenbach: „Wenn die Zeit kommt, in der man könnte, ist die vorüber, in der man kann.“ Wirklich tröstlich ist das nicht – jedenfalls nicht dann, wenn man muss. | |||||
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